Prag (Stadt)
Prag (tschech. Praha)
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1 Geographie
Lage und Administration Stadt im „Prager Becken“ (Pražská kotlina) im Zentrum Böhmens an der Moldau gelegen, 177–399 m ü. d. M. Das Stadtgebiet umfasst ein Territorium von 496 km² mit einer Bevölkerung von 1.188.126 (2006).
Das Klima von P. ist der kontinentalen Zone zuzurechnen. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 7,8 °C. Die durchschnittliche Temperatur beträgt im Januar –2,4 °C und im Juli 17,5 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt im Schnitt 526 mm.
Verwaltet wird die Stadt mit ihren 22 Verwaltungsbezirken von Selbstverwaltungsorganen und Organen der Staatsverwaltung. Allerdings verstößt diese Aufteilung gegen das Gesetz über die territoriale Gliederung der Tschechischen Republik, nach dem P. aus 10 Verwaltungsbezirken bestehen soll, was mehrmals Gegenstand parlamentarischer Debatten gewesen ist. Die Selbstverwaltungsorgane sind die Stadtvertretung der Hauptstadt Prag (Zastupitelstvo hlavního města Prahy) mit 70 auf 4 Jahre gewählten Abgeordneten, derzeit (2006) hat die Partei Občanská demokratická strana mit 30 Sitzen die Mehrheit und stellt auch den Primator), der Rat der Hauptstadt Prag mit 11 aus den Reihen der Abgeordneten gewählten Mitgliedern unter dem Vorsitz des Primators Pavel Bém, sowie der Magistrat, die Stadtpolizei und weitere ausführende Organe.
Ferner ist P. Sitz des Staatspräsidenten, der Regierung, des Parlaments und wichtiger Gerichte. P. besitzt 3 Universitäten (davon zwei staatliche), 26 sonstige Hochschulen, 204 Sekundarschulen, 220 Primarschulen und 340 Kindergärten, dazu kommen zahlreiche Institute der „Tschechischen Akademie der Wissenschaften“ (Česká akademie věd a umění), das Nationalmuseum und weitere Museen, die Nationalbibliothek, Galerien und ausländische Einrichtungen wie das Institut Français und das Goetheinstitut. P. ist mit zwei großen Konzerthäusern, vier großen Theatern und weiteren kleineren Bühnen sowie dem P.er Symphonieorchester, kulturelles Zentrum von europäischem Rang.
Während der letzten Volkszählung (2001) gaben 93,1 % der Bevölkerung eine tschechische Nationalität an, zu den zahlenmäßig größten ethnischen Minderheiten gehörten Slowaken (1,6 %), Russen (0,5 %), Ukrainer (0,4 %), Deutsche, Mährer und Vietnamesen (je 0,1 %). Inzwischen ist jedoch der Ausländeranteil in P. deutlich gestiegen (89.911 bzw. 7,6 % 2005), wodurch sich die Proportionen etwas verändert haben. Zu den zahlreichsten Ausländergruppen gehören Staatsangehörige der Ukraine (30.722), Slowakei (14.255), Russlands (8576), der USA (2372) Serbiens und Montenegros (2015) Deutschlands (1958), Polens (1746) und Bulgariens (1625). 63,7 % Einwohner P. deklarierten sich 2001 als Atheisten. Die größte Zahl an Gläubigen weisen die christlichen Kirchen auf: 17,6 % der Einwohner bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche, 1,5 % zur „Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche“ (Církev československá husitská) und 1,4 %zur „Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder“ (Českobratrská církev evangelická).
Wirtschaft und Verkehr
P. verfügt über ein dichtes Verkehrsnetz (54,7 km Untergrundbahn, ca. 138 km Straßenbahn, ca. 3508 km Straßen, ca. 244 km Eisenbahn) und ist als Eisenbahnknotenpunkt, Hafen und mit dem Flughafen Ruzyně (10.777.020 Passagiere und 67.774,4 t Warenumschlag 2005) an den internationalen Verkehr angeschlossen.
Insgesamt sind im Prager Handelsregister (2005) über 426.000 Kaufleute, Personen- und Kapitalgesellschaften registriert. Zu den größten Betrieben gehören u. a. der Energiekonzern ›ČEZ‹, ›Český Telecom‹, die Transportunternehmen ›České dráhy‹ und ›České aerolinie‹, sowie ›Škoda Praha‹ und die Elektrotechnikfirma ›ČKD dopravní systémy‹. Zu den ausländischen Firmen P.s zählen ›Siemens‹, ›ÖMV‹, ›Erste Bank‹, ›Société Générale‹. Eine bedeutende Rolle spielt der Fremdenverkehr mit 4109 Tsd. Übernachtungen in Beherbergungsstätten jährlich, davon 3725 Tsd. Auslandsgäste (2005). P. ist der größte Arbeitsmarkt in der ČR mit über 888.449 Arbeitnehmern (2005), dazu 110.000 Pendler und über 50.000 Ausländer, die in P. arbeiten, davon 83,4 % im Dienstleistungsbereich. 2005 lag die Arbeitslosigkeit bei 3,3 % (ČR 8,8 %).
2 Kulturgeschichte
Das Gebiet der Stadt P. ist seit der Steinzeit besiedelt, im 4. Jh. v. Chr. von den keltischen „Bojern“, vierhundert Jahre später von den Markomannen; im 4. – 6. Jh. lebten „Thüringer“ und Langobarden im P.er Becken, die von den Slawen abgelöst wurden.
P. im Mittelalter
Die Burg P. (tschech. Pražský hrad), in der ein steinerner Herzogsstuhl des Stammes der Tschechen stand, war seit Ende der Herrschaft des Hz. Bořivoj I. (867/8–888/9) Sitz der Přemysliden und zugleich wichtiges kirchliches Zentrum. Hier entstanden zuerst die Marienkirche (889/90), dann die St.-Georgs-Basilika (vor 921, 973 eine Benediktinerinnenabtei) und die Veitsrotunde, die 973 zur Kathedrale des neu gegründeten P.er Bistums erhoben wurde. Mit dem zweiten Prager Bischof Adalbert (sv. Vojtěch, * um 956 † 23.4.997) verstärkten sich die kulturellen Kontakte sowohl mit Süd- und Westeuropa, als auch mit Polen und Ungarn. Im Umfeld der Kirchen P.s entstanden erste lateinische und auch slawische liturgische Handschriften. Um das Jahr 1100 brachten die Prager Skriptorien bedeutende Zeugnisse der Buchkunst wie den sog. „Vyšehrad Kodex“ (latein. Codex Vysehradensis) hervor; weiters verfasste der Dekan des Domkapitels Cosmas (ca. *1045 †1125) hier die erste böhmische Chronik. Einen ähnlichen Impuls erhielt P. wieder in der Zeit der Kreuzzüge insbesondere durch Kg. Vladislav I. (1158–72) und seine Mitarbeiter, die Bfe. Gervasius und Heinrich Zdik von Olmütz.
Von 1060–1143 residierten die böhmischen Herrscher am rechten Moldauufer südlich von der Burg auf dem Felsen Vyšehrad, auf dem sie zudem noch ein eigenes Kapitel errichteten, das in Konkurrenz zum P.er Domkapitel treten sollte. Die Burg behielt aber ihre Bedeutung als Ort der Hauptkirche Böhmens. Zu Füßen der Burg entwickelte sich früh ein bedeutendes Handelszentrum (insbes. für Sklaven) an der Straße von Cordoba nach „Choresmien“ (heute usbek. Xorazm), in dem sich auch deutsche, jüdische und romanische Kaufleute niederließen. Aus einigen der am rechten Ufer gelegenen Siedlungen, welche bereits vor 1200 zusammen über 30 Sakralbauten aufweisen konnten, entstand um einen zentralen Markt herum 1230 durch Ummauerung die „Größere bzw. Altstadt“ (heute Staré Mesto, bis 1287 existierte noch die sog. „Gallusstadt“ oder civitas circa s. Gallum), die die spätere „Kleinseite“ (heute Malá Strana) wirtschaftlich deutlich in den Schatten stellte. Beherrscht wurde die Altstadt durch Patrizier aus v. a. deutschsprachigen Familien von Fernhändlern, Unternehmern im Bergbau, Münzmeistern und Lokatoren mit europaweiten familiären Beziehungen. Aus ihnen gingen die ›iurati‹ hervor, die seit 1287 einen zwölfköpfigen Stadtrat bildeten, der zunächst noch vom ›iudex‹ (vor 1267) abhängig war.Das Altstädter Stadtrecht wurde aus süddeutschen Stadtrechten und aus dem Gewohnheitsrecht kompiliert, während die „Kleinseite“, 1257 von Lokatoren unter Vertreibung der Alteingesessenen völlig neu begründet, Magdeburger Stadtrecht erhielt. Zünfte sind spätestens seit 1318 belegt (im 14. Jh. insgesamt ca. 20). Sie traten im letzten Drittel des 13. Jh. in Konkurrenz zum Patriziat. Als Aufsichtsbehörde über das wirtschaftliche Gebaren fungierte wohl bereits vor 1406 ein Sechserrat. Eine erste Polizeiordnung (1331) wurde im Zusammenhang mit der Pflasterung der Gassen der Altstadt (1328) erlassen (Kleinseite 1338), die der Verunreinigung von Straßen und Gräben und der Brandgefahr Einhalt gebieten sollte.
Die Altstadt wurde Anziehungspunkt für zahlreiche Orden, die hier ihre Häuser im neuen Stil der Gotik errichteten: Templer (1223), Dominikaner (1226), v. a. aber die Stiftungen der seligen Agnes, die Franziskaner (1232), Klarissen (1233) und die Kreuzherren mit dem roten Stern, die seit 1252 an der Judithabrücke (1170) ein Hospital unterhielten, das das alte Marienhospital aus dem 12. Jh. ablöste.
Die Burg entwickelte sich unter den Königen Otakar II. Přemysl (1252–78) und besonders unter Václav II. (1283–1305) zu einem Zentrum des Minnesangs und der höfischen Kultur, die in den äußerst kostspieligen Krönungsfeierlichkeiten (als poln. Kg.) von 1297 gipfelten. Nach dem Burgbrand 1303 bezog der Kg. jedoch eine Stadtwohnung in der Altstadt.
Das Prag Karl IV.
Neue Impulse erhielt die Stadtentwicklung durch Kg. Karl IV. (1346–78, seit 1355 Ks.). Bereits bei seinem ersten Aufenthalt 1333 begann er mit dem Wiederaufbau der Burg nach Pariser Muster. Als Kg. und später als Ks. wurde sie seine ständige Residenz, die sich zusammen mit der Stadt zu einem Zentrum von Wirtschaft, Politik und Kultur von europäischem Rang mit ca. 40.000 Einwohnern entwickelte. Karl IV. beauftragte zunächst Mathias von Arras, später Peter Parler mit dem Bau der gotischen Kathedrale (1344/1356), die 1344 zur Metropolitankirche erhoben worden war; die Parlersche Bauhütte zeichnete auch für die neu errichtete Steinbrücke verantwortlich. Zu den weiteren Neugründungen Karls IV. gehörten eine Kartause im heutigen Stadtteil Smíchov (1342), das Slawenkloster Emaus (1347) und der Karmeliter mit der groß angelegten Kirche Maria Schnee. Unter Karl IV. wurde auch der Vyšehrad wieder belebt und ausgebaut (1348−50).
Von größter Bedeutung war die Gründung der Neustadt (1347/48), deren ummauerte Fläche von 360 ha bis ins 20. Jh. hinein Raum zum Wachstum bot. In der systematisch angelegten Stadt sollten sich vor allem emissionsträchtige Handwerksbetriebe ansiedeln (Gerber, Seifensieder u. a.), wobei aus Brandschutzgründen auf Steinbauweise Wert gelegt wurde. Auch die Kleinseite erhielt eine neue Ummauerung (u. a. Hungermauer). Ferner entstand auf dem Burgberg die dem Burggrafen unterstellte Stadt Hradčany.
Den hauptstädtischen Charakter stärkte nicht nur der Ausbau von Residenzen (Erzbischof von Mainz, Markgraf von Mähren, sächsischer Herzog u. a.), sondern vor allem die Gründung der Universität (1347/48), gegliedert in eine sächsische, böhmische, polnische und bayrische Nation, die auf ein dichtes Netz von 20 Pfarr-, drei Ordens-, vier Kapitelsschulen und eine slawischen Schule (Emaus) aufbauen konnte; hinzu kam eine jüdische Schule.
Das P. Karls IV. war ein Zentrum für Kunstschaffende und Intellektuelle: 1348 entstand die erste Künstlerzunft (u. a. Theoderich von Prag, Nicolaus Wurmser). Auf sie gehen zahlreiche Werke wie die Gemälde im Kreuzgang zu Emaus oder die „Velislav-Bibel“ zurück. Heinrich von Mügeln (†~1372), ein Begründer des Meistersangs, lebte in P., Johannes von Tepl schuf den Ackermann aus Böhmen, Franz von Prag (†~1350), Beneš Krabice z Weitmile (†1375) und Giovanni Marignolli (†1358/59) verfassten Chroniken; Cola di Rienzi und Francesco Petrarca gehörten zu den Besuchern. An der Universität entstanden neben Traktaten auch enzyklopädische Werke wie das Wörterbuch des Bartoloměj z Chlumce (Claretus). Daneben förderte Karl IV. die Verbreitung von in tschechischer Sprache verfasster Dichtung, Hagiographie und Passions- und Osterspielen.
Unter Kg. Václav IV. (1363−1400) entfaltete sich eine religiöse Erneuerungsbewegung angeführt von Konrad von Waldhausen (†1369), Jan Milíč z Kroměříže (†1374), und Matěj z Janova (†1393), die später zur hussitischen Revolution führte, welche die Entwicklung P.s über zwei Jahrhunderte bestimmte. Die Revolution nahm ihren Ausgang von der Universität, an deren Artisten- und Theologenfakultät der Magister Jan Hus (1376?–1415) die Thesen des englischen Theologen John Wyclif (†1384) gegen die Ansichten v. a. der deutschen Professoren verfocht. Die Auseinandersetzungen führten schließlich zu einer Neuorganisation der Universität, durch die die bisherige Übermacht der sächsischen und bayrischen zugunsten der böhmischen Nation eingeschränkt wurde, woraufhin die deutschen Studenten und Professoren die Universität verließen. Später, als nach längeren Verhandlungen Papst Nikolaus V. 1447 die neuen Universitätsstatuten genehmigt hatte, wurde die P.er Universität zur einzigen bikonfessionellen Lehranstalt Europas, bis es die utraquistische Seite in der Folge des Bruchs zwischen Papst Pius II. und König Georg 1462 durchsetzen konnte, dass alle Universitätsangehörigen den Eid auf die sog. Kompaktate ablegen mussten.Verurteilung und Tod von Jan Hus auf dem Konzil in Konstanz 1415 waren der Auftakt für jahrelange Kriege im Land, die die hussitischen Parteien gegen die Katholiken und gegeneinander führten. Erst mit dem Einzug Sigismunds in P. und der Durchsetzung der Kompaktate auf dem Baseler Konzil (1433) kehrte wieder Frieden ein, der nach dem Ende der utraquistischen Herrschaft Georgs v. Podiebrad 1471 im Wesentlichen bis 1618 dauern sollte.
Das Interregnum bzw. die Abwesenheit des Königs nach dem Tode Wenzels IV., der wieder in der Altstadt wohnte, und die geringe Präsenz Sigismunds und Albrechts II. (1437−39), die kurze Regierung seines lange unmündigen Sohnes Ladislaus Posthumus, die bescheidene Lebensführung Georgs v. Podiebrad und die chronisch leeren Kassen Vladislav II. sowie die Abwesenheit der Könige in der Zeit der Personalunion mit Ungarn minderten die Bedeutung P.s als Residenzstadt und damit seine Attraktivität für Künstler aller Art. Hinzu kam, dass auch der Erzbischofsstuhl, seit 1421 bis zu seiner Neubesetzung 1561 verwaist, als Mäzen ausfiel, und die Utraquisten und die „Böhmischen Brüder“ (Jednota bratrská) aber gegenüber der bildenden Kunst eher zurückhaltend waren. Gleichwohl wurden wichtige Bauwerke errichtet etwa im Zuge des Umbaus der Burg ab 1484, wo u. a. der gewaltige Vladislav-Saal (Benedikt Ried) entstand, in dem Elemente der Spätgotik bereits mit solchen der Renaissance verschmolzen. Kulturelle Bedeutung hatte aber v. a. der Buchdruck. Den hohen Alphabetisierungsgrad der Stadt ermöglichte ein dichtes Netz von katholischen und utraquistischen Pfarrschulen, unter denen die utraquistische Teynschule, die katholische Kathedralschule und für die Mädchenbildung die katholische Schule beim St.-Georgs-Kloster herausragten. Von der P.er Musik aus dieser Zeit ist über hussitische liturgische und militärische Gesänge hinaus wenig bekannt.Prag in der frühen Neuzeit
Mit König Ferdinand I. (1526–64) begann die Bedeutung P.s als Residenzstadt wieder zu steigen um ihren Höhepunkt unter der Regierung Rudolfs II. (1575–1611) zu erleben. Auf der Burg entfaltete besonders der Statthalter Erzherzog Ferdinand II. von Tirol eine ausgeprägte Tätigkeit als Mäzen und Organisator einer kulturellen Konjektur, zu deren Spitzen Jan Hodějovský z Hodějov (1496−1566) und der Verleger Jiří Melantrich z Aventyna (1511−80) gehörten. Unter Ferdinands Statthalterschaft verloren die P.er Städte jedoch die meisten Selbstverwaltungsrechte, die sie in der Zeit der hussitischen Revolution erworben hatten, als sie sich 1547 weigerten, Truppen gegen den Schmalkaldischen Bund zu stellen, und gemeinsam mit den Herren und Rittern eine Revolte planten.
Gleichwohl profitierte P. von der Gegenwart des Hofes und vom Zuzug des Adels, sodass die Stadt stark an Einwohnern zunahm (von ca. 25.000 Mitte des 16. Jh. auf ca. 60.000 Ende 16. Jh.). Die Neubürger trafen auf eine aufnahmebereite Einwohnerschaft, sodass nicht wenige von ihnen in die Elite der Stadt aufsteigen konnten. Die eher konsumierende als produzierende Stadt zog in wachsendem Maße Händler nach P., wobei zunächst noch die Nürnberger dominierten, deren Einfluss aber bereits unter Ferdinand von Tirol zugunsten von Händlern aus Italien, Wien, Salzburg, Frankfurt, Köln und den Niederlanden zurückging.
Gebäude im Stil der Renaissance prägten ab 1541 v. a. das Bild der Kleinseite, deren alte Bebauung einem Brand zum Opfer gefallen war. Hier verdrängten nun die finanzkräftigen Adligen und Hofleute die verarmten Bürger und ließen sich prachtvolle Paläste errichten (bspw. Palais Schwarzenberg).
Ein Höhepunkt der Entwicklung wurde unter Kg. Rudolf II. erreicht, der mit seinem Hof 1583 von Wien nach P. zog. Den wissenschaftlichen Neigungen des Herrschers dienten u. a. Tadeáš Hájek z Hájku (1525−1600), Tycho Brahe (1546−1601) und Johannes Kepler (1571−1630). Zugleich belebte die Konkurrenz zwischen der utraquistischen Universität und dem 1556 eröffneten Jesuitenkolleg das akademische Leben der Stadt. Der Hof lockte Maler wie Giuseppe Arcimboldo (1527−93) und Hans van Aachen (1527−1615) an, die nicht nur für den König, sondern auch für Adel und Bürgertum arbeiteten. Der wohl bekannteste Musiker, der sich zu dieser Zeit in P. aufhielt, war Jacobus Gallus (1550−91). Er fand eine hohe bürgerliche musikalische Kultur des ›consort music‹ sowie zahlreiche professionelle christliche und jüdische Kapellen vor.
Nach der erzwungenen Abdankung Rudolfs übernahm die Regierung Ferdinand (1617−37) von Steiermark, der 1617 jede politische Selbständigkeit der P.er Städte aufhob und der Aufsicht von königlichen Beamten unterwarf. Der Widerstand P.s, der anderen Städte und des Adels führte schließlich zur Wahl Friedrichs von der Pfalz. Die Niederlage am Weißen Berg (tschech. Bílá hora) 1620 und die darauf folgende Ausweisung der protestantischen Familien sowie der Aufkauf ihres Vermögens durch katholische Vertreter von Adel und Bürgertum veränderten Gesicht und Charakter der Stadt entscheidend.
Die in den Kriegswirren gelichtete Stadtbevölkerung ergänzte sich aus Zuwanderern aus dem böhmischen Umland und aus dem Ausland, wobei nicht nur Deutsche zuzogen, deren Einfluss nach der ›Vernewerte Landesordnung‹ 1627 gestärkt wurde, sondern neben anderen (Franzosen, Schotten, Iren) etablierte sich vor allem eine starke italienische Gemeinde von Künstlern und Architekten. Noch zweimal erlitt die Stadt große Bevölkerungsverluste durch die Pest (1680 und 1713), die jedes Mal durch Zuwanderung ergänzt wurden, sodass die Einwohnerzahl von um die 28.000 (1654) auf etwa 80.000 (1780) anwuchs. Mitte des 18. Jh. setzte sich die Bevölkerung zur Hälfte aus Dienstleuten, Gesellen und Arbeitern zusammen; ein Fünftel gehörte zu privilegierten Schichten wie Adel, Klerus und Akademikern. Die jüdische Gemeinde erlebte unter Rudolf II. eine goldene Zeit, für die Namen wie Jehuda Liwa ben Becalel (Rabbi Loew, 1520−1609) und Mordechaj Maisel (1528−1601) stehen, und wuchs auf etwa 6000 Mitglieder an. Die dadurch beengte Situation in der Judenstadt entspannte sich etwas, als im nahen heutigen Stadtteil Libeň eine Kolonie gegründet und aus dem Eigentum der vertriebenen Protestanten in der Stadt einige Häuser erworben werden konnten. Sonst mussten die Juden jedoch stets in Furcht vor Ausweisung leben, wie sie zuletzt von Maria Theresia befohlen wurden (1744), Sicherheit verlieh ihnen erst das Toleranzpatent (1781).Obgleich P. zur Zweit-Residenz der Habsburger herabsank, blieb es politisches und kirchliches Zentrum Böhmens. Viele Adlige zogen nach P. und ließen sich in und außerhalb der Stadt Palais erbauen. Auch die wachsende Zahl von Ordenshäusern (Ende 17. Jh. 26 Orden) stimulierte nicht nur die Bautätigkeit − besonders Kilian Ignaz Dientzenhofer (1689−1751) und Giovanni Blasius Santini-Aichel (1677–1723), − sondern gleichfalls Musik wie Jan Dismas Zelenka (1679−1745) und František Xaver Brixi (1732−71) und Malerei sowie Produktion und Verzehr von Konsumgütern. Den Buchdruck belebte nicht zuletzt der Bedarf der Universität. Die größte Auflage erzielte mit insgesamt 80.000 Stück jedoch die illustrierte Wenzelsbibel.
Die Position P.s wurde erst durch die österreichischen Erbfolgekriege und die darauf folgenden Kriege empfindlich geschwächt. Die frankophile Haltung der Stadt 1741 wurde von Maria Theresia nach der Rückeroberung bestraft, in dem sie 1749 die Statthalterei abschaffte. In der preußischen Belagerung 1757 wurden der Dom und zahlreiche Kirchen und zudem etwa ein Viertel der Häuser vernichtet oder schwer beschädigt. Auch die Josefinischen Reformen griffen mittels Abriss oder Zweckentfremdung von Kirchen und kirchlichen Häusern tief in das Stadtbild ein, erschütterten aber vor allem durch die Aufhebung zahlreicher Orden das kulturelle Leben. Mit der Vereinigung der P.er Städte Staré Město, Malá Strana, Nové Město, Hradčany 1783 wurde zwar ein Projekt der vorhabsburgischen Zeit vollendet, jedoch auf Kosten der Selbstverwaltung, die durch weisungsgebundene Ämter ersetzt wurde.
Gleichwohl blieb P. ein bedeutendes kulturelles und wissenschaftliches Zentrum. Die Aufhebung des Jesuitenordens 1773 nutzte letztlich der Universität, die seit 1654 als ›Carolo-Ferdinandea‹ in deren Händen gewesen war und zuletzt in ihrer Entwicklung stagnierte. Sie wurde ab 1774 durch die ›Privatgesellschaft in Böhmen zur Aufnahme der Mathematik, der Vaterländischen Geschichte unt der Naturgeschichte‹ als Vorläuferin der Akademie, und bereits 1767 durch die ›Kgl. ökonomisch-patriotische Gesellschaft im Kgr. Böhmen‹ ergänzt.
Prag als Industrie und Handelszentrum
Mit den Josefinischen Reformen wandelte sich P. von einer Residenzstadt zu einem bedeutenden Industrie- und Handelszentrum. Während bislang neben geringfügiger Land- und Weinwirtschaft vor allem das Handwerk dominiert hatte, wurden ab den 1760er Jahren Baumwoll- und Kattunmanufakturen errichtet, die insbesondere in der Zeit der Kontinentalblockade prosperierten. Die Textilindustrie blieb ein wichtiges Element in der Industrialisierung, später kamen u.a. der Maschinenbau und die Elektroindustrie hinzu und seit der Gründung der ›Böhmischen Sparkasse‹ (Česká spořitelna) 1825 entwickelte sich P. zu einem Finanzzentrum, während die Jubiläumsausstellung 1891 seinen Anspruch auf den Rang eines internationalen Handels- und Industriestandorts unterstrich. Auch die Modernisierung der Infrastruktur trug zu seiner Entwicklung zur internationalen Großstadt bei. P. wurde mit Dresden durch eine Dampferlinie, 1845 mit Olmütz (dt. hist., heute Olomouc) und später mit Wien durch die Eisenbahn verbunden. 1847 gab es den ersten Telegraphen, 1882 das erste Telefon. 1898 wurde die 1875 gegründete Straßenbahn elektrifiziert, zahlreiche Brücken ließen die Vorstädte mit dem Zentrum zusammenwachsen. Begünstigt durch die Aufhebung des Festungscharakters 1866 wurden umfangreiche Parks angelegt.
Weitaus nachhaltiger wurde die Lebensqualität in der Stadt jedoch durch den Ausbau von Kanalisierung und Wasserversorgung seit 1815, durch die Einführung des Gaslichts ab 1847 und die Elektrifizierung der Stadt ab 1889 verbessert. Die Industrialisierung führte zu einem spürbaren Bevölkerungswachstum von etwa 75.000 (1800) auf etwa 223.741 Ew. (1910), was einerseits soziale Probleme v. a. in den Vorstädten (Smichov, Žižkov) mit sich brachte, die sich erstmals 1844 in einem blutig niedergeschlagenen Streik entluden, andererseits den Anteil der Deutschen senkte (von 17,9 % 1881 auf 6,1% 1910 in den Grenzen des späteren Groß-P.). Seit 1860 wurde der Rat der Stadt von Tschechen dominiert und um 1900 durfte sich der Bürgermeister von P. im Ausland als inoffizieller Vertreter der Tschechen fühlen. Der Nationalitätenkonflikt manifestierte sich und a. im Bau zahlreicher repräsentativer Gebäude: auf tschechischer Seite im Nationaltheater (Národní divadlo, 1868−81, nach einem Brand neu eröffnet 1883), das wie das Nationalmuseum als Pantheon und Kathedrale nationaler Kultur galt, sowie im Gemeindehaus (Obecní dům, 1905−12), auf dt. Seite im ›Neuen Deutschen Theater‹ (1886−87, heute Státní Opera).
Das Musikleben P.s, das um 1800 mangels Mäzenatentums in großen Schwierigkeiten war, erhielt Impulse durch die Tätigkeit bekannter Musiker (u. a. Carl M. von Weber 1811−16, Ende des 19. Jh. Bedřich Smetana, Angelo Neumann, Gustav Mahler), die in der durch nationale Doppelung besonders ausgedehnten Opern- und Konzertlandschaft P.s miteinander konkurrierten. Literarisch besonders fruchtbar war das deutsch-jüdische Schriftstellertum (Max Brod, Franz Kafka, Rainer Maria Rilke, Franz Werfel u. a.). Die Architektur brachte eindrucksvolle Werke der Sezession (Osvald Polivka [1859−1931] oder Antonín Balšánek [1865−1921]), der Neogotik (Josef Mocker [1835−99]) und des Kubismus (Josef Chochol [1880−1956], Josef Gočar [1880-1945]) hervor, scheute sich aber auch nicht, im Rahmen der Assanation etwa in der ehemaligen Judenstadt Baudenkmäler des Mittelalters und der Renaissance zu vernichten. Die hauptsächliche Bautätigkeit entfiel freilich auf Mietskasernen für die ärmeren Schichten beispielsweise in Žižkov.
Metropole eines neuen Staates
Nach dem Ersten Weltkrieg gelang ein friedlicher und geordneter Übergang von der Provinzhauptstadt der Monarchie zur Metropole einer neuen Republik. 1920 wurde aus 37 Gemeinden Groß-P. (962.000 Einwohner 1938) errichtet. Politisch war P. das Zentrum v. a. der Nationalsozialisten, die bis 1939 die Primatoren der Stadt stellten (Přemysl Šámal, Karel Baxa, Petr Zenkl). Es wurde zum Sitz der wichtigsten Verfassungsorgane, von Botschaften und von Repräsentanzen der großen Firmen, Banken, der Presse und des Rundfunks, die eine umfassende Bautätigkeit anregten. Zu den bedeutendsten Projekten gehörte der Umbau des Hradschin zu einer „demokratischen Burg“ durch den slowenischen Architekten Jože Plečnik (1872−1957) und Otto Rothmayer (1892−1966); bis 1929 wurde auch der Dom fertig gebaut. Die hauptsächliche Koordination der Bautätigkeit unterstand der Staatlichen Regulierungskommission. Ihre Versuche, eine Reihe modernistischer und utopischer Vorhaben im Geiste Le Corbusiers ohne Rücksicht auf denkmalschützerische Aspekte durchzuführen, scheiterten teils am Widerstand der Stadt, teils an der Wirtschaftskrise. Gleichwohl entstanden viele Gebäude im Stil des Funktionalismus (Elektrizitätswerk) und tschechischen Kubismus (Palais Adria) sowie zahlreiche Villen in Vororten, bspw. in Baba, wo bekannte tschechoslowakische und ausländische Architekten musterhafte Bungalows errichteten. Zu den Bauvorhaben gehörten ferner Gebäude der Sozialfürsorge, z. B. das Krankenhausareal in Bulovec. Die allgemeine Wohnungsnot konnte aber nicht behoben werden.Der P.er Stadtverkehr wurde bereits auf die Bedürfnisse des Kraftverkehrs zugeschnitten (1935 gab es in P. 26.000 Automobile), v. a. wurde aber der öffentliche Personennahverkehr massiv gestärkt, wenn auch Pläne für den Bau einer U-Bahn nicht realisiert werden konnten. Durch den Flughafen in Kbely (ab 1937 in Ruzyňe) wurde P. schließlich direkt mit den übrigen europäischen Hauptstädten verbunden.
Die P.er Universitäten (tschechische, deutsche, ukrainische, daneben weitere Hochschulen) bildeten einen Großteil des Substrates des Kulturlebens der Stadt, waren aber auch Konfliktpunkt in den nationalen Auseinandersetzungen, die sich in der Statusfrage der deutschen Universität, in der Besetzung des (dt.) Ständetheaters und in den Unruhen um die sog. Filmaffäre (1930) gewaltsam entluden.
Außer den alteingesessenen Nationaltheatern entstanden in den 20er Jahren neue Avantgardetheater (›D 34‹). Die Literaturszene dominierten nach wie vor Schriftsteller um Werfel, Brod und Kornfeld, bekannt wurde auch Egon Erwin Kisch. Das musikalische P. erlebte neue Opern u. a. von Bohuslav Martinů (1890−1959), im ›Neuen Deutschen Theater‹ wirkten u. a. Alexander Zemlinsky und Anton von Webern.
Der deutschen Besatzung 1939 folgte eine Verhaftungswelle unter tschechischen aber auch ausländischen Intellektuellen, die P. als Drehscheibe für ihre Auswanderung aus Deutschland und Österreich genutzt hatten. Alles, was an den selbstständigen Staat Tschechoslowakei erinnerte, sollte nach den Wünschen des neuen Primator-Stellvertreters Josef Pfitzner getilgt werden. Die Durchführung von Bauplänen für ein deutsches P. nach dem Muster von Albert Speer verhinderten die Kriegsereignisse.
Während der dt. Minderheit kulturelle Räume wie das ›Rudolfinum‹ zur Verfügung gestellt wurden, wurde das kulturelle Leben der Tschechen nach und nach eingeschränkt, bis im Rahmen des sog. „Totaleinsatzes“ die Mitglieder des Nationaltheaters 1944 nach Deutschland verbracht wurden. Die Universitäten waren seit dem 17.11.1939 geschlossen. Gleichwohl konnte eine eigenständige tschechische Kultur in Film und Literatur – wenn auch beraubt um viele in KZs gefangene Schriftsteller – weiterexistieren. Die jüdische Gemeinde wurde größtenteils in die Vernichtungslager deportiert. P., das von Kriegshandlungen zunächst weitgehend verschont blieb, wurde erst in den letzten Kriegsmonaten Ziel von Luftangriffen und erlitt im Rahmen des P.er Aufstandes (5.5.1945) schwere Schäden.
P. nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die P.er Deutschen nach Deutschland ausgewiesen. Zugleich wurde alles entfernt, was an Deutsche erinnerte, angefangen von Straßennamen bis zu den Prozessen gegen Kollaborateure. Weitere Säuberungen zwangen 1948 auch zahlreiche Tschechen in die Emigration. P. erlebte nach 1948 eine Zeit des Verfalls: der Magistrat wurde aufgehoben, die bisher städtischen und privaten Schulen dem Schulministerium unterstellt sowie das übrige städtische Eigentum (Krankenhäuser, Theater etc.) verstaatlicht. Der historische Stadtkern begann in Folge der Enteignungen zu verwahrlosen, Neubauten oder Restaurierungen wurden nur in geringem Umfang begonnen (Betlemské kaple, Akademie, „Museum des nationalen Schrifttums“ (Památník národního písemnictví). Erst ab etwa 1957 setzte im Zuge der Dezentralisierung ein Umdenken ein, demzufolge die Kultureinrichtungen (Denkmalschutz, Galerie, Orchester, Zoo) wieder in städtische Hände übergehen sollten.
Ab 1956 begann sich die Kleinkunst (Theater ›Rokoko‹ und ›Semafor‹) erfolgreich zu entwickeln; das Festival „P.er Frühling“, das 1946 ins Leben gerufen war, wurde wieder belebt. Nach 1968 mussten jedoch zahlreiche Kulturschaffende das Land verlassen (Miloš Forman, Milan Kundera, Karel Ančerl) oder ihre Tätigkeit wurde verboten (Václav Havel, František Šmahel), sie bildeten jedoch den Kern der Oppositionsbewegung der 70er und 80er Jahre (›Charta 77‹). Die Bildungsreform der 50er Jahre ließ die Zahl der Studierenden stark anwachsen, die nur teilweise in Wohnheimen unterkommen konnten. Die soziale aber auch die akademische Situation ließen die Studenten zu Trägern des Umbruchs von 1968 und später zu dem von 1989 werden.
Der Wohnungsnot sollte ab 1957 mit dem Bau von großen Neubausiedlungen abgeholfen werden, aus denen später reine Schlafstädte entstanden. Durch den Bau von Kaufhäusern im Zentrum (z. B. ›Kotva‹), von Krankenhäusern (›Motol‹) und Sportzentren sollten die Lebensbedingungen verbessert werden, was aber wegen der geringen Investitionen nur in beschränktem Maße gelang. In den 60er Jahren wurden Verkehrsprojekte aus der Zwischenkriegszeit aufgenommen, namentlich der Bau der Metro (eröffnet 1974), Letenský tunel und die Nord-Südmagistrale, ab 1965 wurde der Flughafen erheblich erweitert, denkmalschützerische Maßnahmen gab es seit Mitte der 60er (1971 P.er Denkmal-Reservation).
Das gewaltsame Einschreiten der Polizei gegen die Demonstration zum 50. Jahrestag der Schließung der Prager Universität am 17.11.1989 löste die sog. Samtene Revolution aus. Bereits am 19.11.1989 gründete sich das „Bürgerforum“ (Občanské forum) mit Hável an der Spitze, dem weitere Gründungen in der gesamten Republik folgten. Die stürmische Entwicklung mündete zunächst in den Kommunalwahlen vom 23./24.11.1990, in denen das Forum die Mehrheit der Stimmen errang. 1990 wurden ferner die gesetzlichen Grundlagen für eine unabhängige und demokratische Selbstverwaltung P.s geschaffen.
Die Stadt erfuhr nach dem Fall des Eisernen Vorhangs eine massive Neubelebung. Neben ausländischen Investoren kamen auch zahllose Touristen und neue Minderheiten in die Stadt (Ukrainer, Russen, Amerikaner und Deutsche), als ältere Minderheiten lebten hier bereits Roma und Slowaken). P. verschuldete sich für massive Investitionen in die Infrastruktur und in den Denkmalschutz. Das Wohnungsproblem konnte jedoch nicht gelöst werden. Der Ausbau der Plattensiedlungen wurde eingestellt, Alternativen aber nicht in ausreichendem Maße bereitgestellt. Die freie Marktwirtschaft erhöhte die Lebensqualität durch die Eröffnung neuer Geschäfte und Gastbetriebe und den Zuwachs an kulturellen Veranstaltungen; sie brachte aber auch gesellschaftliche Probleme wie die Zunahme von Prostitution und Rauschgiftsucht mit sich.
Die Arbeitsplatzstruktur änderte sich tief greifend durch den Abbau von Arbeitsplätzen im Industriesektor und den Ausbau des tertiären Sektors, der durch den Beitritt zur EU im Mai 2004 noch verstärkt wurde.
Ledvinka V., Pešek J. 2000: Praha. Praha. Borkovský I. 1969: Pražský hrad v době přemyslovských knížat. Praha. Melinz G., Zimmermann S. (Hg.) 1996: Wien, Prag, Budapest. Blütezeit der Habsburgermetropolen. Urbanisierung, Kommunalpolitik, gesellschaftliche Konflikte (1867−1914). Wien. Machilek F. 1982: Praga caput regni. Zur Entwicklung und Bedeutung Prags im Mittelalter. Kaiser F. B., Stasiewski B. (Hg.): Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa. Wien, 67−125.