Vrancea
Vrancea (rumän.); Kreis (Judeţ) in der südwestlichen Moldau und der nordöstlichen Walachei (Rumänien), mit 4857 km² Fläche, 1968 aus dem ehemaligen Bezirk Putna und aus kleineren Teilen der aufgelösten Bezirke Râmnicu Sărat und Tecuci wiederhergestellt.
V. besteht aus vier Reliefseinheiten, die allmählich von Nordwesten nach Südosten nacheinander absteigen:
a) Munţii Vrancei im Westen (Lăcăuţi, 1777 m), die ein Teil der Flyschzone der Ostkarpaten ist;
b) die Hügelkette Subcarpaţii Vrancei, die von zwei Nord–Süd orientierten Bergreihen (die innere 979 m in Gârbova, und die äußere 997 m in Măgura Odobeştilor), sowie von zwei Senkenreihen gebildet wird;
c) Podişul Moldovei (das „Moldauische Plateau“) im Nordosten mit einem Teil der parallel verlaufenden Tutova-Hügeln;
d) Câmpia Română („Rumänische Ebene“) im Südosten, mit einem höheren westlichen Bergfußsektor und einem östlichen, niedrigeren Sektor.
Im Kreis V. befindet sich das aktivste seismische Hypozentrum Rumäniens, das die großen Erdbeben vom 10.11.1940 und 4.3.1977 ausgelöst hat. V. hat ein vom Nordwest-Föhn beeinflusstes Klima, das auf den südöstlichen Hanglagen der Karpaten und Subkarpaten (rumän. Subcarpatii) zu einer Verminderung der Niederschläge und zu einer Verlängerung der Sonnenstrahldauer beiträgt.
Das Klima ist am Übergang von der Hügelkette in die Ebene für den Weinbau besonders günstig und so entstand die bedeutendste rumänische Weinbauzone der Putna; in der eigentlichen Ebene baut man besonders Getreide an, im Gebiet der inneren Subkarpaten betreibt man Tierzucht und Obstanbau, während in den Karpaten die Tierzucht und die Forstwirtschaft (mit ca. 193.000 ha Waldfläche) die einzigen wirtschaftlichen Grundlagen bilden. Der sich derzeit im Bau befindliche Bewässerungskanal Siret–Ialomiţa kommt der Landwirtschaft in der Ebene zugute.
Seit 1992 vermindert sich die Bevölkerungszahl (395.330 Einwohner 2003) wegen eines Sterbeüberschusses (–2,2 ‰ im Jahre 2003). Im Kreis V. leben fast ausschließlich Rumänen (98,7 %), die einzige zahlenmäßig stärker vertretene Minderheit sind Roma (1,7 %). Die Bevölkerungsdichte (durchschnittlich 79,8 Einwohner/km²) ist sehr ungleich verteilt, mit 100–150 Einwohner/km² in der Weinbauzone, 60–100 Einwohner/km² in der Ebene, 20–60 Einwohner/km² in den inneren Subkarpaten und unter 20 Einwohner/km² in dem Gebirge. Der Anteil der ländlichen Bevölkerung (62 %) ist v. a. im Westen des Bezirkes sehr hoch.
Die einzige Großstadt ist der Bezirkssitz Focşani; die anderen, mittleren und kleinen Städte, sind entweder Eisenbahnknotenpunkte (Adjud, Mărăşeşti) oder Weinmärkte (Odobeşti, Panciu). Die moderne Industrie ist fast ausschließlich in Focşani (Stahlwalzwerke, Maschinenbau, Konfektions-, Möbel-, Nahrungsmittelindustrie), Adjud und Gugeşti konzentriert.
Der Kreis V. ist für seine alten Holzkirchen und Bauernhöfe verbunden mit eigenen Volkstrachten und Bräuchen bekannt. Mitte des 19. Jh. zeichnete Vasile Alecsandri die aus V. stammende Ballade ›Mioriţa‹ auf. V. beheimatet zahlreiche Denkmäler und Mausoleen für die Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg.