Szombathely

Szombathely (ung.; dt. Steinamanger, latein. Savaria, slow. Sombotel, kroat. Sambotel, slowak. Kamenec, serb. Sombathelj).

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

An den Ausläufern des Alpenvorlandes und an der Grenze zur Kleinen Ungarischen Tiefebene gelegen, ist Sz. eine Stadt mit Komitatsrecht und gleichzeitig Hauptstadt des Komitats Vas (dt. Eisenburg). Sz. liegt 222 km westlich von Budapest an den Flüsschen Perint und Gyöngyös. Der ungarische Name Sz.s leitet sich aus den an Samstagen abgehaltenen Wochenmärkten ab, der deutsche Name verweist auf die Steinreste der röm. Siedlung Savaria. Sz.s Fläche beträgt ca. 97,5 km², die Einwohnerzahl (80.154, 2005). Die Einwohner sind überwiegend ungarischsprachig und katholisch. Die größte Minderheit in der Stadt sind heute die Deutschen. Die zahlenmäßig bedeutende jüdische Gemeinde wurde 1944 deportiert und größtenteils ermordet.

Für die örtliche Leichtindustrie ist in erster Linie die Lebensmittelverarbeitung (Mühlen, Milch- und Fleischwarenverarbeitung) und die Konsumgüterindustrie (Schuhe, Textilien, Möbel) von Bedeutung, weiters ist die Maschinenbauindustrie, die Elektronik und Kunststoffindustrie wichtig. Verkehrsinfrastrukturell ist Sz. der bedeutendste Straßen- und Eisenbahnknotenpunkt von West-Transdanubien. Weiters von Bedeutung für die Stadt ist der Fremdenverkehr sowie die Hochschule ›Dániel Berzsényi‹ und die ausgelagerte Fachhochschule der Medizinischen Universität Pécs sowie das astrophysische Observatorium der Budapester ELTE-Universität.

Anfang

2 Kulturgeschichte

Die an der Bernsteinstraße gelegene Gegend um Sz. gilt als seit Urzeiten besiedelt. Die Römer errichten hier zuerst ein Soldatenlager, dann eine colonia. Mit Stadtrechten ausgestattet wird Savaria mit seinem Bad, Theater und Isis-Tempel zum Sitz der Provinz Pannonia Superior und schließlich Sitz der Provinz Pannonia Prima.

Sz. ist Geburtsort des Heiligen Martin von Tours (ca. 316/17). Um 377 sickerten Hunnen in das Gebiet ein, Sz. wurde zwischen 441 u. 445 von Attila eingenommen, 456 durch ein Erdbeben zerstört und in der Folgezeit von Ostgoten, Langobarden, Gepiden und Awaren beherrscht. Nach dem Sieg der Franken über die Awaren (795), belehnte 860 Arnulf den Bischof von Salzburg mit der Stadt. Nach einiger Zeit unter mährischer Herrschaft geriet Sz. im Zuge der Landnahme um 900 in ungarische Hand. 1009 übergab [[István I.] von Ungarn Sz. dem Bistum Győr (dt. Raab). 1274 wurde die Stadt zum ersten Mal als Zombothel erwähnt. Auch im Mongolensturm heftig umkämpft, erhielt Sz. schließlich 1407 das Stadtrecht. Nach der Schlacht von Mohács blieb Sz. von osmanischer Besetzung verschont und erlebte eine positive Entwicklung. 1605 wurde Sz. von Heiducken geplündert, in der Zeit des Rákóczi-Aufstandes wechselte die Stadt mehrmals den Besitzer. Der barocke Ausbau Sz.s, der bis heute die Stadt prägt, begann nach der Erhebung zum Bischofssitz 1777.

1865 wurde Sz. an das Eisenbahnnetz angeschlossen, Linien nach Nagykanizsa, in die Steiermark und Győr machen die Stadt zu einem Eisenbahnknoten mit einem bedeutenden Bahnhof (1900). Um die Jahrhundertwende wurde zahlreicher Industriebetriebe angesiedelt und öffentliche Gebäude errichtet, darunter Theater (1880), Gymnasium (1894), Straßenbahn (1897) Museum (1908) und Kulturpalast (1910). Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Sz. zu einer Grenzstadt und die Entwicklung verlangsamte sich.

Am 05.07.1944 wurden die 3609 in ein Ghetto gepferchten jüdischen Bürger von Sz. und Umgebung nach Auschwitz deportiert. Die Zahl der bekennenden Juden in Sz. beträgt laut Volkszählung 2001 noch 64 Personen. Ein schwerer Luftangriff am 04.03.1945 führt zu einer weitflächigen Zerstörung der Stadt. Im Stalinismus wurde Sz. als gesperrte Grenzzone kaum entwickelt, ein neuerlicher Aufschwung der Stadt setzt erst Ende der 1960er Jahre ein. Mehrere Industriebetriebe werden angesiedelt, die Innenstadt wiederaufgebaut. Nach der Wende siedelten sich mehrere multinationale Konzerne in der Stadt und deren Umgebung an.

Neunteufel T. 1994: Szombathely – Steinamanger. Eine westungarische Grenzstadt. Wien.

(Bela Rásky)

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