Korfu (Stadt)

Korfu (altgriech. Korkyra, alt– und neugriech. Kerkyra)

K. ist Hauptort der gleichnamigen Insel und zählt 45.000 Einwohner (2006). Die Stadt liegt zwischen zwei Halbinseln an der Ostküste. Die Venezianer bauten mächtige Festungswerke (1577−88) ins Meer hinein. Enge Gassen, hohe Häuser, Zisternendächer und viele keine Balkone geben der Stadt die Eigenschaften einer venezianischen Festungsstadt. Ihre Bauweise steht in starkem Kontrast zum gegenüberliegenden Festland (Epirus), wo die osmanischen Einflüsse unübersehbar sind. Auch in der Sprache, den bildenden Künsten, der Musik und den Trachten hat sich der venezianische Einfluss niedergeschlagen. Nicht zufällig stammte der Komponist der griechischen Nationalhymne, Nikolaos Mantzaros (1795−1872), aus K. Von seinen Schülern wurden Opern im italienischen Stil komponiert. Die wechselhafte Geschichte K. spiegelt sich in den Baudenkmälern wieder. Überreste des antiken Korkyra (Palaiopolis) finden sich im heutigen südlichen Stadtgebiet. Von der antiken Unterstadt sind hellenistische Stadtmauern sichtbar, vom Artemistempel (590−80 v Chr.) befinden sich Giebelskulpturen im archäologischen Museum. In einer der antiken Nekropolen befindet sich die byzantinische Kreuzkuppelkirche ›Agios Iasōn kai Sōsipatros‹ aus dem 11. Jh. Die Hauptkirche der Stadt ist dem Heiligen Spyridon geweiht und wurde 1589−96 erbaut. In einer venezianischen Loggia von 1663 wurde das Rathaus eingerichtet. Der Großteil der heutigen Bebauung geht auf das 19. Jh. zurück, so das alte Königsschloss, ein klassizistischer Bau von 1819.

In der Stadt befindet sich der Sitz eines griechisch-orthodoxen Metropoliten und eines katholischen Erzbischofs. K. ist Sitz der „Ionischen Universität“ (Ionio Panepistīmio), die 1984 gegründet wurde und auf der Geschichtswissenschaften, Fremdsprachen, Musik, Bibliotheks- und Archivwesen studiert werden können. Die Stadt hat zahlreiche Museen, mehrere Theater und ein bekanntes Symphonieorchester zu bieten.

(Thede Kahl)

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