Puławy

Puławy (poln.)

Die Kreisstadt P. liegt etwa 50 km von der Stadt Lublin entfernt, am rechten Ufer der mittleren Weichsel in der Woiwodschaft Lublin. Die Stadt zählt 50.116 Einwohner (2005), liegt in einer Höhe von 130–140 m ü. d. M. und umfasst ein Gebiet von 50,6 km². Bedeutendste Wirtschaftszweige P.s sind neben der chemischen Industrie die Nahrungsmittelindustrie und der Tourismus. In P. befinden sich mehrere landwirtschaftliche Forschungsinstitute (u. a. Institut für Agrikultur, Düngerwesen und Bodenkunde).

Der Ort entstand am Anfang des 16. Jh. als Fischerei- und Fährsiedlung. 1676–79 ließ die Familie Lubomirski bei dieser Ansiedlung ein barockes Residenzschloss errichten, das 1731 in den Besitz der Familie Czartoryski überging. 1784 wählten Adam Kazimierz Czartoryski und seine Ehefrau P. als ständigen Aufenthaltsort und beauftragten ab 1785 Architekten, Landschaftsgestalter und Künstler mit der Ausgestaltung ihrer Residenz.

Neben dem mehrfach veränderten Schloss zeugen v. a. der von 1798–1806 gestaltete englische Landschaftspark mit dem Marinkapalast (1790–94), dem Sybillentempel (1798–1801) und dem Gotischen Haus (1809) von dieser Bautätigkeit. Unter den Czartoryski entwickelte sich P., das ab 1795 zum österreichischen Teilungsgebiet und ab 1809 zum Großherzogtum Warschau gehörte, zu einem Zentrum des kulturellen, literarischen, gesellschaftlichen sowie politischen Lebens und wurde als „Polnisches Athen“ bezeichnet. P. verlor an Bedeutung, nachdem es 1815 zum russisch beherrschten KönigreichPolen gelangt war. Aufgrund der Führungsrolle Adam Jerzy Czartoryskis im Novemberaufstand 1830/31 wurden die Güter in P. von den russischen Behörden konfisziert und aufgeteilt, der Ort 1846 in Novo-Aleksandrija umbenannt. Die umfangreichen Sammlungen der Familie wurden gerettet und bildeten die Grundlage für das Museum der Czartoryski (Muzeum Czartoryskich) in Krakau. 1867 wurde P. Kreisstadt, das offizielle Stadtrecht wurde dem Ort, der 1918 Teil der zweiten Polnischen Republik wurde, jedoch erst 1906 verliehen. Die Errichtung des größten polnischen Chemiewerkes zur Stickstoffdüngerherstellung 1966 führte zu einem massiven Bevölkerungszuwachs und veränderte – auch durch den folgenden Bau von Wohnsiedlungen für die neuen Bewohner – das Gesicht des zuvor industriefreien P. radikal.

(Thomas Himmelsbach)

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