Mattis-Teutsch, Hans

Mattis-Teutsch, Hans (auch: M.-T., János); *13.8.1884 Kronstadt (Braşov, Rumänien) †17.3.1960 Kronstadt, Maler, Bildhauer und Grafiker.

Als Bildhauer an der ›Staatlichen Fachschule für Holz- und Steinindustrie‹ in Kronstadt geschult (1897–1901), studierte M.-T. anschließend an der Budapester ›Königlich Ungarischen Kunstgewerbeschule‹ (bis 1903) und dann in München an der ›Königlich Bayerischen Akademie der Bildenden Künste‹ (bis 1905). Ein dreijähriger Aufenthalt in Paris (1905–08) brachte den Künstler mit modernen Strömungen in Berührung; erste grafische Arbeiten und Gemälde entstanden. 1909 kehrte M.-T. in seine Heimatstadt zurück und betätigte sich dort als Kunstlehrer. In kleinen Gruppenausstellungen in Kronstadt und Budapest präsentierte er seine Arbeiten.

Die Bekanntschaft mit Lajos Kassák, Leitfigur der ungarischen Avantgarde, der 1917 die erste Einzelausstellung des Künstlers in den Räumen der Zeitschrift ›Ma‹ in Budapest organisierte, brachte für M.-T. den Durchbruch. Weitere Ausstellungen in Berlin, Rom und Budapest folgten. Nach 1919 blieb M.-T. in Kronstadt und nahm an den Aktivitäten der rumänischen Avantgarde teil. 1924 war er an der internationalen Ausstellung der Bukarester Zeitschrift Contimporanul beteiligt. In den folgenden Jahren stellte M.-T. u. a. in Paris, Bukarest und Budapest aus. 1931 erschien sein theoretisches Werk „Kunstideologie“. 1933 setzte eine längere Pause im Schaffen des Künstlers ein. Nach 1945 wurde es für M.-T. zunehmend schwieriger, seine Werke zu präsentieren. Neben dem großen malerischen, grafischen und skulpturalen Werk verfasste M.-T. auch kunsttheoretische Schriften und Gedichte. Obwohl ein persönlicher Kontakt M.-T. zum Münchner ›Blauen Reiter‹ nicht zweifelsfrei erwiesen ist, bewegt sich sein Werk im Umkreis der Bilder von Franz Marc oder Wassily Kandinsky. Wie letzterer gelangt M.-T. zur Abstraktion als logische Konsequenz einer empfindsam gesteigerten Wahrnehmung von Natur.

Die zwischen 1910 und 1924 entstandenen Bilder – ausschließlich Landschaften – verkörpern mit ihrer lyrischen Grundstimmung, der farblichen Rhythmisierung und dem eleganten Fluss der gerundeten Linien jene geistigen Prinzipien, die nach Kandinsky durch die Naturformen pulsieren. Um 1924 stellen sich neue, vom Konstruktivismus geprägte Ansätze ein. Kräftige, diagonale Achsen lösen die sanften Kurvenlinien ab; sie organisieren sämtliche Kompositionselemente und die kräftigen Farben im Bild zu einem dynamischen Gleichgewicht. Nach 1927 werden die Bilder M.-T. figurativ; in der ästhetisch überhöhten menschlichen Gestalt, die M.-T. in seinen Bildern und dem plastischen Werk wiedergibt, sieht der Künstler seine persönliche Vision des modernen Menschen erfüllt.

Bajkay É., Gaßner H., Jurecskó L., Kishonthy Zs. (Hg.) 2001: Mattis-Teutsch und Der Blaue Reiter. Ausstellungskatalog. Budapest.

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(Roland Prügel)


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