Lusignan

Lusignan. Die Familie der L. stammte ursprünglich aus dem südfranzösischen Poitou und stand seit dem Jahr 1154 in einem Vasallitätsverhältnis zum englischen König. Sie hatte schon früh Verbindungen zu den Kreuzfahrerstaaten in Palästina (1102 Beteiligung von Hugo VI. L. an der Schlacht von Ramla). Nach einer gescheiterten Rebellion gegen König Heinrich II. von England 1168 floh Amalrich (Aimerich, Amaury) von L. in das Königreich Jerusalem und erscheint 1174 als Gefolgsmann König Balduins IV. 1180 wurde auf seinen Vorschlag hin die Ehe zwischen der voraussichtlichen Thronerbin Sybille und seinem Bruder Guido (Guy) von L. geschlossen, Amalrich wurde Konnetabel des Königreiches. Nach dem Tod Balduins IV. und Sybilles Sohn Balduin V. wurde Guido 1186 König von Jerusalem. Im Jahr darauf erlitt er bei Hattin eine schwere Niederlage gegen die unter Saladin vereinten muslimischen Streitkräfte und geriet für ein Jahr in ägyptische Gefangenschaft. Nach seiner Freilassung verwehrte ihm sein Rivale Konrad von Montferrat den Einzug in Tyrus. Mit Hilfe Richard I. Löwenherz'konnte das Dilemma gelöst werden, indem dieser 1192 seine Rechte in dem kurz zuvor eroberten Zypern an Guido von L. verkaufte und diesem somit den gesichtswahrenden Rückzug vom jerusalemitischen Thron ermöglichte. Dessen Bruder und Nachfolger Amalrich erhielt 1197 vom deutschen Kaiser Heinrich VI. die Königswürde in Zypern zugesprochen. Nach dem Tod König Heinrichs von Jerusalem wurde Amalrich im selben Jahr durch die Heirat mit dessen Witwe Isabella sein Nachfolger. Nach der Exekution Konrads V. von Hohenstaufen 1268 ging die jerusalemitische Königswürde dauerhaft auf das Haus L. über. Durch die Heirat seines Nachkommens Amalrichs von L. mit Isabella (Zabel) von Armenien 1293 wurde der armenische Zweig der Familie begründet, der zeitweise die Könige im Königreich Kleinarmenien stellte. Nach dem Untergang des Reiches 1375 ging diese Titularwürde 1393 an Jakob I. von Zypern über und verblieb seitdem als dritte Krone (neben Zypern und Jerusalem) im Haus L. 1474 starb die Familie in männlicher Linie aus, wobei illegitime Zweige bis ins 16. Jh. fortdauerten.

Edbury P. 1991: The Kingdom of Cyprus and the crusades 1191-1374. Cambridge.

(Lisa Mayerhofer)


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