Malczewski, Jacek

Malczewski, Jacek; *14.7.1854 Radom †8.10.1929 Krakau, Maler, einer der Hauptvertreter des Symbolismus, studierte an der Schule der Bildenden Künste in Krakau (u. a. bei Jan Matejko) und an der École des Beaux-Arts in Paris, war seit 1897 Mitglied der Vereinigung „Kunst“ (poln. Sztuka), von 1897-1918 Mitglied der ›Wiener Sezession‹. In den Jahren 1896–1900 und 1910–21 war M. Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Kraków. Er besuchte 1885 und 1893 die Türkei, Italien und München.

Anfangs malte M. vorwiegend Dorfgenreszenen. Später schuf er, in Verbindung mit dem Werk Juliusz Słowackis, viele realistische Bilder zum Themenkreis des Martyriums des polnischen Volkes nach dem Januaraufstand 1863 („Sonntag in der Grube“, poln. Niedziela w kopalni, 1882; „In der Etappe“, poln. Na etapie, 1883). Eine dunkle, braun-olivgrüne Farbskala charakterisiert diese Werke. Ende der 80er Jahre fing M. an, fantastische Bilder in deutlich helleren Farben zu malen. Auch wenn die Konvention dieser Werke noch realistisch war, so berührte die Thematik bereits – typisch für die Generation der Jahrhundertwende – metaphysische Probleme („Der Traum des Malers“, poln. Sen malarza, 1888).

Ende des 19. Jh. wandte M. sich dem Symbolismus zu und bildete einen neuen, Elemente des Märchenhaften und des Realismus zusammenfassenden Stil. Lebhafte Farben wurden zum stimmungsbildenden Faktor. Die Landschaft im Hintergrund der Figuralszenen verblüfft mit irrealer, kontrastvoller Farbigkeit und synthetisch stilisierter Zeichnung. Fantastische Figuren, wie Chimären, Sphinxen und Faune, sind oft wunderlich, surrealistisch dargestellt, Symbole individuell interpretiert („Melancholie“, poln. Melancholia, 1894; „Irrkreis“, poln. Błędne koło, 1895–97). M. nahm patriotische und existentielle Themen auf, die sich mit dem Menschen- und Künstlerschicksal und der Rolle der Kunst beschäftigen („Vergifteter Brunnen“, poln. Zatruta studnia, 1905; ›Polonia‹, 1914). Nachdenken über Leben und Tod fand Ausdruck in Bildern mit Darstellungen des Engels als Begleiter des Menschen („Glaube, Hoffnung, Liebe“, poln. Wiara, Nadzieja, Miłość, 1901; „Engel mit Tobias“, poln. Anioł z Tobiaszem, 1902).

M. malte auch zahlreiche Porträts mit stark hervorgehobenen Persönlichkeiten und einer symbolischen Komposition im Hintergrund („Polnischer Hamlet–Porträt von Aleksander Wojciechowski“, poln. Hamlet Polski – portret Aleksandra Wojciechowskiego).

Wandschneider A., Brötje M. (Hg.) 1999: Jacek Malczewski und seine Zeitgenossen. Polnische Malerei um 1900 aus der Sammlung des Nationalmuseum in Poznań. Bielefeld. Słownik Artystów Polskich i Obcych w Polsce działających. Malarze Rzeźbiarze Graficy. Warszawa 1993, Bd. 5, 275–284.

(Ksenia Stanicka-Brzezicka)

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