Čeljabinsk (Stadt)

Čeljabinsk (russ.)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Č. ist Hauptstadt des Gebiets Č. der Russischen Föderation und liegt am Osthang des südlichen Ural 1919 km östlich von Moskau, auf 228 m. ü. d. M. Der Unterschied zur Moskauer Zeit beträgt plus 2 Stunden. Die Stadt hat 1.093.000 Einwohner (2005). Die mittlere Temperatur in Č. beträgt im Januar –17 °C, im Juli 18,5 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich auf 400 mm.

Č. ist ein wichtiger Knoten im nationalen Verkehrssystem, mit Anschluss an die Transsibirische Eisenbahn und einem Flughafen. Č. zählt zu den bedeutendsten Industriestädten der Russischen Föderation. Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen zählen die Schwarz- und Buntmetallurgie, der Maschinenbau und die Metallverarbeitung sowie die chemische Industrie. Eine große Rolle spielt der Rüstungssektor. Daneben sind mehrere Betriebe der Leichtindustrie, des Baugewerbes sowie der Holzverarbeitung ansässig. Im Zuge der gesellschaftlichen Transformationsprozesse der 1990er Jahre konnte Č. seine Position zum mittlerweile größten Industriezentrum im Ural ausbauen. Dagegen hat es seine überregionalen Handelsfunktionen im Laufe des 20. Jh. völlig eingebüßt. Hinsichtlich der Bevölkerungszahl gehört Č. zu den zehn größten Städten der Russischen Föderation und ist nach Ekaterinburg und Ufa drittgrößte Stadt im Ural.

Č. ist regional bedeutend als kulturelles und Bildungszentrum des Südural mit einer staatlichen und zwei technischen Universitäten, einer medizinischen Akademie, mehreren Theatern und Museen.

Anfang

2 Kulturgeschichte

Č. wurde 1736 bei der baschkirischen Siedlung Čeljaba (baschkir. Seljaba), am rechten Ufer des Flusses Miass (baschkir. Miäs), als russische Festung und Bestandteil der Orenburger Befestigungslinie gegründet. 1743 wurde Č. zum Verwaltungszentrum für die Provinz Isetʹ und erhielt 1787 den Stadtstatus. Von 1781 bis 1796 gehörte Č. zum Gebiet Ekaterinburg , danach zum Gouvernement Orenburg.

1774, während der Bauernunruhen, stellte sich Č. vollständig hinter den Donkosaken Emeljan Pugačev, wurde aber einige Monate später von Regierungstruppen befreit. Den ersten großen wirtschaftlichen Entwicklungsschub brachten Ende des 19. Jh. die Eisenbahnverbindung nach Ekaterinburg sowie die Inbetriebnahme der Transsibirischen Eisenbahn, die in Č. ihren Ausgang nahm (Baubeginn 1891). Č. wurde zum bedeutendsten Verkehrs- und Handelszentrum im Ural und v. a. zum Hauptumschlagplatz für Tee und Getreide. In der Folge siedelten sich zahlreiche Betriebe zur Verarbeitung der Handelsware wie Ölmühlen und Gerbereien an.

Etwa um 1850 wurden viele Polen in den Ural und nach Sibirien verbannt. Anfang des 20. Jhs. erbauten in den Ural verbannte polnische Katholiken in Č. eine Holzkirche, die 1911–14 zu einem beeindruckenden zweitürmigen Steinbau im neugotischen Stil umgebaut wurde. Unter Stalin wurde sie in den 1930er Jahren wie fast alle orthodoxen Kirchen der Stadt und Tausende Gotteshäuser im ganzen Land abgerissen. Dennoch konnte sich bis heute eine kleine katholische Gemeinde halten.

Während der Revolutions- und Bürgerkriegsjahre spielte Č. eine nicht unbedeutende Rolle. So beschlossen die Führer der tschechischen Legion im Mai 1918 in Č., ihre Heimkehr nach Tschechien militärisch zu erzwingen. Ihre überraschenden Kampferfolge gegen die Bolschewisten motivierten in- und ausländische politische Kräfte, den gewaltsamen Sturz des bolschewistischen Regimes aufzunehmen. Während der Herrschaft der „Weißen“ befand sich in Č. die größte Untergrundbewegung der Uralregion. Im Juli 1919 fand in der Umgebung von Č. die „Schlacht von Č.“ statt, die das Schicksal des ersten Feldzuges der „Entente“ entschied.

In den 1930er Jahren erfolgte mit der Industrialisierung der zweite wirtschaftliche Aufschwung. Angesiedelt wurden v. a. Schwerindustriebetriebe. Während des Zweiten Weltkrieges wurden etwa 60 Industrieanlagen aus den westlichen Landesteilen nach Č. verlegt, die nun v. a. Rüstungsgüter (Panzer, Haubitzen und den Raketenwerfer ›Katjuša‹) herstellten. Auf dem Gebiet der Panzerproduktion nahm Č. den Spitzenplatz innerhalb der Sowjetunion ein und wurde im Volksmund auch ›Tankograd‹ („Panzerstadt“) genannt. Wie die anderen bedeutenden sowjetischen Industriestädte auch erfuhr Č. den größten Bevölkerungszuwachs zwischen den 1920/30er und 1970er Jahren (1897: 18.000, 1925: 59.200, 1938: 273.127, 1958: 689.000, 1978: 1.029.522, 1988: 1.141.777 Einwohner).

Im Zuge der gesellschaftlichen Transformationsprozesse der 1990er Jahre konnte Č. seine Position zum mittlerweile größten Industriezentrum im Ural ausbauen. Dagegen hat es seine überregionalen Handelsfunktionen im Laufe des 20. Jh. völlig eingebüßt.

chelyabinsk.ru [Stand 10.10.2005]. www.book-chel.ru [Stand 10.10.2005].

(Monika Schulze)

Anfang
Views
bmu:kk