Donau-Schwarzmeer-Kanal
Donau-Schwarzmeer-Kanal (rumän. Canalul Dunăre-Marea Neagră)
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1 Geographie
Der D.-S.-K. verbindet den Unterlauf der Donau bei Cernavodă (wird deswegen auch „Cernavodă-Kanal“ genannt) mit dem Schwarzen Meer. Er beginnt 300 km vor der Donaumündung, verläuft in östlicher Richtung und mündet in zwei Armen bei Agigea bzw. dem Großhafen Constanţa. Er verkürzt den Weg zum Meer um ca. 380 km.
Der D.-S.-K. ist 64,4 km lang, 90 m breit und 7 m tief. Bei Cernavodă und Agigea befinden sich doppelte, über 300 m lange Schleusenanlagen. Bei Poarta Albă gibt es einen kleineren nördlichen Abzweig (26,6 km lang, 50 m breit und 5,5 m tief), der den Hafen Midia Năvodari und den See Taşaul mit dem Hauptkanal verbindet.
Der D.-S.-K. ist für Schiffe bis 5000 t und bis zu einer Länge von 138,3 m, einer Breite von 16,8 m und einem Tiefgang von 5,5 m befahrbar. Für Schubverbände gelten die Maße: 296 m, 22,8 m und 3,8 m. Für den Nordarm sind Schiffe bzw. Schubverbände bis zu 119,4 m Länge, 11,4 m Breite und 3,8 m Tiefgang zugelassen.
Die Danube-Black Sea Canal Administration (Administraţia Canalului Dunăre-Marea Neagră) ist, seit 1975 Investor und Eigentümer des Kanals und mittlerweile umbenannt in Administration of the Navigable Canals (Administraţia Canalelor Navigabile), Seit 1990 hat sich die Menge der über den D.-S.-K. transportierten Güter von 7,71 Tsd. t auf 15,32 t beinahe verdoppelt.
2 Kulturgeschichte
Ein erstes Projekt für den Kanal wurde bereits 1837 entwickelt, um das schwierig befahrbare Donaudelta umschiffen zu können, galt aber als technisch nicht ausführbar. Der Transportbedarf konnte ab 1860 durch eine Eisenbahnverbindung gedeckt werden. Ein neuerer Entwurf von 1927 wurde schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg verwirklicht.
Die erste Bauphase 1949–53 führte nicht zum Erfolg. Erst nach einer längeren Pause und weiteren 8 Jahren Bautätigkeit durch das Danube-Black Sea Building Department (Departamentul de Construcţie Dunăre- Marea Neagră, CCDMN) (1976–84) konnte der Kanal für die Schifffahrt geöffnet werden. Der Bau des Nordarms folgte zwischen 1984 und 1987. Seit der Eröffnung des Main-Rhein-Kanals 1992 ist somit eine Binnenwasserschiffsverbindung zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer ermöglicht.
Berüchtigt ist der Kanal wegen des Einsatzes von Häftlingen und v. a. politischen Gefangenen (Kulaken) in der ersten Bauphase unter Gheorghie Gheorghiu-Dej (1901–65), die in zwölf Arbeitslagern entlang des D.-S.-K.s untergebracht wurden. Der Kanalbau mit der Bewegung von 300 Mio. m³ Erde und 4,2 Mio. m³ Beton durch Sumpfgebiete kostete zahllose Häftlinge das Leben durch Unterernährung, Unfälle und Krankheiten, weshalb der Kanal im Volksmund „Todeskanal“ (Canalul Morţii) genannt wurde. Mangels Planung und technischer Ausrüstung wurden bis 1952 lediglich 3 von 60 km fertig gestellt, obwohl zu diesem Zeitpunkt 19.000 politische Gefangene, 20.000 Freiwillige und 18.000 Soldaten am Kanalbau schufteten. Die zweite Phase war weitestgehend ein Neuanfang – systematisch und mit bis zu 50.000 Arbeitskräften. In den 50er Jahren wurde der Kanal v. a. als kommunistische Errungenschaft zelebriert, unter Nicolae Ceauşescu (1918–89) dagegen eher als nationaler Erfolg, gilt aber seither als Symbol kommunistischer Unterdrückung.
Bichir F. 2004: Romania. The Big Dig. Evenimentul Zilei, Transitions Online (http://www.tol.cz [Stand: 1.8.2004]). Bobocel C. 1950: Canalul Dunăre-Marea Neagră. Bucureşti. http://www.acn.ro/ [Stand 9.8.2006]. Spulber N. 1954: The Danube-Black Sea Canal and the Russian countrol over the Danube, Economic Geography 30, 236-245. Necula V. 1992: M. D. Behind Iron Curtain: The Danube, Black Sea Canal: Everlasting Memories. Bucharest.