Cilli (Grafen)

Cilli (Cillier). Grafen von C., Ortenburg und im Seger (Zagorien), vormals Freie von Sannegg. Grafung 1341/1372, Erhebung in den Reichsfürstenstand 1436/1443. Bedeutendes Adelsgeschlecht, das von der Grafenerhebung 1341 bis zum Aussterben 1456 in höchste Positionen im Heiligen Römischen und ungarischen Reich kam.

Inhaltsverzeichnis

1 Genealogie

Bis zur Erhebung in den Grafenstand 1341 waren die Freien von Sannegg eng mit den bedeutenden Familien Kärntens und der Steiermark verwandt. Friedrich (†1360), der erste Graf von C., konnte sich über seine Großmutter Agnes von Baden sogar auf die Babenberger zurück führen. Nach der Grafenerhebung standen neue Möglichkeiten für Heiratsverbindungen offen. Drei der vier Kinder Friedrichs I. wurden mit den Grafen von Görz (Katharina, †1389, mit Albert III. von Görz) und den Grafen von Ortenburg (Ulrich I., †1368, mit Adelheid von Ortenburg und Anna, †1376, mit Otto V. von Ortenburg) vermählt. Letztere eröffneten den C. Heiratsperspektiven auf dem Balkan und vererbten ihnen den gesamten Besitz. Ganz entscheidend für den politischen Aufstieg der Familie war die Ehe des Grafen Hermann I. (†1385) mit Katharina von Bosnien aus der Familie der Kotromanić. Damit zählten die C. Grafen zum weiteren Verwandtschaftskreis des ungarischen Königs Ludwig I. von Anjou und der polnischen Königsfamilie der Piasten. Diese Verbindung wurde in der nächsten Generation intensiviert: 1380 heiratete Wilhelm (†1392, Sohn Graf Ulrichs I.) Anna von Polen, deren beider Tochter Anna (†1416) Władysław II. Jagiełło, den Großfürsten von Litauen und König von Polen, ehelichte.

Eine gezielte Heiratspolitik wurde von Graf Hermann II. (†1435, Sohn Hermanns I.) betrieben: Sein Sohn Friedrich II. (†1454) ehelichte Elisabeth von Frangepan, die er 1422 ermordet haben soll, dessen Bruder Hermann III. (†1426) wurde in zweiter Ehe mit der Wittelsbacherin Beatrix von Bayern verbunden. Während die Töchter Elisabeth (†1454) mit Heinrich VI. von Görz und Anna (†1438) mit Miklós Garaj vermählt wurden, konnte Hermann II. für Barbara († 1451) König Sigmund von Luxemburg gewinnen. Hermanns II. unehelicher Sohn Hermann (†1421) wurde 1412 Bischof von Freising. Durch die Ehe des letzten C., Ulrich II. (†1456, Sohn Friedrichs II.), mit Katharina Branković, der Tochter des serbischen Despoten Đurađ Branković, bestanden nicht nur verwandtschaftliche Beziehungen zu den nach Europa vordringenden türkischen Herrschern, sondern auch zu den ehemaligen byzantinischen Kaisern.

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2 Geschichte

Ein wesentlicher Grund für den raschen Aufstieg der Familie war deren oftmaliger Söldnerdienst v. a. für die Habsburger. Bereits vor der Grafenerhebung 1341 kämpften sie für die Herzöge in Böhmen und gegen Ungarn. Mit zweitem sicherten die C. Grafen auch Reichsgrenzen. In der Erhebungsurkunde vom 16.4.1341 beruft sich Kaiser Ludwig der Bayer nicht nur auf die reichen und nützlichen Dienste der Sannegger, sondern auch auf die Fürsprache der Habsburger. In den folgenden Jahren sind die C. immer wieder in habsburgischen Diensten zu finden. So reiste Graf Friedrich I. von C. 1358 mit Bischof Paul von Gurk zum Papst nach Avignon, um für König Ludwig von Ungarn, Herzog Albrecht II. von Österreich und Markgraf Ludwig von Brandenburg zu verhandeln. In den 1360er Jahren waren die C. mehrfach für die Habsburger in Bayern, Tirol und Oberitalien im Kriegseinsatz. Dafür und auch wegen ihrer großen Verluste erhielten sie mehrere Güter verpfändet und Privilegien (1365 Blutgerichtsbarkeit) verliehen. Auch in ihrer Funktion als Hauptmänner von Krain standen sie im Dienste der Habsburger. 1372 erfolgte eine neuerliche Grafung der C. durch Kaiser Karl IV., welche die Grafschaft größer definierte.

In der Auseinandersetzung nach dem Tod König Ludwigs von Ungarn 1382 stellten sich die C. auf die Seite Königin Elisabeths, mit der sie über Katharina von Bosnien verwandt waren. Als Dank erhielten sie die Burg Samobor und Besitz vom nahe gelegenen Bistum Zagreb, das sich in den Nachfolgekämpfen gegen die Königin gestellt hatte. Damit beginnt der Aufstieg der Grafen von C. auch in Ungarn, der sich unter der Herrschaft von König Sigmund fortsetzte. 1392 und 1396 beteiligten sich die C. an seinen Türkenkreuzzügen. Eine intensive Beziehung entwickelte sich ab der Schlacht bei Nikopolis (1396), in der Graf Hermann II. König Sigmund das Leben rettete. Er erhielt in den folgenden Jahren mehrere Güter im kroatischen Raum, die Grafschaft im Seger (Zagorien) und wurde mehrmals mit der Funktion eines Banus von Kroatien, Dalmatien und den Windischen Landen (Slawonien) betraut. Graf Hermann II. konnte König Sigmund seine Tochter Barbara zur Ehe vermitteln und wurde in den Drachenorden, einem Bündnis mit dem der König die wichtigsten Barone Ungarns an sich band, aufgenommen. Damit zählten die C. innerhalb weniger Jahre zu den ungarischen Magnaten und standen während der ganzen Regierungszeit König Sigmund mit Rat und Tat zur Seite.

Auch im Bereich des Römischen Reiches war die Nähe zum König von Vorteil: Der mit den Ortenburgern 1377 abgeschlossene Erbvertrag brachte den C. 1420 die Belehnung mit ihrer Grafschaft in Oberkärnten und der Gottschee in Krain. Damit hatten die C. Grafen ein anerkanntes Reichsfürstentum erhalten, nun sollte die Familie selbst in den Reichsfürstenstand erhoben werden. Die Erhebung zu Reichsfürsten konnte der Kaiser allerdings erst 1436 bei Graf Friedrich II. und seinem Sohn Graf Ulrich vornehmen. Das und der Streit um die Besetzung des Bistums Gurk führte zu einem Krieg mit den Habsburgern, der erst 1443 endgültig beigelegt werden konnte. Das Konfliktpotential mit Kaiser Friedrich III. blieb. Heftig umstritten war die Frage der Vormundschaft für Ladislaus V. Postumus, dem Sohn König Albrechts II. und Enkel Barbaras von C. 1452 konnte sich Graf Ulrich II. in dieser Frage durchsetzen und war damit der eigentliche Regent in den Königreichen Ungarn und Böhmen sowie im Herzogtum Österreich. Bezüglich der Position in Ungarn kam es zum Konflikt mit den Hunyadi. Sie hatten ihren Besitz im Südosten des Reiches, erlebten einen ähnlich raschen Aufstieg wie die C. und fürchteten, von den vordringenden Osmanen überrannt zu werden. Ein lang schwelender Konflikt, der mit der Verhinderung eines Feldzugs gegen die Türken durch den C. und der Ablöse der Hunyadi als Generalkapitäne Ungarns seinen Höhepunkt erreichte, führte 1456 in Belgrad zur Ermordung Ulrichs II., dessen Kinder allesamt bereits verstorben waren.

Nach dem Erlöschen der Dynastie fielen die ungarischen Güter an die Krone zurück. Um den C. Besitz im Reichsgebiet kam es zum Konflikt zwischen den Habsburgern und den Görzern, die beide auf Erbverträge verweisen konnten. Im Frieden von Pusarnitz (1460) kam das C. Gebiet an die Habsburger, die damit ihre Macht im Südosten des Reiches wesentlich erweitern konnten.

Krones F. 1883: Die Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli. Graz. Thomas Ch. 1982–1986: Cillier Urkunden. Archivbehelf zu den vom österreichisch–jugoslawischen Archivabkommen betroffenen Beständen der Allgemeinen Urkundenreihe. Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs, 35–39.
Dopsch H. 1974/75: Die Grafen von Cilli – Ein Forschungsproblem? Südostdeutsches Archiv 17/18, 9–49. Grabmayer J. 2003: Das Opfer war der Täter. Das Attentat von Belgrad 1456 – über Sterben und Tod Ulrichs II. von Cilli. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 111, 286–316. Fugger Germadnik R. (Hg.) 1999: Celjski grofje, stara tema – nova spoznanja / Die Grafen von Cilli, altes Thema – neue Erkenntnisse. Celje. Klaić N. 1991: Zadnji knezi Celjski v deželah sv. krone. Celje. http://www.uni-klu.ac.at/cilli [Stand 28.3.2006].

(Christian Domenig)

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