Glatz (Stadt)

Glatz (poln. Kłodzko, tschech. hist. Kladsko).

Die polnische Kreisstadt G. liegt im Südosten der Woiwodschaft Niederschlesien (poln. Województwo dolnośląskie) unweit der Grenze zu Tschechien 270 m ü. d. M. an der G.er Neiße im sog. G.er Kessel (poln. Kotlina Kłodzka, tschech. Kladská kolina). Die Stadt zählt 29.800 Einwohner (2002) und umfasst eine Fläche von 25 km².

G. ist der älteste historisch bezeugte Ort Schlesiens. Seine Geschichte beginnt 981 mit dem Bau einer Holzburg in dem Fürst Slavnik – dem Vater des Adalbert von Prag – gehörenden Land. Historische Bedeutung gewann G. im Laufe der Jahrhunderte aufgrund seiner strategischen Lage an der Bernsteinstraße, dem Bau der größten Festung in Schlesien und den natürlichen Ressourcen des G.er Kessels. Vom 11. bis 13. Jh. war G. Schauplatz vieler kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Polen und Böhmen. Nach einem Brand 1114 wurde die Burg 1129 vom böhmischen Herrscher Soběslav I. wiederaufgebaut. Nach dem 1137 vom polnischen und böhmischen König unterzeichneten Frieden gehörte G. zu Böhmen.
Ansicht
Deutsches Stadtrecht, dessen Bestätigung im Stadtprivileg von 1334 zu finden ist, erhielt G. zwischen 1253 und 1278. Im 14. Jh. erlebte G. seine Blütezeit, die durch Privilegien für Handwerker und Kaufleute gefördert wurde. In der Stadt gab es damals u. a. das Rathaus, ein Ziegelwerk, eine Johanniterschule und ein vom Johanniterorden gegründetes Hospital. Seit 1329 hatte K. zwei städtische Badehäuser, gepflasterte Straßen und seit 1366 eine Feuerlöschordnung. 1350 ließ der Prager Erzbischof Ernst von Pardubitz ein Kloster für Augustiner-Chorherren erbauen, in dem 1399 eines der ältesten polnischen Schriftdenkmäler (in drei Sprachen geschrieben: Polnisch, Deutsch, Latein) verfasst wurde der Florianer Psalter.

In der ersten Hälfte des 15. Jh. fielen die Hussiten ins Land ein und setzten dieser Blütezeit ein Ende. Sie verwüsteten die Stadt und belagerten erfolglos die Burg von G. Die Stadt wurde auch von Seuchen, Überschwemmungen und Feuersbrünsten heimgesucht. 1462 bestätigte Kaiser

Friedrich III. die Grafschaft des G.er Landes, was zur Entwicklung von G. wesentlich beitrug. Im 16. Jh. entstand eine Wasserleitung, das Rathaus wurde umgebaut, weitere Straßen im Stadtzentrum ausgepflastert, viele
Rosenkranz-Kirche
Patrizierhäuser im Renaissancestil gebaut. Ende des 16. Jh. übten die Habsburger immer mehr Einfluss auf G. aus, bis sie das Gebiet 1560 ganz übernehmen konnten. Dank den in G. angesiedelten Jesuiten blühte Anfang des 17. Jh. das kulturelle Leben kurz auf, bevor der Dreißigjährige Krieg G. verfallen ließ. 1742 wurde G. von preußischen Truppen erobert und fiel 1763 durch den Frieden von Hubertusburg endgültig an Preußen. Die seit dem Mittelalter mehrmals ausgebaute Festung wurde in Folge zur größten Befestigungsanlage auf dem Gebiet des heutigen polnischen Staates erweitert. Diese Aufgabe erfüllte sie bis zum Zweiten Weltkrieg. Im Krieg beherbergte die Festung ein in Niederschlesien berüchtigtes Gestapo-Gefängnis, ein Kriegsgefangenenlager und seit 1944 eine Rüstungsfabrik der Firma AEG.

Die deutsche Bevölkerung, die G. und seine Umgebung seit dem 18. Jh. geprägt hatte, wurde nach dem Krieg durch die Ansiedlung von Polen verdrängt.

Heute spielt G. als Industrie- und Kulturstadt keine wichtige Rolle mehr. Das Gebiet wurde in den letzten Jahren dafür zunehmend als Tourismusregion entdeckt und ausgebaut. Die Stadt bietet eine Reihe von Sehenswürdigkeiten, so etwa mehrere Kirchen und das Rathaus, das ehem. Jesuitenkollegium, die Gotische Brücke und den Schlossberg.

Dawne Kłodzko (http://www.dawneklodzko.boot.pl) (Stand 29.08.07). Filcek K. 1977: Kłodzko i okolice. Wrocław.

(Mirosława Czochański, Jarosław Czochański)

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