Štúr, Ľudovít Velislav

Štúr, Ľudovít Velislav; *28.10.1815 Zay-Uhrovec (heute: Uhrovec, Slowakei) †15.1.1856 Modra, lutherischer Geistlicher, Journalist, Begründer der slowakischen Schriftsprache.

1827 besucht Š.,
Štúr
Sohn eines Lehrers, die Lateinschule in Raab (ungar. Győr), wo er die Werke der „Erwecker“ Ján Kollár, Pavel J. Šafářík und Josef Dobrovský studiert. 1829 nimmt er das Studium der Philosophie und Sprachen am Evangelischen Lyzeum in Pressburg (Bratislava, Pozsony) auf. Seine Aktivitäten in national gesinnten Studentengruppen und der „Tschecho-Slavischen Gesellschaft“ (slowak. Česko-Slovanská společnost) führen zur Bekanntschaft mit Jozef Miloslav Hurban und Michal Miloslav Hodža. Inzwischen Lehrer am Lyzeum, wechselt Š. an die Universität Halle, wo er sich von 1838 bis 1840 mit der Philosophie Hegels und der Sprache und Kultur der Lausitzer Sorben beschäftigt. Zurück in Ungarn, setzt er sich für die von der ungarischen Assimilationspolitik bedrohten slowakischen Sprachenrechte in Primarschulen und Kirchen ein. 1842 ist er Co-Autor der „Protestnote der lutherischen Geistlichen“ (slowak. Slovenský Prestolný Prosbopis) an Kaiser Ferdinand I. Die mit Hurban und Hodža unternommene Kodifizierung der slowakischen Schriftsprache ist 1843 beendet.

Aufgrund politischer Tätigkeit 1844 vom Lyzeum verwiesen, gründet Š. im folgenden Jahr, finanziell von Freunden unterstützt, die „Slowakische Nationale Zeitung“ (slowak. Slovenskje Národnje Novini). 1847 wird er als slowakischer Abgeordneter in das Ungarische Parlament gewählt, gibt das Mandat aber im Januar 1848 aus Protest gegen die intransigente Magyarisierungspolitik ab. Nach der Teilnahme am Slawenkongress in Prag im Juli ist er entscheidend an der Gründung des „Slowakischen Nationalrats“ (slowak. Slovenská národna rada) im September beteiligt. Der vom Nationalrat aufgerufene Aufstand gegen die revolutionäre Kossuth-Regierung scheitert rasch. Nach Inkrafttreten der neoabsolutistischen Konstitution 1849 lebt Š. zurückgezogen und unter ständiger polizeilicher Überwachung. In seinen letzten Jahren entsteht „Das Slawenthum und die Welt der Zukunft“, das seinen radikalen, panslawistischen Bruch mit der slowakischen Nationalbewegung darstellt. Š. stirbt 1856 an den Verletzungen eines selbst verursachten Jagdunfalls.

Holotík Ľ. 1980: Die Slowaken. Wandruszka A., Urbanitsch P. (Hg.): Die Habsburger Monarchie 1848–1918. Bd. III/2: Die Völker der Reiches. Wien, 775–800. Špitzer J. 1954: Lʼudovít Štúr. Ambruš J. (Hg.): Ľudovít Štúr. Dielo v patkých zväzok. Zv. I: Politické státy a prejavy. Bratislava, 7–31. Ľ. Štúr 1931: Das Slawenthum und die Welt der Zukunft. Bratislava (Hg. J. Jirásek).

(Josette Baer)

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