Pinsk (Stadt)

Pinsk (weißruss./ russ., poln. hist. Pińsk).

Die Stadt P. im Südwesten der Republik (Weißrussland) ist das Zentrum des gleichnamigen Kreises im Gebiet Brėst und zählt bei einer Fläche von 43 km² rund 132.600 Einwohner (1998). P. liegt im zentralen Teil Polesiens an der Mündung der Pina in den Fluss Prypjac’ und gilt als Hauptort der polnischen Minderheit in Weißrussland. Die wichtigsten Industriezweige der Stadt sind Leichtindustrie, holzverarbeitende u. Lebensmittelindustrie, Maschinenbau und Metallverarbeitung. P. verfügt über vier Fachhochschulen.

Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt geht auf das Jahr 1097 zurück (Nestorchronik). Damit gehört P. zu den ältesten Städten Weißrusslands. P. war vom 10.–13. Jh. Teil des Prypjac’-Fürstentums Turaŭ-P. mit der Hauptstadt Turaŭ, das Ende des 12. Jh. immer mehr an politischer Bedeutung verlor und zu Beginn des 13. Jh. in mehrere selbstständige Teilfürstentümer zerfiel, wobei sich u. a. das Fürstentum P. herausbildete. 1320 kam die Stadt an das Großfürstentum Litauen. Seit Ende des 15. Jh. ließen sich verstärkt Juden in der Stadt nieder und P. wurde in der Folgezeit zu einem wichtigen Zentrum jüdischen Lebens in der Region. 1581 erhielt P. das Recht zur städtischen Selbstverwaltung auf Grundlage des Magdeburger Rechts. Nach der zweiten Teilung Polens befand sich P. seit 1773 im russischen Teilungsgebiet. Im Ersten Weltkrieg war P. vom 15.09.1915 bis zum 25.01.1919 von deutschen Truppen besetzt. In der Zwischenkriegszeit kam P. zu Polen und war Kreisstadt in der Woiwodschaft Polesie. In dieser Zeit zählte P. etwa 36.000 Einwohner, davon rund 20.000 Juden. Im September 1939 fiel die Stadt nach dem Einmarsch der Roten Armee in Ostpolen an die Sowjetunion, wo sie Teil der „Weißrussischen Sowjetrepublik“ (Belaruskaja Saveckaja Sacyjalistyčnaja Rėspublika, BSSR) wurde. 1939–54 fungierte P. als Zentrum des gleichnamigen Gebietes. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion (22.06.1941) wurde P. am 05.07.1941 von der deutschen Wehrmacht besetzt. 1941 ermordeten die Deutschen in P. 11.000 Juden und richteten 1942 ein jüdisches Getto ein. P. war Zentrum des Widerstandskampfes der polnischen Armia Krajowa und sowjetischer Partisaneneinheiten, u. a. der sog. P.er Partisanenbrigade, in deren Reihen polnische und sowjetische Einheiten kämpften. Die Stadt wurde am 14.07.1944 von der Roten Armee eingenommen.

(Kai Witzlack-Makarevich)

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