Kos (Insel)
Kos (griech. Kōs, ital. hist. Coo, türk. hist. İstanköy)
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1 Geographie
Zum Archipel des Dodekanes (neugriech. Dōdekanīsa, übersetzt Zwölfinseln) gehörend, liegt K. im Ägäischen Meer vor der Küste Kleinasiens zwischen Kalymnos und Nisyros und damit nordwestlich von Rhodos. Mit einer Fläche von gut 290 km² ist sie die drittgrößte Insel des Archipels. Ihr Hafen liegt 200 Seemeilen von Piräus entfernt.
Durch einen pliozänen Einbruch ist K. von der vier Kilometer nordöstlich gelegenen Halbinsel Halikarnassos (heute türk. Bodrum) am kleinasiatischen Festland abgegliedert. K. wird von West nach Ost durch den Dikaios, einen bis 846 m aufragenden Kreidekalkrücken, durchzogen. Im Norden ist dem Dikaios eine fruchtbare Ebene vorgelagert, die für Gemüse- und Getreideanbau sowie für die Kultivierung von Wein, Feigen, Oliven und Zitrusfrüchten genutzt wird. Im Osten besteht K. aus jungvulkanischem Gestein. Rezente vulkanische Tätigkeit bestimmt jedoch nur an wenigen Stellen das Landschaftsbild der häufig von Erdbeben heimgesuchten Insel.
2 Kulturgeschichte
K. ist seit prähistorischer Zeit besiedelt. Um 700 v. Chr. zählte die Insel mit fünf anderen Städten (Halikarnassos, Ialysos, Kameiros, Knidos, Lindos) zur Hexapolis und war somit Vorposten des Bundes kleinasiatischer Niederlassungen an der karischen Küste und den vorgelagerten Inseln. Bekanntheit erlangte die Insel vor allem als Heimat des griechischen Arztes Hippokrates, der gegen 460 v. Chr. auf K. geboren wurde. Als Begründer der wissenschaftlichen Medizin hat Hippokrates mit seinem rationalen Denken im 5. Jh. v. Chr. das mythologische Denken ablöst und somit den Grundstein der modernen Medizin gelegt. Durch das Asklepieion nahe der Hauptstadt, die älteste Kultstätte des Heilgottes Asklepios, und den Sitz einer Arztschule genoss die Insel im Altertum weithin hohes Ansehen.
Das antike K. wurde 366 v. Chr. als neue Hauptstadt der Insel an der Stelle einer mykenischen Siedlung erbaut. Die Anlage des Asklepieion bestand aus miteinander verbundenen Terrassen, auf denen sich mehrere Tempelbauten befanden. Auf der unteren Terrasse lagen die Heilstätten mit eisen- und schwefelhaltigen Quellen. Das Asklepieion wurde 554 durch Erdbeben zerstört. Auf seinen Trümmern entstand das Kloster ›Panagia tou Alsus‹. Nach langer Zugehörigkeit zum Byzantinischen Reich waren 1309−1523 die Johanniter Herren der von ihnen ›Lango‹ genannten Insel. Sie bauten 1450−80 eine Festung im Osten der geschützten Hafenbucht, in deren Mauerwerk antike Skulpturen und Inschriften verbaut wurden.
Nach mehreren Angriffen der Osmanen (1457, 1477) wurde sie schließlich 1523 für fast 400 Jahre vom Osmanischen Reich (1523−1912) einverleibt. Seit der italienischen Besetzung im Balkankrieg 1912 gehörte sie als Coo zum italienischen Dodekanes, bis es 1947 an Griechenland angeschlossen wurde.
K. verfügt über einen guten Hafen sowie den internationalen Flughafen Antimachia im Zentrum der Insel. Durch tägliche Linienschiffe nach Piräus und ins nordgriechische Kavala sowie durch tägliche Flüge von und nach Athen hat die Insel eine gute Verkehrsanbindung.
Anders als die meisten Inseln in der Ägäis hat K. im Laufe des 20. Jh. zunehmende Bevölkerungszahlen aufzuweisen. Diese für den Dodekanes typische Bevölkerungsentwicklung ist mit dem Tourismus zu begründen, der eine bedeutende Rolle für die Wirtschaft der Insel spielt und für starke arbeitsbedingte Binnenwanderung gesorgt hat. Schließlich konnte er auch zum hohen Standard der medizinischen Versorgung beitragen.
Neben der griechischen Mehrheitsbevölkerung leben in geringer Zahl noch Türken auf Rhodos und K. (insgesamt etwa 4000). Viele der dort lebenden Türken kamen von Kreta dorthin, nachdem dieses 1913 Griechenland angeschlossen wurde. Die Insel bietet zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Aufgrund der starken Erdbebentätigkeit der Region sind die meisten erhaltenen Baudenkmäler römischen Ursprungs. Im Asklepieion sind nur noch Reste des korinthischen Tempels zu sehen; daneben ist ein Aphrodite-Heiligtum zu finden.
Kolodny E. Y. 1974: La population des îles de la Grèce. Essai de geographie insulaire en Mediteranee orientale. Bd. 1. Aix-en-Provence. Stamatelatos M., Fotinī V.-St. 1997: Kōs. Stamatelatos M., Fotinī V.-St. (Hg.): Ellīnikī Geōgrafikī Egkyklopaideia Bd. 2. Athīna, 203−205.