Nowy Sącz

Nowy Sącz (poln., dt. hist. Neusandez).

Die südpolnische Stadt N. S., im Zentrum der Sandezer Beskiden an der Gabelung der Flüsse Dunajec, Poprad und Kamienica in einer Höhe von 290 m ü. d. M. gelegen, umfasst ein Gebiet von 57 km² und zählt 84.463 Einwohner (2005). Heute ist N. S. speziell als regionales Tourismus- und Hochschulzentrum sowie als Kulturstadt von Bedeutung.

Die Anfänge der Stadt gehen auf das Jahr 1292 zurück, als der böhmisch-polnische König Václav II. dem Bischofsdorf Kamienica das Magdeburger Recht verlieh. Der damals benutzte Name „Nova Civitas Sandecz“ blieb bis zum 18. Jh. erhalten. Wahrzeichen und Schutzheilige der Stadt wurde die Hl. Margarethe, die auf dem Stadtsiegel (seit 1329) und dem späteren Wappen geehrt wurde. An ihrem Namenstag durfte der Jahrmarkt organisiert werden. Die günstige Lage an dem Handelsweg aus Krakau nach Ungarn schuf für N. S. große Entwicklungsmöglichkeiten (Privileg der Erhebung des Eingangszolls und der Lagergebühr). Als 1311 Krakauer Bürger gegen den König Władysław I. Łokietek rebellierten, erklärten sich die Bewohner von N. S. für den polnischen Herrscher und gewannen dadurch viele Privilegien, die die Rolle der Stadt als wichtiger Handelsort begründeten und zum wirtschaftlichen Aufschwung maßgeblich beitrugen. 1350–60 baute der polnische König Kasimir III. die Befestigungsanlagen aus und errichtete eine Burg, die später zum Treffpunkt des Adels und der Könige von Polen wurde (so trafen sich hier etwa Władysław II. Jagiełło und der litauische Großfürst Vytautas, um über Kriegspläne gegen den Deutschen Orden zu beraten). In der zweiten Hälfte des 14. Jh. entstand auf der Burg das Höhere Gericht des Deutschen Rechts, dem alle nach dem Deutschen Recht angelegten Städte unterstanden. 1410 arbeiteten hier über 150 Werkstätten, deren Tuch- und Metallwaren weithin bekannt waren. N. S. machte Krakau Konkurrenz und wurde „polnisches Siena“ genannt. Die Einwohnerzahl stieg von ca. 3000 am Ende des 14. Jh. auf fast 11.000 in der zweiten Hälfte des 16. Jh. Zahlreiche Naturkatastrophen, Seuchen und schließlich Kriege zwischen Polen und Schweden führten im 17. Jh. zu einem Niedergang der Stadt. 1673 ließen sich die ersten Juden in der entvölkerten Stadt nieder. N. S. wird zu einer der größten jüdischen Kolonien im südöstlichen Polen.

In den 70er Jahren des 18. Jh. wurde das Sandezer Land zuerst von österreichischen Truppen besetzt und danach in der ersten Teilung Polens durch Österreich annektiert. N. S. verlor 1782 seine Stadtrechte und wurde zu einer Provinzstadt. Während noch 1780 die Bevölkerung der Stadt zahlenmäßig den anderen Städten in der Gegend überlegen war, sank jetzt die Einwohnerzahl auf 2351. Aus dem Stadtwappen verschwanden religiöse Symbole – ersetzt wurden sie durch Elemente eines Festungstores mit drei Basteien. Ein neues Wachstum der Stadt, das mit dem Bau der Bahnlinie und Werkstätte (1876 und 1880) einsetzte, hielt bis zum Ersten Weltkrieg an. In der Zwischenkriegszeit entwickelte sich N. S. v. a. architektonisch und die Einwohnerzahl stieg auf ca. 34.000. Am 06.09.1939 begann die Besetzung der Stadt durch die Deutschen, während derer fast die ganze jüdische Bevölkerung in Bełżec, auf dem Friedhof oder in zwei nahe gelegenen Arbeitslagern ums Leben kam. Im Krieg erlitt die Stadt bedeutende Schäden, sie verlor 62 % des Vermögens und 70 % der Einwohner, doch wurde sie schnell wiederaufgebaut.

Malec M. 2003: Słownik etymologiczny nazw geograficznych Polski. Warszawa. Nowy Sącz (http://ns.stonkaart.w.interia.pl/p/hm_4.html) (Stand 09.09.07).

(Mirosława Czochańska, Jarosław Czochański)

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