Bărăgan

Bărăgan (rumän.); Schwarzerdesteppe zwischen Donau (im Süden und Osten), Siret und Buzău (im Norden und Nordwesten) sowie Mostiştea (Westen). B. hat eine steife Struktur und entstand hauptsächlich auf dem Sockel der Moesischen Platte. Der Sockel und die darüberliegenden mesozoischen Gesteine werden von tertiären und quartären Ablagerungen bedeckt.

Während der Würm III-Glazialzeit lagerte sich an der Oberfläche eine mächtige (bis 30 m) Lößschicht ab. Der Löß hat die Bildung zahlreicher kleiner Suffosionssenkungen begünstigt. In diesen entstanden zahlreiche Salzseen (Movila Miresei, Batogu, Ianca), weitere bildeten sich in Limanen (Amara, Fundata) oder in Altwässern (Lacul Sărat). Diese Seen werden für die Therapie genutzt.

Die Steppe besteht aus drei tischebenen interfluvialen Platten mit einer Höhe von 20–90 m, je einer 25–35 km Nord-Süd-Ausdehnung und je einer 50–110 km West-Ost-Erstreckung. Diese drei Felder werden von den 5–8 km breiten Tälern der Flüsse Ialomiţa und Călmăţui getrennt.
Bărăgan
Die südlichen Hänge dieser Täler sind sichtbar steiler als die nördlichen, da die Nordränder der interfluvialen Platten von Dünenfeldern bedeckt werden. Diese wurden im Holozän durch die Sandanwehungen aus den Talauen gebildet und stellen heute die höchsten Erhebungen dar. Längs des Donautals ziehen sich die jungen, sehr gut entwickelten Flussterrassen, besonders die 10–13 m breite Terrasse, die den größten Teil der „Brăila-Ebene“ (Câmpia Brăilei) bildet.

Das Klima ist gemäßigt kontinental mit unzureichenden Niederschlägen (430–500 mm) hinsichtlich der hohen Verdunstung (800–900 mm). Häufige Dürren (wie in den Jahren 1950, 1952, 1964, 1983, 1986) treten dann auf, wenn die jährliche Niederschlagsmenge unter 250 mm fällt und wenn bis zu fünf aufeinanderfolgende Monate mit weniger als 1 mm Niederschlag vorkommen. Die mittlere Temperatur beträgt im Januar –2,5 °C, im Juli 22,5 °C. Der Wassermangel lässt sich auch dadurch erklären, dass nur zwei Flüsse – Ialomiţa, der in den Karpaten entspringt, und Călmăţui, der eigentlich ein alter Talweg des Flusses Buzău ist, die Landschaft durchfließen; die zentralen Teile der drei B.-Platten sind fast endoreisch (wenig oder gar kein Dränagewasser erreicht den Ozean). Das Grundwasser ist sehr tief (20–60 m) und im Călmăţui-Tal auch mineralisiert.

Die natürliche Vegetation ist die Steppe, die jedoch fast überall durch Ackerflächen ersetzt wurde; in der modernen Zeit hat man auch kleine Akazienhaine und einige Schutzpflanzungen eingerichtet. Bis ins 20. Jh. dienten diese Steppenplateaus im Frühjahr und Spätherbst als Durchzugsgebiet transhumanter Schafherden.

Das B.-Gebiet besitzt sehr fruchtbare Schwarzerdeböden (Tschernosem) die besonders für den Getreide-, Sonnenblumen-, und Gemüseanbau günstig sind. Bis zum 19. Jh. waren aber die zentralen Teile der interfluvialen Platten wenig besiedelt und besonders für die Schaf- und Pferdezucht benutzt. Nach den Agrarreformen von 1864, 1881, 1921 und 1945 hat man viele neue Bauernsiedlungen B. errichtet; nach 1944 wurden auch die Bewässerungsanlagen erweitert.

In der Neuzeit hat man die bedeutendsten Städte (Brăila – einst der größte Getreidehafen der Walachei, Călăraşi, Slobozia) stark industrialisiert. In den Jahren 1951-56 wurden Tausende Banater Rumänen, Schwaben, Serben, Bulgaren, Flüchtlinge aus Bessarabien und der nördlichen Bukowina sowie Aromunen in die B. deportiert.

Während der Entstalinisierung konnten die meisten dieser Deportierten nach Hause zurückkehren, aber nur wenige sind hier geblieben. Gegenwärtig ist die B.-Ebene fast ausschließlich von der lokalen rumänischen Bevölkerung bewohnt.

(Alexandru Ungureanu)

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