Tokaj (Wein)

Tokajer (auch: Tokaier, ungar. Tokaji)

Der T. Wein ist ein im Tokajer Weinanbaugebiet angebauter Weißwein, der seine Güte neben den besonderen Bodenverhältnissen der Edelfäule ›Botrytis Cinerea‹ verdankt, die im Weinanbaugebiet regelmäßig auftritt und die Trauben nach der Vollreife weiter konzentriert. Die wichtigsten Traubensorten für den T. sind: Furmint, Lindenblättriger (slowak. Lipovina, ungar. Hárslevelű) und Gelber Muskateller (Muscat lunell, slowak. Muškát žltý, ungar. Sárgamuskotály).

Die wichtigsten Weinsorten: a) Weine besonderer Qualität: Naturessenz, Ausbruch (slowak. výber bzw. asu, ungar. Aszú), Szamorodni (ungar., slowak. Samorodné), Spätlesen; b) Qualitätsweine: Furmint, Lindenblättriger und Gelber Muskateller. Naturessenz ist der reine Saft der Aszú-Beeren, der in der Regel 600 g/l Zucker oder mehr enthält und deshalb nicht vergären kann. Bei Aszú sind 3, bei Szamorodni 2 Jahre Mindestlagerung vorgeschrieben, davon müssen 2 bzw. 1 Jahr Holzfasslagerung sein. Alle Weine, die zwar inhaltlich einem Aszú oder Szamorodni entsprechen, diese Mindestlagerungszeiten jedoch nicht aufweisen, werden als Spätlese klassifiziert. Der Ausbau der T.-Weine erfolgte im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit in der Regel in neuen Fässern, weil die Weine immer im Fass exportiert wurden. Hauptabnehmer im 17.–18. Jh. war Polen-Litauen. Nach 1945 wurden die T.-Weine immer mehr in alten Fässer gelagert und oxidiert. Seit 1989 erlebt der T.-Anbau eine Renaissance, westliche Anleger investierten seitdem über 120 Mio. Euro in die Weinproduktion.

T. Aszú ist das wichtigste und berühmteste Produkt im Tokajer Weinanbaugebiet. Aszú-Weine werden durch Mischung einzeln selektierter Aszú-Beeren mit einem Grundwein oder Most desselben Jahres erzeugt. Süße und zuckerfreie Extraktwerte variieren zwischen 60–90–120–150–180, bzw. 30–35–40–45–50 g/l (Mindestwerte) bei den 3–4–5–6 büttigen Aszú bzw. Aszú-Essenz. Der Begriff Bütte stammt aus der Frühen Neuzeit, als die Aszú-Weine in Göncer Eichenfässer (136 l) zubereitet wurden. Gönc ist ein bekannter Küferort nördlich von Tokaj. Auf ein Göncer Fass wurden je 3–6 voller Bütten à 36 l Aszú-Beeren berechnet, und der entstandene Wein danach als 3-6 büttiger T-er Aszú genannt. Die erste urkundlich überlieferte Erwähnung des T. Aszús stammt aus dem Jahre 1571. Damit ist der T. der älteste natürliche Edelsüßwein der Welt. Da Zucker bis ins späte 19. Jh. sehr kostbar, und der T.- Ausbruch nicht nur süß, sondern im Gegensatz zu den trockenen Weinen unbegrenzt haltbar war, wurde er dadurch sehr aufgewertet. Die Höfe der Monarchen und des hohen Adels im 17. Jh. in Europa waren sehr darauf bedacht in den Besitz und des Genuss des Prestigeproduktes T. zu kommen.

Berühmtester T.-Jahrgang war 1811, älteste bekannte Flaschen stammen aus dem 18. Jh. Beste Jahrgänge der letzten Zeit waren 1993, 1999, 2000, 2003.

Alkonyi L. 2000: A szabadság bora/The wine of freedom. Budapest 2000.

(Krisztián Ungváry)


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