Leon II.

Leon II. (I., armen. Levon); *1150 †1219, Fürst (II.) und König (I.) von Armenien, Vater: Stephan (armen. Sdefanē), ein Rubenide, Mutter: Rita v. Barbaron, verheiratet mit Isabella, Nichte der Fürstin von Antiochia (1) und Sybille v. Lusignan (2), Kinder: (1) Stephanie (armen. Sdefania, geb. Rita) und (2) Isabella (armen. Zabēl), Fürst von Kleinarmenien, seit 1198 König.

Während der einjährigen Gefangenschaft seines älteren Bruders Ruben III. in Antiochia 1183 konnte L. als sein Stellvertreter seine Fähigkeiten als Herrscher beweisen. 1187 übertrug ihm sein Bruder endgültig die Herrschaft und zog sich in das Kloster Trazarg zurück. Nachdem er der konkurrierenden Familie der Heťumiden durch eine List ihre wichtigste Burg Lampron abgenommen hatte, war seine Herrschaft im Inneren unangefochten. 1190 schickte L. eine Gesandtschaft zu Kaiser Friedrich Barbarossa, um für sich die Königskrone zu erbitten. Am 6.1.1198 wurde er als Vasall des deutschen Kaisers in Tarsos zum König von Kleinarmenien gekrönt. Nach einer Auseinandersetzung um die Burg Baghrās (Gaston), in deren Verlauf L. Bohemund III. von Antiochia gefangen nahm, wurde die Versöhnung der beiden Fürsten durch die Eheschließung von Bohemunds ältesten Sohn Raimund mit L.s Nichte Alice besiegelt. Durch den posthum geborenen Sohn aus dieser Verbindung, Raimund*Ruben, versuchte der kleinarmenische König, der selbst keinen Sohn hatte, seinen Einfluss auf das Fürstentum Antiochia auszudehnen und die beiden Reiche letztendlich zu vereinen. Nach dem Tod Bohemunds III. kam es zu blutigen Thronstreitigkeiten zwischen den Anhängern des minderjährigen Raimund*Ruben und dessen Onkel Bohemund IV. 1216 wurde Raimund-Ruben zum Fürsten gekrönt, drei Jahre später jedoch von seinem Rivalen endgültig vertrieben. L. ernannte schließlich seine Tochter Isabella zur Erbin und starb 1219 nach 32jähriger Regierungszeit.

L. gab Venezianern und Genuesen Handelsprivilegien und machte so den Hafen von Ayas zu einem der wichtigsten im östlichen Mittelmeer. Lateinische Titel wurden eingeführt und zeugen von der Entwicklung einer Feudalordnung nach abendländischem Muster. Die von ihm erworbene Königswürde bedeutete die Anerkennung Kleinarmeniens als unabhängige Herrschaft.

Der Nersessian S. 1962: The Kingdom of Cilician Armenia. Setton K. M. (ed.): A History of the Crusades II. Philadelphia, 630–659.

(Lisa Mayerhofer)


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