Kazanlăk
Kazanlăk (bulg., türk. hist. Kazanlık); Stadt im Verwaltungsbezirk Chaskovo (Bulgarien), 3 km nördlich des Flusses Tundža im Talkessel von K. (einem Teil des „Tals der Rosen“, bulg. Rozova Dolina) am südlichen Fuße des Balkangebirges gelegen. Die Stadt liegt auf einer Meereshöhe von 380 m und hat ein maritim-kontinentales Übergangsklima mit milden Wintern (Durchschnittstemperatur im Januar 0,5 °C) und warmen Sommern (Durchschnittstemperatur im Juli 21,8 °C). Die Menge der Niederschläge pro Jahr beläuft sich auf 654 mm. 2005 zählte die Stadt 51.565 Einwohner.
Die „Hauptstadt“ des „Tals der Rosen“ ist seit dem Neolithikum besiedelt. Zahlreiche Funde aus der Umgebung zeugen auch von thrakischen, griechischen, römischen und byzantinischen Siedlungen (am bekanntesten Seuthopolis). K. in seiner heutigen Form wurde Anfang des 15. Jh. von den Türken zur Sicherung des Passes Šipčenski prochod gegründet und entwickelte sich bis zum 18. Jh. zu einem bedeutenden Handels- und Handwerkszentrum.
Der Name K. geht auf das türkische Wort ›kazan‹ („Kessel“) zurück und bezieht sich auf die geographische Lage der Stadt. Er ist erstmals in den Schriften eines Dubrovniker Händlers Ende des 16. Jh. belegt. K. war und ist das Zentrum der bulgarischen Rosenölerzeugung. Das Öl wird aus einer speziellen Rosenart gewonnen, die bereits im 16. Jh. hier angebaut wurde. Ende des 19., Anfang des 20. Jh. wurde Bulgarien durch den Rosenölexport weltbekannt und die Rose zu einem Symbol des ganzen Landes. In K. befindet sich heute auch ein Forschungsinstitut für Duftstoffe. Weitere wichtige Wirtschaftszweige sind die Metallverarbeitung, Textil- und Konservenindustrie, Töpferei sowie Maschinen- und Musikinstrumentenbau.
In der näheren Umgebung K.s gibt es eine Reihe von Sehenswürdigkeiten, deren bekannteste das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Kuppelgrab eines thrakischen Fürsten aus dem 4. Jh. v. Chr. mit prächtigen Wandmalereien ist. Die Grabkammer wurde 1944 durch Zufall entdeckt und zählt zu den wenigen vollständig erhaltenen Denkmälern Europas aus antiker Zeit; das Original ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, in unmittelbarer Nachbarschaft ist aber eine Nachbildung zu besichtigen. Das Rosarium (Museum der Rose und der Rosenindustrie) und das Ereignis des Rosenpflückens selbst sind inzwischen zu touristischen Attraktionen geworden. Weitere beliebte Ausflugsorte in der Nähe sind die Gedenkstätten auf dem Pass Šipčenski prochod und dem Gipfel Buzludža, das Kloster Šipčenski manastir, der Koprinka-Stausee u. a. Ebenfalls aus K. stammt der Prototyp des berühmtesten bulgarischen Romanhelden – Aleko Konstantinovs Baj Ganʹo soll dem Rosenölhändler Ganʹo Somov nachempfunden sein.
(Biljana Ilić, Alexander Sitzmann)