Czyżewski, Tytus

Czyżewski, Tytus; *28.12.1880 Berdychów (heute: Przyszowa) †6.5.1945 Krakau, Maler, Schriftsteller und Kunstkritiker. Cz. studierte von 1902 bis 1907 Malerei an der Krakauer Akademie der Schönen Künste. Auf zwei Reisen nach Paris (1908–09 bzw. 1911–12) lernte er P. Cézanne, v. a. aber den Kubismus und G. Apollinaire kennen, die ihn stark beeinflussten. 1917 war Cz. Mitbegründer der polnischen Formisten, arbeitete bis 1922 aber auch eng mit den polnischen Futuristen zusammen. Nach erneutem Parisaufenthalt (1922–30), wo er u. a. in Kontakt mit den Kapisten stand, verbrachte Cz. die 30er Jahre und den Zweiten Weltkrieg in Warschau, das er erst kurz vor seinem Tod verließ.

Cz. trat v. a. als Autor avantgardistischer Lyrik, Programme und Dramolette hervor (z. B. „Das grüne Auge. Formistische Dichtungen. Elektrische Visionen“, poln. Zielone oko. Poezje formistyczne. Elektryczne wizje, 1920). Er verarbeitete darin die Einflüsse der zeitgenössischen Avantgarde mit Impulsen der modernen Malerei (z. B. „kubistische“ Zerlegung der Gegenstände und simultane Darstellung ihrer verschiedenen Ansichten etc.), wodurch er eine völlig innovative poetische Darstellung erreichte. In seinen „Weihnachtsliedern“ (poln. Pastoralki, 1925) verband Cz. die avantgardistische Poetik mit der heimischen Volkskunst, die auch bei seinem letzten Gedichtband „Steckenpferdreiter in Wolken“ (poln. Lajkonik w chmurach, 1936), zusammen mit den Eindrücken einer Spanienreise von 1929, eine wichtige Inspiration seiner Poesie blieb.

Während Cz.s frühe Malerei in Verwandtschaft zum Kubismus steht, versuchte er in den zur Zeit des Formismus entstandenen sog. „vielebenigen Bildern“ (poln. obrazy wieloplaszczyznowe), einer Art dreidimensionaler Collage aus verschiedenen Materialien, die einzelnen Bildelemente in eine neue Beziehung zueinander zu setzen und durch diese neue Konstruktionsform die konventionelle Räumlichkeit des Bildes aufzubrechen. Nach 1925 wandte sich Cz. mehr der Farbe zu, deren Harmonien und Kontraste nun zu den tragenden Elementen der Bildkomposition werden, was v. a. seine Stilleben und Portraits der 30er Jahre zeigen.

Pollakówna J. 1971: Tytus Czyżewski. Warszawa. Czyżewski, T. 1992: Poezje i próby dramatyczne. Wroclaw.

(Markus Eberharter)


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