Płock

Płock (poln., dt. hist. Plozk, auch Plock, Plotzk).

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Die Kreisstadt in der polnischen Woiwodschaft Woiwodschaft Masowien hat eine Fläche von 88,1 km² und zählt 127.224 Einwohner (2006). P. liegt ca. 45 m ü. d. M., am rechten Hochufer der Weichsel, 110 km nordwestlich von Warschau am südöstlichen Ende des Weichselstausees von Włoclawek (Zbiornik Włocławski). Die mittlere Temperatur beträgt im Januar –2,3 °C, im Juli 20,2 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt ca. 510 mm.

Die Stadt ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, besitzt einen Flusshafen und verfügt über die größte Flusswerft Polens. Die wichtigsten Wirtschaftszweige P.s, das an der Erdölleitung Freundschaft liegt, sind neben der petrochemischen Industrie mit der größten Raffinerie Polens, der Landmaschinenbau, die Nahrungsmittel- und die Textilindustrie. P. ist seit 1075 katholischer Bischofssitz, beherbergt ein Höheres Priesterseminar und sechs weitere Hochschulen. Zu den bedeutendsten kulturellen Einrichtungen der Stadt zählen das älteste Museum Polens – Muzeum Mazowieckie („Masowisches Museum“, gegründet 1821), das „Jerzy-Szaniawski-Theater“ (Teatr imienia Jerzego Szaniawskiego) und die älteste wissenschaftliche Gesellschaft Polens, die 1820 gegründete „P.er Wissenschaftliche Gesellschaft“ (Towarzystwo Naukowe Płockie) mit der „Zielińscy-Bibliothek” (Biblioteka im. Zielińskich Towarzystwa Naukowego Płockiego).

Anfang

2 Kulturgeschichte

Bereits im 8./9. Jh. als Siedlung und möglicherweise politisches Stammeszentrum mit kultischer Funktion nachgewiesen, wurde in P. in der 2. Hälfte des 10. Jh. eine Burg errichtet. 1039–47 bildete die Stadt das Zentrum eines eigenständigen Staates unter Miecław. Ab 1075 war P. Bischofsitz und von 1079–1138 tatsächlicher polnischer Königssitz. Durch die Förderung der Bischöfe und Könige wurde die Stadt zu einem Mittelpunkt mittelalterlicher polnischer Kunst. Die 1180 gegründete und bis heute bestehende Stiftsschule (Małachowianka) gilt als älteste Schule Polens. 1237 wurde P. das Stadtrecht verliehen, was die Stadt zur ältesten in Masowien macht. Von ca. 1329–46 war die Stadt ein Lehen des Königs von Böhmen, von 1351–70 Lehen des polnischen Königs. Ab 1370 war P. Hauptstadt eines gleichnamigen Fürstentums, das ab 1388 erneut Lehen des polnischen Königs war. 1495 wurden Stadt und Fürstentum dem polnischen Königreich eingegliedert. P., wurde Hauptstadt einer Woiwodschaft und erlebte im 15.─16. Jh. durch den Weichselhandel eine wirtschaftliche Blüte. Durch die zweite Teilung Polen-Litauens fiel die Stadt 1793 an Preußen. Ab 1807 war die Stadt Teil des Großherzogtums Warschau und gelangte 1815 zum russisch beherrschten Königreich Polen. Während des Novemberaufstands 1830/31 wurde in P. am 22. September 1831 die letzte Sitzung des aufständischen, polnischen Sejms abgehalten. P., das ab 1815 wieder Woiwodschafts- und ab 1837 Gouverneurssitz war, erlebte im 19. Jh. erneut einen industriellen Aufschwung und entwickelte sich zu einem bedeutenden wissenschaftlichen und kulturellen Zentrum. 1918 kam die Stadt zur zweiten Polnischen Republik. Während des Polnisch-Sowjetischen Krieges (1919–20) wurde sie am 18/19. August 1920 von sowjetischen Truppen belagert. Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurde die Stadt dem Deutschen Reich angegliedert und in Schröttersburg umbenannt. Sie verlor bis 1945 über 14.000 ihrer 35.200 (1939) Bewohner, darunter ihre 7000 Personen zählende jüdische Gemeinde. 1959 begann der Bau der Raffinerie, die P. heute zur Stadt mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen Polens macht. Von 1975–1998 war die Stadt wiederum Hauptstadt einer Woiwodschaft.

(Thomas Himmelsbach)

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