Gosplan

Gosplan (russ., eigentl. Gosudarstvennaja planovaja komissija, „Staatliche Planungskommission“); Staatliches Plankomitee der Regierung der Sowjetunion, dem in Übereinstimmung mit den politischen Direktiven der kommunistischen Staatspartei (KPdSU) die Gesamtplanung der wirtschaftlichen Entwicklung der sowjetischen Volkswirtschaft sowie die Kontrolle über die Erfüllung der Fünfjahres- und Jahrespläne oblagen. Eine solche zentrale Planungsinstanz hat es unter unterschiedlichen Bezeichnungen – aber gleichen Funktionen – in allen sozialistischen Volkswirtschaften gegeben, nicht jedoch im sog. Arbeiterselbstverwaltungssystem Jugoslawiens. G. wurde im Jahre 1921 mit Sitz in Moskau gegründet. Vorläufer war der Oberste Volkswirtschaftsrat, der schon kurz nach der bolschewistischen Revolution 1917 entstand.

Die für die sowjetkommunistische Politökonomie entscheidende Idee der zentralen Planung und Lenkung einer Volkswirtschaft erforderte auch eine zentrale Planungsinstanz, die mit Hilfe langfristiger Perspektivpläne diese Aufgaben wahrnehmen konnte, während die operative, also kurzfristige Planung, nachgeordneten Organen, zumeist Branchenministerien, oblag. Ein erster Fünfjahrplan wurde in der Sowjetunion bereits 1926 ausgearbeitet und 1927 umgesetzt. Hinsichtlich der Möglichkeit einer präzisen Erfassung aller in einer Volkswirtschaft vorhandenen Produktionsressourcen und den tatsächlichen Produktionsergebnissen ist anmerkenswert, dass kein sowjetischer Fünfjahrplan annähernd so erfüllt wurde, wie ursprünglich geplant. Auf der Basis miteinander verflochtener naturaler Bilanzen (zeitweise über 2000) erarbeitete G. Planentwürfe, die nach Annahme durch den Obersten Sowjet Gesetzescharakter erhielten. Die zentral festgelegten Planungsaufgaben wurden als quantitative Kennzahlen und ökonomische Normative auf die untergeordneten Branchenministerien, Industrie- und Produktionsvereinigungen, gesellschaftliche Oganisationen und Unionsrepubliken aufgeschlüsselt, und deren Erfüllung durch G. kontrolliert.

Mit dem Zerfall des staatlichen Planungs- und Lenkungsmechanismus ab 1987–88 in der Sowjetunion verlor G. seine Funktionen und wurde 1991 in das Ministerium für Volkswirtschaft und Prognostizierung umbenannt, wenige Jahre später ganz aufgelöst.

Peterhoff R. 1993: Gosplan. Dichtl E., Issing O. Issing (Hg.): Vahlens Großes Wirtschaftslexikon. München, 842–843.

(Reinhard Peterhoff)


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