Daker

Daker

Die D. gehörten sprachlich möglicherweise zur thrakischen Völkerfamilie und lebten seit dem 5. Jh. v. Chr. belegbar in Teilen des östlichen Donau-Karpatenraumes. Von ihrer materiellen Kultur gibt es einige archäologische Zeugnisse, zu ihren polytheistischen Kultformen gibt es fast keine Informationen, Sprachzeugnisse sind nicht überliefert. In antiken Quellen werden sie oft auch als „Geten“ (griech. Getai, latein. Getae) bezeichnet. Die Gleichstellung der dakischen und „getischen“ Stämme ist jedoch angesichts der geringen Kenntnisse antiker Autoren über die Thraker hinterfragbar.

Der erste größere dakische Personenverband entstand Mitte des 1. Jh. v. Chr. unter Burebista. Dieser vereinte friedlich bzw. gewaltsam dakische, getische, iranische und keltische Stämme unter seiner Herrschaft.
Wegen der raschen Ausbreitung des Reichs wurde es von Rom als Gefahr empfunden. Nach Burebistas Tod (44 v. Chr.) zerfiel der dakisch dominierte Personenverband, ehe Rom militärisch eingreifen musste.

Bis zum Auftreten des zweiten dakischen Gesamtherrschers Decebalus (87–106) fanden immer wieder militärische Auseinandersetzungen mit dem Römischen Reich bzw. Raubzüge ins Römische Reich statt. Der Konflikt mit dem Römischen Reich eskalierte erneut nach 85 und nach beiderseitigen Angriffen endete er mit einem Friedensschluss, der Decebal zum Klientelfürsten Roms machte. Da man von militärischen Vorbereitungen der D. wusste und da Roms neuer Kaiser auf Prestige und materiellen Gewinn aus war, griff Kaiser Trajan jedoch bald wieder dakisches Territorium an. Er siegte 101/2 bei Tapae und in der Provinz ›Moesia inferior‹. Der danach geschlossene Frieden war sehr zum Nachteil der D. Diese respektierten das Abkommen nicht, weswegen 105/6 Trajans zweiter dakischer Krieg stattfand. Die Römer drangen bis zur Hauptstadt der D. (latein. Sarmizegetusa) vor, ein großer Teil der dakischen Territorien (heute Teile Siebenbürgens, des Banats und Olteniens) wurde römische Provinz. Eine der wichtigsten Quellen für diese Kriege ist die Trajanssäule in Rom.

Der Grad der Romanisierung der Bevölkerung in der römischen Provinz ›Dacia‹ ist umstritten und die Diskussion darüber, wie stark diese bis 271, als Kaiser Aurelian die Räumung der letzten Stützpunkte der bereits seit Jahrzehnten verwüsteten und zunehmend entvölkerten Provinz beschloss, gewesen ist, wird nicht nur von wissenschaftlichen sondern auch von nationalpolitischen und ideologischen Interessen getragen. Wahrscheinlich ist, dass die Romanisierung um 200 in ländlichen Gegenden bzw. Städten sehr unterschiedlich und insgesamt wenig ausgeprägt war. Das Vorhandensein dakischer Sprachträger insbesondere im ländlichen Raum ist auch noch für nach 271 anzunehmen. Erst später gingen diese in verschiedenen slawischen und germanischen Sprachgruppen auf.

Das gegenwärtige rumänische Volk versteht sich als Nachkomme romanisierter D. Diese ethnische Kontinuitätstheorie ist wissenschaftlich nicht mehr haltbar.

Boia L. 2003: Geschichte und Mythos. Über die Gegenwart des Vergangenen in der rumänischen Gesellschaft. Köln. Horváth F. S. 2002/2003: Anmerkungen zu den Möglichkeiten und Grenzen der Romanisierung in Dakien. Ungarn-Jahrbuch 26, 179–200.

(Andreas Schuster)

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