Robbenjagd

Robbenjagd

Der Begriff R. bezeichnet die Jagd auf und den Fang von allen Robbenarten zur Gewinnung von Fellen, Fleisch und Robbentran.

Seit frühester Zeit nutzt der Mensch Robben zur Gewinnung von Fleisch, Fellen und Tran. Die auf ein Alter von 70.000 Jahren geschätzten ältesten Harpunenfunde in Ostafrika zeugen von einer Jagd auf Meeressäuger. Gerade die R. wird von nahezu allen Küstenbewohnern traditionell seit Jahrtausenden durchgeführt.

Gleichzeitig mit dem Walfang entsandten Küstenstädte Schiffe auf Robbenfang. Der Einbruch der Walbestände in den Arktischen Gewässern führte zu einer verstärkten Aktivität im Robbenfang, zunächst als Beifang zum Wal, später, als der Walfang immer weiter zurückging, wurden Schiffe nur zu diesem Zweck entsandt. In der Arktis machte man v. a. Jagd auf Walrosse (Odóbenus rosmárus), Klappmützen (Cystóphora cristáta), Grönländischen Seehund oder Sattelrobbe (Pagóphilus groenlandicus oder Phoca groenlandica) und Blau- oder Bartrobbe (Erignáthus barbátus). Allen Robbenarten wurde an ihren Ruheplätzen auf dem Eis nahe der Eiskante besonders während der Wurfzeit der Jungen nachgestellt. Die Tiere wurden dabei mit dem mit Eisenspitzen bewehrten Robbenknüppel erschlagen. Walrosse fing man mit Harpunen und Gewehren auch im Wasser. Heute kommen Gewehr und Hakapik, ein Robbenfanggerät in Form einer kleinen Spitzhacke zum Einsatz.

Berichte von Entdeckern über große Robbenbestände führten amerikanische und britische Robbenfänger im 19. Jh. auch in die Antarktis. Die antarktischen und sub-antarktischen Pelzrobben (verschiedene Arten der Gattung Arctocephalus), der südliche See-Elefant (Mirounga leonina) und die Rossrobbe (Omatophoca rossii) wurden durch diesen Fang beinahe ausgerottet und sind seit 1972 südlich des 60. Breitengrades geschützt. Andere Arten durften noch limitiert gefangen werden, 1986/87 fand die letzte R. in der Antarktis statt.

Die R. in der Arktis wird durch die einheimische Urbevölkerung wie die Inuit fortgesetzt. Mit der Begründung der drohenden Robben-Überpopulation und der Gefährdung der Fischbestände wird, in langjähriger Tradition, von Kanada, Russland und Norwegen mit Fangquoten und teilweise mit staatlichen Subventionen weiterhin R. betrieben. In Russland wurde bis 1994 ein Teil der Jungtiere lebend gefangen und an Land gebracht, wo sie bis zu ihrer Tötung nach dem Haarwechsel in Gehegen gehalten wurden. Die zurückgelassenen Haare vom Haarwechsel wurden als Füllmaterial z.B. in Kissen verwendet. Die schwierigen Verhältnisse der russischen Wirtschaft bereiten der R., für die die Fangquoten in einer Kommission gemeinsam mit Norwegen festgelegt werden, jedoch Probleme. Die Anti-R.-Kampagne begann 1976 durch die Umweltschutzorganisationen Greenpeace und WWF. 1983 brach der Markt für Robbenfelle nachhaltig zusammen. Bilder von bei noch zuckendem Leib gehäuteten Jungtieren machten den Absatz von Robbenfellen fast unmöglich. Auf öffentlichen Druck hin führten die USA und die EU Handelsbeschränkungen ein.

Verwertet werden bei der gegenwärtigen R. vor allem die Felle, teilweise aber auch das Fleisch. Die Penisse von erwachsenen Tieren werden auf den asiatischen Märkten als Aphrodisiakum verkauft.

Die Jäger des Meeres (http://www.highnorth.no/deutsch/Jager/startseite.htm) (Stand 03.07.2007). lighthouse-foundation (http://www.lighthouse-foundation.org/lighthouse-foundation.org/explorer/ausbeutung.shtml) (Stand 03.07.2007). Oesau W. 1937: Schleswig-Holsteins Grönlandfahrt auf Walfischfang und Robbenschlag vom 17.–19. Jahrhundert. Glückstadt.

(Börge Pflüger)

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