Litomyšl

Litomyšl (tschech., dt. hist. Leitomischl). Die am Flüsschen Loučná in 347 m ü d. M. gelegene Kleinstadt L. an der böhmisch-mährischen Grenze zählt 10.200 Einwohner (2006) und gehört zum Bezirk Zwittau (Okres Svitavy). Seit 1965 steht das Stadtzentrum unter Denkmalschutz, seit 1999 befindet sich das Renaissanceschloss im UNESCO-Verzeichnis des Weltkulturerbes.

Die Siedlung L. entstand an einem Handelsweg, der Böhmen und Mähren verband. Laut der Cosmas-Chronik soll hier bereits 981 eine Burgstätte der Slavnikiden (tschech. Slavníkovci) existiert haben. Belegt ist die Siedlung schriftlich erstmals Ende des 11. Jh., als Břetislav II. eine Kirche stiftete. Mitte des 12. Jh. gründeten aus der Gegend von Aachen kommende Prämonstratenser ein Kloster in L. 1259 erteilte Otakar II. Přemysl der Ansiedlung Stadtrechte.

Im 13. Jh. war die Stadt national gemischt besiedelt, es existierte eine deutsche und eine tschechische Vorstadt. Als Prag 1344 zum Erzbistum erhoben wurde, entstand in L. das zweite Bistum des böhmischen Königreichs, das aber während der Hussitenkriege 1425 nicht existent war. Ende des 15. Jh. war L. eines der Zentren der Böhmischen Brüder. Nach dem erfolglosen Ständeaufstand gegen Ferdinand II. 1546/7 mussten die Brüder die Stadt und das Land verlassen, 1640 gründeten die Piaristen ein Gymnasium. Bereits in den Jahren 1568–73 hatten die Herren von Pernštejn in L. ein Renaissanceschloss errichten lassen. Das aus dem 18. Jh. stammende Schlosstheater gehört zu den ältesten in Europa. In der Schlossbrauerei kam 1824 der Komponist Bedřich Smetana (1824–84) zur Welt.

Während der tschechischen Nationalbewegung im 19. Jh. spielte L. mit seinem kulturellen Leben eine große Rolle, zahlreiche Schriftsteller wirkten hier. 1930 lebten in L. 7602 Menschen, davon 82 Deutsche.

Seit 1949 findet im Schlosshof das Opernfestival ›Smetanas Litomyšl‹ statt, das auf Anregung des in L. geborenen kommunistischen Schulministers Zdenek Nejedlý (1878–1962) entstand.

(Katrin Bock)

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