Wiener Becken

Wiener Becken (slowak. Viedenská kotlina, tschech. Vídeňská pánev)

Aus geografischer Sicht wird als W. B. gewöhnlich die dreieckförmige Beckenlandschaft südlich der Donau bezeichnet. Geologisch gesehen, handelt es sich um eine tektonische Senkung, die eine etwas größere Fläche bedeckt. Ihr spindelförmiger Grundriss hat eine Ausdehnung von 50 x 200 km, die sich zwischen den Alpen und Karpaten befindet und das Donautal in zwei Teile trennt. Über 80 % ihrer Fläche liegt in Niederösterreich und die Reste breiten sich (über das Weinviertel, die Leithagebirge und das Marchfeld) in die Slowakei (Záhorská und Borská nížina und Chvojnická pahorkatina) und Mähren (bis zur Marchniederung) aus. Die Erdkruste bildet im Bereich Wiens eine tektonische Schwachzone, wodurch gegen Ende der alpinen Gebirgsbildung (vor etwa 20 Mio. Jahren) der Stützpunkt des Beckens im mittleren Tertiär langsam in die Tiefe sank. Durch das W. B. verlaufen zahlreiche Verkehradern: Die Donau bildet eine wichtige Nordwest-Südost-Achse und kreuzt die alte Bernsteinstraße die die Ostseeküste mit dem Mittelmeerraum verband. In der Römerzeit wurde der Teil südlich der Donau ins Römische Reich eingegliedert und der Fluss bildete einen Teil der Limes-Befestigung. Im frühen Mittelalter war dieser Bereich in die Mark der Babenberger eingegliedert und diente als ein wichtiger Ausgangspunkt nach Osten und Südosten. Die Grenzen wurden im Bereich des W. B. mehrfach verschoben und die Bedeutung des Beckens lag in seiner Rolle als Einfallstor aus dem Osten nach Westen und umgekehrt, daher wurden in seinem Bereich zahlreiche Schlachten ausgetragen, z. B. die Schlacht an der Leitha (1246) der Österreicher gegen die Ungarn, die Schlacht auf dem Marchfeld (1278) zwischen dem Přemysliden Otakar II. und dem Habsburger Rudolf I. und die Schlacht am Kahlenberg (1683) während der zweiten Belagerung Wiens durch die Osmanen. Heute gehören Teile des W. B. zu den dicht besiedelsten Gebieten Österreichs. In dem wichtigsten Wirtschaftsraum Österreichs führen nationale wie auch internationale Straßenverbindungen.

Grund A. 1901: Die Veränderungen der Topographie im Wiener Walde und Wiener Becken. Leipzig. Büdel, J. 1933: Die morphologische Entwicklung des südlichen Wiener Beckens und seiner Umrandung; mit einer Karten- und Profiltafel. Stuttgart.

(Marek Klatý)

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