Heiligster regierender Synod

Heiligster regierender Synod (russ. Svjaščennyj pravitel‘stvujuščij sinod)

Der H. r. S. war die höchste Verwaltungsbehörde der Russisch-orthodoxen Kirche zwischen dem 14.2.1721 und dem 5.8.1917. Er ersetzte den Patriarchen, dessen Amt seit 1700 nicht besetzt war, und wurde auf der Grundlage des „Geistigen Reglements“ (Reglament duchovnyj) eingeführt. Ursprünglich sollte die neue Behörde den Namen „Geistiges Kollegium“ tragen, bei der Eröffnung am 14.2.1721 wurde sie in „H. r. S.“ umbenannt. Die spätere Abschaffung und Wiederaufnahme des Wortes „regierender“ entsprach der Schwächung und der Stärkung der Rolle des H. r. S. in der Machtverteilung. Ursprünglich hatte der H. r. S. einen Präsidenten, nach dem Tod des ersten Präsidenten Stefan Javorskyj (1723) wurde dieses Amt jedoch nicht wieder besetzt. Am 11.5.1722 erfolgte die Einrichtung des Amtes des Oberprokurors, der den Kaiser im Synod vertreten sollte (zwischen 1730 und 1740 nicht besetzt). Trotz massiver Kritik und Forderungen nach Wiederherstellung des Patriarchats wurde der H. r. S. bis zum Ende des Zarenreiches nicht grundsätzlich reformiert. Am 5.8.1917 wurde er durch die provisorische Regierung aufgelöst, sein letzter Oberprokuror wurde zum Minister des neugegründeten Ministeriums der Glaubenskonfessionen ernannt. Diese Auflösung wurde 1918 durch den Dekret des sowjetischen Regierung bestätigt. Während der zwei Jahrhunderte seiner Tätigkeit war der H. r. S. zum einen ein Mittel der staatlichen Kontrolle der Kirche, zum anderen ein Sprachrohr der kirchlichen Leitung. Im ersten Fall kam es zur Dominanz eines Oberprokurors, der als Laie zum faktischen Administrator der Kirche aufstieg und v. a. im 19. Jh. Bedeutung erlangte, im zweiten Fall zur Dominanz eines Bischofs oder einer Gruppe von Bischöfen. Der Archivbestand des H. r. S. befindet sich im Russischen Staatlichen Historischen Archiv in St. Petersburg. Der H. r .S. ist nicht mit dem „Heiligen Synod der Russischen orthodoxen Kirche“ (Svjaščennyj sinod Russkoj pravoslavnoj cerkvi), der Verwaltungsbehörde der heutigen russischen orthodoxen Kirche, zu verwechseln.

Verchovskoj P.V. 1916: Učreždenie Duchovnoj kollegii i Duchovnyj reglament. K voprosu ob otnošenii cerkvi i gosudarstva v Rosii. T.I. Issledovanie. T.II. Materialy. Rostov-na-Donu. Smolitsch I. 1964: Geschichte der Russischen Kirche, 1700–1917. Bd.1, Leiden; Amburger E. 1966: Geschichte der Behördenorganisation Russlands von Peter dem Großen bis 1917. Leiden.

(Aleksandr Lavrov)

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