Slowinzen

Slowinzen (auch: Slovinzen; kaschub. Słowińcë; poln. Słowińcy).

Die S. sind ethnisch eine Untergruppe der westslavischen Kaschuben. Sobierajski (1997) spricht gar von den „sogenannten Slowinzen“, denn der Begriff „slowinzisch“ geht nach weit verbreiteter Ansicht auf einen Interpretationsfehler zurück und war demnach ursprünglich gleichbedeutend mit „slawisch“. Deshalb werden die S. auch „kaschubische Slowinzen“, „West-Kaschuben“ oder „Leba-Kaschuben“ genannt. Die S. waren Fischer und wohnten unweit der Ostsee im jetzigen Kreis Słupsk (dt. hist. Stolp) im Nordwesten der heutigen Woiwodschaft Pommern (poln. Województwo Pomorskie). In der Erforschung der S. haben sich im 19. Jh. insbesondere der russische Gelehrte Aleksandr F. Hilferding sowie Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. der deutsche Wissenschaftler Friedrich Lorentz einen Namen gemacht. Um die Jahrhundertwende des 19./20. Jh. sprachen vermutlich noch einigen hundert Menschen dieser Gegend Slowinzisch, wobei sie hier bereits eine langjährige Germanisierung hinter sich hatten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die S. zusammen mit der deutschen Bevölkerung vertrieben, da sie zum größten Teil evangelisch waren. Die neuen Machthaber – aber auch die ankommende neue Bevölkerung – betrachteten die S. als Deutsche und wer noch nicht vertrieben wurde, Im Dorf Klucken (poln. hist. Kluki) wurde in den 1960er Jahren das „Slowinzische Museum“ (poln. Muzeum Wsi Słowińskiej) eingerichtet, welches das gesamte Wohnumfeld der S. darstellt (Häuser, Hauseinrichtung, Werkzeuge etc.).

Lysiak W. 1998: Das Drama der Slowinzen und der Geschichtsprozess,Transodra 18, 159–172. Rybicki H. 2003: Nazywano ich Słowińcami. Gdańsk. Treder J. 2002: Język kaszubski, Poradnik encyklopedyczny. Gdańsk.

(Marcin M. Bobrowski)

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