Osoblaha (Stadt)

Osoblaha (tschech., poln. Osabłoga, dt. hist. Hotzenplotz). O. ist ein Ort im Bezirk „Mährisch Schlesien“ (Moravskoslezský kraj) an der polnischen Grenze, im Kreis „Freudenthal“ (Bruntál, Bruntálský okres). O. liegt 220 m ü. d. M. im „Zuckmanteler Bergland“ (Zlatohorská vrchovina), einem Ausläufer des Altvatergebirges. Am 1.1.2005 hatte O. 1112 Einwohner, 2001 waren es 1153 (davon 1011 Tschechen, 73 Slowaken, 27 Mähren, 6 Polen, 5 Schlesier und 3 Deutsche), 1932 2521 (davon 2393 Deutsche), 1880 waren es noch 3815 Einwohner (davon 212 Juden).

Der Name Hotzenplotz (Hocenploc, Hozenpla) tauchte zum ersten Mal 1233 in Urkunden auf, im selben Jahr wird der Fluss Osoblogarn genannt. Gegründet wurde O. vermutlich 1240, bereits ein Jahr später jedoch von den Mongolen zerstört. 1250 wurde O. vom Olmützer (tschech. Olomouc) Bischof Bruno von Schauenburg wieder aufgebaut, nachdem dieser von König Wenzel I. und dessen Sohn Otakar II. Přemysl mit der Neubesiedlung der nach der Schlacht bei Liegnitz durch die Mongolen entvölkerten Gebiete Nordmährens und jener der böhmischen Krone unterstehenden schlesischen Gebiete Nordmährens um Opava und Krnov (dt. hist. Jägerndorf) durch deutsche Kolonisten betraut worden war. 1251 erhält O. die Stadtrechte mit umfangreichen Privilegien. Für seine Verdienste erhielt Bischof Bruno das Gebiet um Hotzenplotz 1267 zu dauerndem Besitz für den bischöflichen Stuhl von Olmütz. Hotzenplotz wurde Sitz der Verwaltung und des Gerichtswesens des 217 km² großen Bistumslandes. Dieses Gebiet wurde, aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Bistum Olmütz und seiner Lage, die „große mährische Enklave“ genannt, die bis 1924, als die tschechoslowakische Regierung die Länder Mähren und Schlesien zusammenlegte, bestehen blieb.

Ab 1334 fanden vermutlich aus dem Bistum Breslau, aus Hlubčice, Prudnik, Schlesien, Krakau, Franken, Hessen und aus Troppau vertriebene Juden sowie nach der Vertreibung der Wiener Juden 1670 auch diese in Hotzenplotz Zuflucht, es entwickelte sich eine große jüdische Gemeinde (1865 bildeten die Juden z. B. 30 % der Bevölkerung), die bis 1933 bestand. 1938 lebte in O. bereits kein einziger Jude mehr. Der alte jüdische Friedhof, dessen ältestes Grab aus 1694 stammt, konnte erhalten bleiben. Im Zweiten Weltkrieg wurde O. fast vollkommen zerstört, die deutsche Bevölkerung vertrieben, wodurch der Ort stark entvölkert wurde. 1960 verlor O. den Titel Stadt und ist seither Gemeinde.

Seit 1898 verkehrt zwischen O. und Třemešná ve Slezsku (dt. hist. Röwersdorf) eine Schmalspurbahn. Von 1904 bis 1944 gab es in O. eine Klöppelschule, vor 1939 ein Museum, ein Kreisgericht, fünf Mühlen, eine Zuckerfabrik, eine Brauerei, eine Zündholzfabrik, ein Gaswerk, eine Druckerei und eine Ziegelei. Die Region um O. (tsch. Osoblažsko) ist geprägt durch Landwirtschaft und Viehwirtschaft.

Das Städtchen O. stand Pate für den „Räuber Hotzenplotz“ des bekannten, aus Reichenberg (tschech. Liberec) stammenden Kinderbuchautors Otfried Preußler.

Klenovský J. 1995: Židovská obec v Osoblaze. Olomouc. Kunstmann H. 1997: Riesengebirge, Rübezahl und Hotzenplotz (1). Aus der Vorgeschichte der Sudeten-Slawen. Germanoslavica 4/1, 261–273. Kunstmann H. 1998: Riesengebirge, Rübezahl und Hotzenplotz (2). Aus der Vorgeschichte der Sudeten-Slawen. Germanoslavica 5/2, 109–129. Scharbert J., König J. W. 2000: Die Juden in der mährischen Enklave Hotzenplotz und die Bischöfe von Olmütz. Sudetenland 42, 10–24. Spyra J. 1999: Moravští ž idé v rakouském Slezsku v minulých staletích. Židé a Morava 6, 28–32.

Andrea Schutte


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