Mehmed III. Giray

Mehmed III. Giray (türk., tatar. Girāi); †1628, Krimkhan.

Mehmed III. Giray als Khan und sein Bruder Shahin Giray, der neben ihn als Kalga fungierte, können als einige der bemerkenswertesten Persönlichkeiten auf dem Thron der Girayiden in Bachčysaraj bezeichnet werden. Die Jahre ihrer Herrschaft waren geprägt von dem zunächst de facto erzwungenen Versuch sich von der Oberherrschaft der Hohen Pforte zu lösen, um der Absetzung und möglicherweise Hinrichtung durch die am Hof des Sultans gerade dominierende Fraktion zu entgehen.

Das Krimkhanat geriet bereits nach 1584 vermehrt in den Strudel innerosmanischer Machkämpfe.

Mehrere Khane wurden direkt von Seiten der Hohen Pforte ernannt bzw. abgesetzt. Mehemd III. widersetzte sich mehrfach erfolgreich (z. B. 1624 oder 1627) solchen mit militärischen Mitteln unternommenen Versuchen ihn durch seinen Vorgänger und Nachfolger Djani Beg (1610–23/1624/1628–35) zu ersetzen. Die blutigen Auseinandersetzungen wirkten sich verhängnisvoll für die Bevölkerung des Khanats aus. Der Khan und sein Bruder versuchten durch Allianzen mit dem moskowitischen Russland beziehungsweise der polnisch/litauischen Commonwealth eine grundlegende Neuordnung der politischen Verhältnisse im nördlichen Schwarzmeeraum zu schaffen. Ihre Politik kann mit denen einiger Woiwoden der Moldau und Walachei oder georgischer Könige im gleichen Zeitraum verglichen und eingeordnet werden sich von der Oberhoheit der Hohen Pforte zu lösen.

Neben weiterhin stattfindenden Raub- und Feldzüge von krimtatarischen Verbänden sowie den ihnen nunmehr unterstellten Horden der kleinen Nogaier die von Seiten der Zentrale in Bachčysaraj kaum kontrolliert werden konnten traten deutlich verstärkte Raubzüge von Donkosaken, Zaporižžja-Kosaken, der Kosaken der „Saporoger Sitsch“ (ukrain. Zaporozʹka Sič) und a. m. in das Gebiet des Krimkhanats und der Südküsten des Schwarzen Meeres. Dies hing ihrer zahlenmäßigen Zunahme infolge der innermoskowitischen (1598 ff.) und -polnischen Konflikte (1607ff.) zusammen, die eine größere Anzahl entwurzelter Personen zur Migration an die südlichen Grenzen veranlasste wo sie in den Lebenswelten der Kosaken aufgingen.

Erst 1628 gelang es einem osmanischen Heer den Khan und seinen Bruder zu stürzen. M. III. fiel in den Kämpfen, sein Bruder floh in das safawidische Iran.

Ostapchuk V. 1989: The Ottoman Black Sea frontier and the relations of the Porte with the Polish-Lithuanian Commonwealth and Muscovy, 1622–1628. Cambridge Massachusets.

(Meinolf Arens)

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