Chorol

Chorol (russ./ ukrain., poln. hist. Choroł). Die zentralukrainische Stadt Ch. liegt in einer Höhe von 80 m ü. d. M. am gleichnamigen Fluss im „Gebiet Poltava“. Ch. ist Verwaltungssitz eines Rayons, umfasst ein Gebiet von 13,95 km² und zählt 14.330 Einwohner (2006).

Die Anfänge von Ch. sind nicht bekannt, eine gleichnamige Ortschaft wird in einer Chronik 1083 erwähnt. Der Aufstand der litauischen Fürsten 1503 brachte das Gebiet von Černihiv mit Ch. unter russische Hoheit. 1580 eroberten Magnatenmilizen mit Kosaken diese Steppengebiete Ch. wurde 1590 dem Fürstenhaus Wiśniowiecki zugesprochen (rechtliche Grenzanerkennung durch Russland im Vertrag von Deulino 1619). Königliche Inspektoren notierten in der Rauchfangsteuererhebung 1628: 8 Häuser am Markt, 15 in den Strassen, 8 am Stadtrand und 12 arme Häuser (von diesen 43 Häusern zahlte Jarema Wiśniowiecki Steuern), 1 Haus mit Parzelle, 1 neben der Mühle und 1 Pope; 5 Bürger betätigten sich als Handwerker (1625-35 Häuser, 8 am Markt, 15 i.d. Str., 12 arme; 1 H. mit Parz., 1 Mühle; 5 Handwerk.) Vom Bauern- und Kosakenaufstand 1638 waren auch die Latifundien der Familie Wiśniowiecki betroffen. 1648 brachten Aufständische Ch. wieder unter ihre Kontrolle. Bis 1764 gehörte Ch. zum Hetmanat. Nach dessen Abschaffung gehörte das zur Stadt (1781) bzw. Kreisstadt (1782) erhobene Ch. abwechselnd zu den Bezirken Kiew und Černihiv, ab 1795 zum Gouvernement Malorossija und seit 1795 zum Gouvernement Poltava. 1800 bestand die Einwohnerschaft von Ch. aus 248 Christen und 44 Juden 1847 entstand eine jüd. Gemeinde mit 78 Mitgliedern. In den 1870er Jahren zählte Ch. 5500 und 1899 9199 Einwohner (1897 2056 Juden). In Ch. befanden sich 6 orthodoxe Kirchen und 4 Synagogen. Ch. war mit seinen vier Jahrmärkten, Kreiskrankenhaus und Poststation ein Zentrum einer Agrarregion. In der Region um Ch. wurden 1918–19 harte Kämpfe ausgetragen ), die Stadt wurde von k. u. k. Truppen und danach von der Roten Armee, im Herbst 1919 von antibolschewistischen Truppen unter Anton I. Denikin und seit Dezember 1919 wieder von Rotarmisten besetzt. 1920 wurde Ch. Kreisstadt, 1923 Sitz einer Region, seit 1932 lag es im „Gebiet Charkow “, ab 1937 im „Gebiet Poltava“. Während der deutschen Besatzung vom 13.09.1941–19.09.1943 wurden im KZ Ch. etwa 55.000 Menschen, meist Sowjetfunktionäre und Juden, umgebracht. In der Stadt wurde nach dem Krieg v. a. Lebensmittelindustrie angesiedelt, die heute vor dem Maschinenbau und der Leichtindustrie noch immer der wichtigste Wirtschaftszweig Ch.s ist.

Jabłonowski A. (Red.) 1894: Źródła dziejowe, Bd. XX., Polska XVI wieku pod względem geograficzno-statystycznym, Bd. 9,1: Ziemie Ruskie – Ukraina, 83. Warszawa. Jabłonowski A. (Red.) 1897: Źródła dziejowe, Bd. XXII, Polska XVI wieku pod względem geograficzno-statystycznym, Bd.11,3: Ziemie Ruskie – Ukraina, 333, 338. Warszawa. Litwin H. 2000: Napływ szlachty polskiej na Ukrainę 1569–1648. Warszawa. Chebowski B., Sulimierski F., Walewski W. (Hg.) 1986: Kowel. Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich 1880–1902 1. Warszawa, 631.

(Robert Friedl)

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