Papahagi (Familie)

Papahagi; Gelehrtenfamilie aromunischer Abstammung aus dem Dorf Avdella (früher Avdela) im Pindos-Gebirge in Griechenland. Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. wanderten viele Familienmitglieder zu Studienzwecken nach Bukarest aus, wo sie v. a. in den humanistischen Wissenschaften bedeutende Beiträge geleistet haben.

Bekanntheit erlangte zunächst der Publizist (1) Nicolae (*1868 Avdela †1931 Bukarest). Er arbeitete viele Jahre als Lehrer in Monastir (heute Bitola in der Republik Makedonien/FYROM) sowie in Iōannina (Griechenland), war Herausgeber von ›Courier des Balkans‹ sowie Mitarbeiter von ›Revista idealistă‹ und hat über die makedonische Frage und die Aromunen veröffentlicht. Vom rumänischen Außenministerium wurde er als Konsul nach Konstantinopel entsandt.

(2) Pericle (*20.10.1872 Avdela †20.1.1943 Silistra, heute Bulgarien) war Philologe, Linguist und Ethnograph, hat in Bukarest studiert und in Leipzig promoviert. Am 26.5.1916 wurde er Mitglied der rumänischen Akademie, für die er zahlreiche ethnographische Materialien über Aromunen, Meglenorumänen und balkanische Ortsnamen sammelte.

(3) Tache (*1892 Avdela †1977 Bukarest), Linguist und Ethnograph, hat in Bukarest studiert und promoviert. Bis 1948 war er Professor an der Universität Bukarest. In den 60er Jahren lehnte er die Mitgliedschaft in der rumänischen Akademie ab. Er veröffentlichte die erste Anthologie aromunischer Schriftsteller (Antologie aromânească, Bucureşti 1922). Sein wichtigstes Werk war das aromunische Wörterbuch ›Dicţionarul dialectului aromân, general şi etimologic‹ (Bucureşti 1963, 1974).

(4) Valeriu (*1906? Kruševo [Makedonien] †1983 Bukarest), Linguist und Historiker, hat in Bukarest und Paris studiert und promoviert. Er war Mitglied der rumänischen Schule (Şcoala Românească) in Frankreich (1929–31), Kulturattaché an der rumänischen Botschaft in Spanien, Dozent an der Universität Bukarest und, zu kommunistischer Zeit, Geschichtslehrer an den Lyzeen in Roşiorii-de-Vede und Bukarest. Seine Monographie zur aromunischen Geschichte ist als posthume Ausgabe in Vorbereitung.

(5) Lambrachi (*23.7.1942 Bukarest), Autor zahlreicher Schulbücher und Studien zu chemischen Themen, ist Chemiker und Professor an der Universität Bukarest, wo er studiert und promoviert hat.

(6) Marian (*14.10.1948 Râmnicu Vâlcea [Rumänien] †18.1.1999 Rom), war Literaturhistoriker, -kritiker, Dolmetscher und Professor an den Universitäten von Klausenburg (rumän. Cluj-Napoca), Rom und Kopenhagen. 1973–83 war er Chefredakteur der Zeitschrift ›Echinox‹ in Klausenburg, 1998–99 arbeitete er als Leiter der ›Academia di Romania‹ in Rom. Zahlreiche Abhandlungen und Essays über rumänische, italienische, spanische und portugiesische Literatur sowie Übersetzungen (u. a. von Dante, Federico García Lorca, Murilo Mendes, Eugenio Montale, Giuseppe Ungaretti), Mitautor des Wörterbuchs rumänischer Schriftsteller (Dicţionarul scriitorilor români).

Rusu D. N. (Hg.) 1999: Membrii Academiei Române. Bucureşti (Stichwort Pericle P.). Predescu L. (Hg.) 1999: Enciclopedia României. Cugetarea. Bucureşti (Stichwörter Nicolae, Pericle, Tache, Valeriu P.). Dicţionarul enciclopedic, Bd. 5. Bucureşti 2004 (Stichwörter Marian, Pericle, Tache P.). Who is who in Romania. Bucureşti 2002 (Stichwort Lambrachi P.).

(Maria Bara)


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