Bolhrad
Bolhrad (ukrain., bulg./russ. hist. Bolgrad, rumän. hist. Bălgrad); Stadt und Kreiszentrum im südukrainischen Gebiet Odessa (nordwestlich von Izmajil) mit 16.302 Einwohnern (2004). B. liegt in der Region Budžak, an der Mündung des Flusses Jalpuh (ukrain.; moldaw./rumän. hist. Ialpug, russ. Jalpug) in den gleichnamigen See an der Grenze zur Republik Moldau. Stadt und Umland werden überwiegend von Bulgaren bewohnt, welche im Kreis B. 60,8 % (2001) der Bevölkerung stellen. Daneben wohnen dort u. a. Gagausen (18,7 %), Russen (8 %), Ukrainer (7,6 %) und Albaner (2,1 %). In B. gibt es ein Gymnasium, in dem Unterricht in bulgarischer Sprache erteilt wird. Der wirtschaftliche Schwerpunkt liegt auf der Nahrungs- und Textilindustrie. Ein wichtiges Bauwerk ist die „Erlöser-Verklärungskathedrale“ (ukrain. Preobražensʹkyj sobor, 19. Jh.).
Das Gebiet um B. war im Zuge des Russisch-Osmanischen-Krieges (1806–12) Teil des Russischen Reich geworden. In der Folge kam es zu einer starken Zuwanderung von Bulgaren, welche Schutz vor dem Osmanischen Reich suchten. Als Zentrum dieser bulgarischen Kolonie wurde 1821 die Stadt B. gegründet.
Der Ort war zeitweise unter osmanischer (1856–78) und moldauischer bzw. rumänischer Herrschaft (1918–40), seit 1940 gehört er zur Ukraine. Mit der Auflösung der Sowjetunion haben sich die kulturellen Entfaltungsmöglichkeiten der Bulgaren verbessert. 1997 wurde ein bulgarisches Kulturhaus eröffnet.