Selimović, Mehmed

Selimović, Mehmed (auch: S., Meša); *26.4.1910 Tuzla †11.7.1982 Belgrad, Schriftsteller, Essayist, Universitätsprofessor und Redakteur.

S. wuchs in Tuzla in Bosnien auf und studierte von 1930-34 Literatur in Belgrad; 1941 wurde er in Bosnien Mitglied der „Volksbefreiungsbewegung“ (serbokroat. Narodno Oslobodilački Pokret) und kam zeitweise in Gefangenschaft. 1943 trat er der „Kommunistische Partei Jugoslawien“ (Komunistička partija Jugoslavije) bei. Ab 1944 nahm S. in Belgrad parteipolitische und kulturelle Aufgaben wahr, unterrichtete ab 1947 in Sarajevo an der Höheren Pädagogischen Schule und wurde Dozent an der philosophischen Fakultät sowie Künstlerischer Direktor von Bosna-Film und Chefredakteur des damals staatlichen ›Svjetlost‹ -Verlages. Nach seiner Pensionierung 1971 kehrte S. nach Belgrad zurück. S. war Präsident des jugoslawischen Schriftstellerverbandes, Ehrendoktor der Universität Sarajevo und Mitglied der serbischen und der bosnischen Akademie der Wissenschaften. Er erhielt zahlreiche nationale Auszeichnungen für sein herausragendes literarisches Werk, das sich insbesondere mit der osmanisch-islamischen Vergangenheit Bosniens auseinandersetzt. Seine Hauptwerke „Stille“ (serbokroat. Tišine, 1961), „Der Derwisch und der Tod“ (serbokroat. Derviš i smrt, 1966), „Die Festung“ (serbokroat. Tvrđava, 1970) und „Die Insel“ (serbokroat. Ostrvo, 1974) beschäftigen sich thematisch v. a. mit Krieg und dem Verhältnis des Einzelnen zur Staatsmacht. Den biographischen Hintergrund für den international bekanntesten Roman „Der Derwisch und der Tod“ bildet die Ermordung des Bruders von S. aufgrund einer Parteiintrige. Sein Verhältnis zur Partei und sozialistischen Regierung blieb durchweg zwiespältig. Sein hohes schriftstellerisches Renommee bedingte wechselseitige ethnische und nationale Vereinnahmungsversuche.

Lagumdžija R. 1973: Kritičari o Meši Selimoviću. Sarajevo. Petrović M. 1981: Roman Meše Selimovića. Gradina.

(Miranda Jakiša)


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