Argostolion

Argostolion (griech., auch Argostoli)

A. ist Handels- und Verwaltungszentrum der westgriechischen Insel Kefallīnia im Ionischen Meer und deren einzige Stadt. Als Gründung der Venezianer findet A. 1528 zum ersten Mal Erwähnung, ab 1757 als deren Verwaltungszentrum. Der Hafen ist durch seine Lage am tief eingeschnittenen Golf von A. im Westen der Insel sehr geschützt und verfügt über bedeutende Reedereianlagen. Vor der Gründung A. hatte das 9 km östlich gelegene Kastro(n), dessen Hafen um 1500 errichtet worden war, die Funktion der Inselhauptstadt. Nach der Seeschlacht von Lepanto (1571) begann der Handel, insbesondere jener mit Weintrauben, zu blühen.

Nach der Venezianerherrschaft (1757–97) erlebte A. zwei französische Besatzungen (1797–99 und 1807–09), unterbrochen durch eine russisch-osmanische (1799–1807). Bevor es 1864 zu Griechenland kam, war es von den Briten besetzt (1809–64). Im 20. Jh. folgten die französische Einnahme der Insel (1917) und im Zweiten Weltkrieg italienische (1941–43) und deutsche (1943–44) Besatzung. Das heutige A. ist eine gepflegte und lebendige Stadt ohne architektonische Besonderheiten, da es 1867 und 1953 zu katastrophalen Zerstörungen durch Erdbeben kam. Die Einwohnerzahl A. ging bis Ende des 20. Jh. stetig zurück: Hatte die Stadt 1940 noch knapp 10.000 Einwohner, schrumpfte deren Zahl bis 1991 auf 6815 und hat erst in jüngster Zeit (2001) wieder zugenommen (9037).

A. ist orthodoxer Bischofsitz und Heimat der bekannten griechischen Politikerfamilie Metaxas, von denen der Freiheitskämpfer (Aufstand von 1821) Andreas Metaxas (erster konstitutioneller Ministerpräsident von 1843–44) und Iōannīs Metaxas (Diktator von 1936–41) erwähnt seien. Als Hauptort der Insel Kefallīnia hat A. zunehmende Bedeutung für den Tourismus.

Stamatelatos M., Fotinī V.-St. 1997: Argostoli. Stamatelatos M., Fotinī V.-St. (Hg.): Ellīnikī Geōgrafikī Egkyklopaideia 1, Athīna, 138–139.

(Thede Kahl)


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