Dunajec

Dunajec (poln./slowak., dt. hist. Dunajetz)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Der 247 km lange Fluss entspringt in Südpolen auf 578 m Höhe, im Gebiet Podhale in der Nähe von Nowy Targ
Dunajec
als Zusammenfluss von zwei Bächen – Biały D. („Weißer D.“) und Czarny D. („Schwarzer D.“) – und mündet gegenüber von Opatowiec auf 174,4 m Höhe als rechtsseitiger Zufluss in die Weichsel. Das Einzugsgebiet umfasst 6804 km². Die mittlere Abflussmenge beträgt an der Mündung 84,3 m³/s. Wegen der hohen Schwankungen des Wasserspiegels wurden am Fluss zum Schutz von Überschwemmungen und zur Energiegewinnung vier Stauseen errichtet. Die größten sind Rożnów (zbiornik Rożnowski, 16 km²) und seit 1997 Czorsztyn-Niedzica (13,35 km²). Folgen davon sind Erwärmung des lokalen Klimas, höhere Jahresniederschläge, zunehmende Luftfeuchtigkeit und Bewölkung sowie Gefährdung des ökologischen Gleichgewichtes.

Der Fluss verläuft größtenteils im Bereich des milden Klimas der Pieninen. Zum Schutz der einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt wurde 1932 gemeinsam mit der damaligen Tschechoslowakei das erste grenzüberschreitende Naturschutzgebiet in Europa (heute Nationalparks: ›Pieniński Park Narodowy‹ in Polen, 2346 ha und seit 1967 ›Pieninský národný park‹ in der Slowakei, 3749 ha), zugleich der erste Nationalpark in Polen errichtet. Unter Schutz stehen v. a. Gefäßpflanzen, Pilze, Flechten, Algen und Moose. Zahlreich sind Insekten.

Anfang

2 Kulturgeschichte

Der Name D. wird hergeleitet von ›Dunaiec‹ (erwähnt 1204) oder ›Dunavetz‹ (1320) und bedeutet in der urslawischen Sprache „tiefes Wasser“. Die ältesten archäologischen Befunde, deren Alter auf über 35.000 Jahre geschätzt wird, wurden in der Höhle Obłazowa entdeckt. In der Nähe vom Dorf Nowa Biała wurden Werkzeuge aus dem 10.-9. Jt. v. Ch. gefunden, die der sog. Federmesserkultur zugeordnet werden. In der Jungsteinzeit besiedelten verschiedene Nomadengruppen das Einzugsgebiet des Flusses, der im Mittelalter eine Grenze zwischen zwei Siedlungskulturen, der polnischen und ungarischen, bildete. Heute leben im Flussgebiet v. a. aus den Beskiden stammende Goralen (Górale), deren Kultur und Folklore die gesamte Region prägen.

Bereits seit Anfang des 18. Jh. wurde auf dem Fluss Holz bis an die Ostsee geflößt. Der ca. 20 km lange malerische Durchbruch des Flusses an der Grenze zur Slowakei ist seit Ende des 19. Jh. ein beliebtes Ausflugsziel, in dem u. a. Floßfahrten organisiert werden. Die tiefste und schmalste Stelle des Durchbruchs ist mit der Legende von Janosik (slowak. Jánošík), dem in Polen und der Slowakei als Volkshelden gefeierten Räuber verbunden.

Zu den größeren Orten am Fluss gehören u. a.: Czorsztyn, Niedzica, Szczawnica, Krościenko, Nowy Targ, Piwniczna-Zdrój, Dębno. Besondere Sehenswürdigkeiten im D.-Gebiet sind die Burgen in Czorsztyn und Niedzica aus dem 14. Jh. Kurheilwesen und Touristik sind die wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Die einst wichtige Holzwirtschaft spielt heute keine Rolle mehr.

(Mirosława Czochańska, Jarosław Tomasz Czochański)

Anfang
Views
bmu:kk