Hellenismus

Hellenismus. Der von Johann Gustav Droysen (1836–43) geprägte Epochenbegriff des H. umfasst politisch die Zeit zwischen dem Aufstieg des makedonischen Königshauses unter Philipp II. und seinem Sohn Alexander d. Gr. (336−323 v. Chr.) und dem Ende des Ptolemäerreichs unter Kleopatra (30 v. Chr.).

Kulturgeschichtlich meint der Begriff die Verbreitung der griechischen Sprache und Kultur und ihre Verschmelzung mit orientalischen Traditionen in einem geographischen Raum, der von Griechenland aus den gesamten östlichen Mittelmeerraum umfasst und bis weit in den Vorderen Orient hineingreift. Dabei lassen sich weder zeitlich noch räumlich klare Grenzen ziehen. Geistesgeschichtlich sind auch die griechischen Kolonien im Westen (Italien, Sizilien) einzubeziehen.

In Folge der Feldzüge Alexanders d. Gr. siedelten sich zahlreiche griechische Soldaten in den eroberten Gebieten an, mischten sich mit der ortsansässigen Bevölkerung und nahmen führende Positionen im Heer, in der Verwaltung und Wirtschaft ein.

Das Alexanderreich, die Diadochenkriege und die Auseinandersetzungen mit dem aufsteigenden Römischen Reich hinterließen in den Städten Kleinasiens, an der Schwarzmeerküste, auf dem Gebiet des ehemaligen Perserreichs, an der östlichen Mittelmeerküste und in Ägypten wichtige Elemente griechischer Kultur, die sich v. a. im Gebrauch des Griechischen als Amts- und Literatursprache sowie in einer regen Bautätigkeit griechischen Stils äußerte.

Prägend für die hellenistische Staatenwelt waren die Durchsetzung der Monarchie als Staatsform, der Herrscherkult und die Eroberung der jeweiligen Gebiete mit militärischer Gewalt. Zahlreiche Stadtgründungen (Alexandria, Antiochia, Seleukeia am Tigris) zeugen von neuem herrschaftlichem Selbstverständnis. Assimilationen zeigen sich v. a. im religiösen (z. B. Mitras-, Sarapis-, Isiskult) und künstlerischen Bereich (Stadtarchitektur und Herrscherportraits). Konflikte ergaben sich v. a. in der Begegnung mit den Juden, die sich durch die Hellenisierungsmaßnahmen seitens der Seleukiden in der Ausübung ihrer Religion bedrängt sahen. Der hellenistische Kosmopolitismus führte zu einer Blüte der Philosophie (Stoizismus), der Literatur, Medizin, Naturwissenschaft, Mathematik, Geographie, Philologie und Geschichtsschreibung.

Heinen H. 2003: Geschichte des Hellenismus. Von Alexander bis Kleopatra. München. Gehrke H.-J. 1995: Geschichte des Hellenismus. München (= Oldenbourg Grundriß der Geschichte Ia).

(Anjte Niederberger)


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