Mohács (Schlacht)

Mohács, Schlacht bei;

M. war Schauplatz zweier Schlachten im 16. und im 17. Jh. Am 29.8.1526 erlitt König Lajos II. auf dem Schlachtfeld bei M. durch die Truppen Sultan Süleymān I. (1520–66) eine vernichtende Niederlage. Die ungarische Führung versammelte mit großen Schwierigkeiten ein etwa 25-26.000 Mann starkes Heer (12-13.000 Reiter mit leichtem und schwerem Harnisch bzw. 12-13.000 meistens böhmische, polnische und ungarische Fußknechte) und hatte vor, die osmanischen Truppen ungefähr 200 km nördlich der südlichen Landesgrenze, in der Nähe der Donau, südlich vom Marktflecken M. aufzuhalten. Die türkische Armee war sowohl in der Gesamtzahl (mit den Hilfstruppen zusammen 75–80.000 Soldaten) als auch was Nachschubsystem (selbständige logistische Einheiten), Organisation und technischen Ausrüstung (stehende Infanterie, Janitscharen, Artillerie) betraf, weit überlegen. Obwohl die Verbände des siebenbürgischen Woiwoden János Szapolyai aufgrund widersprüchlicher Befehle noch weit vom Schlachtfeld entfernt waren, begannen die königlichen Truppen unter dem Kommando des Erzbischofs von Kalocsa, Pál Tomori, mit dem Angriff auf das türkische Heer.

Vermutlich glaubten sie daran, dass es möglich sei, die einzelnen Teile des ermüdeten und lagernden osmanischen Heeres separat zu vernichten. Die rechte Seite mit der schweren Reiterei nutzte die Situation aus und begann mit einem anfangs erfolgreichen Angriff auf die lagernden osmanischen Truppen, der sich aber schnell in einen großen Zusammenstoß verwandelte. Oberhauptmann Tomori warf also bald auch das Zentrum und die linke Seite, dann die in der zweiten Schlachtordnung stehenden Kräfte (wo sich auch selbst der junge ungarische König Lajos II. aufhielt), letzten Endes auch die Reserven, in den Kampf. Der Sturm der rechten Flanke brach ziemlich schnell zusammen, was zuerst Chaos, dann eine immer größere Panik verursachte. Die ungarische Kriegsführung verrechnete sich mit dem fragwürdigen Angriff und der schlechten Schlachtfeldwahl. Die Truppen rannten nämlich in die Arme der schnell aufziehenden und mit Feuerwaffen ausgerüsteten Janitscharen – Eine blutige Schlacht war die Folge.

In der um 3 Uhr nachmittags beginnenden und dann erst anderthalb Stunden langen Schlacht kamen fast die ganze Infanterie des ungarischen Heeres (etwa 10.000 Personen), der größte Teil der schweren Reiterei (ungefähr 4000 Mann), etwa 30 Magnaten und sieben Prälaten ums Leben. Auch der König ertrank auf der Flucht in einem Bachbett.

Der Sultan konnte daraufhin im September in der fast verlassenen ungarischen Hauptstadt Buda (Ofen) einziehen. Er besetzte aber die Stadt zu jener Zeit noch nicht, sondern raubte sie aus und steckte sie in Brand.

Die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen der Niederlage waren aber noch größer als die militärischen Folgen. Mit dieser Niederlage begann auch die Zeit der türkischen Eroberungen in Ungarn. Mit der Besetzung der Festungen Szigetvár und Gyula 1566 waren bereits etwa 40 % des Gebietes des spätmittelalterlichen ungarischen Reiches an die Osmanen gefallen.

Da Lajos II. kinderlos blieb, fiel Ungarn durch die Wahl von Erzherzog Ferdinand von Habsburg zum ungarischen König (d. h. nicht gemäß den Erbverträgen mit Kaiser Maximilian I., wie man im Allgemeinen meint) an die Habsburgerdynastie.

Parallel zur türkischen Besetzung führte die Wahl von János I. Szapolyai (1526–40) und Erzherzog Ferdinand (1526–64) zu ungarischen Königen zu einem mehrere Jahrzehnte langen Bürgerkrieg. Die Thronbesteigung des Letzteren ermöglichte aber auch, dass das ungarische Königreich, obwohl es in drei Teile zerrissen und so zu einem Pufferstaat zwischen dem Osmanen- und dem Habsburgerreich wurde, und trotz der damit zusammenhängenden anderthalb Jahrhunderte lang dauernden Verwüstung, ein Teil des europäischen christlichen Kulturkreises bleiben konnte. Mit der Niederlage bei M. verlor das ungarische Königreich seine bedeutende Stellung in Mitteleuropa für immer, obwohl es zu einem wichtigen und bestimmenden Bestandteil der in der Folge entstandenen Habsburgermonarchie wurde. Das Jahr der Schlacht bei M. kann dank der Wahl Erzherzogs Ferdinand zum böhmischen König gleichzeitig auch als das Geburtsjahr einer neuen Großmacht an der Donau betrachtet werden.

In der zweiten Schlacht bei Mohács besiegten am 12.8.1687 die kaiserlich-königlichen Truppen unter Herzog Karl von Lothringen und dem Kurfürsten Maximilian II. Emanuel die Osmanen und eroberten so die südlichen Territorien des spätmittelalterlichen ungarischen Königreiches zurück.

(Géza Pálffy)

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