Miskolc

Miskolc (ungar., slowak. Miškovec).

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Die nordostungarische Stadt M. mit ihren 177.141 Einwohnern (2005) liegt rund 180 km nordöstlich von Budapest an der Autobahn M3 am Fuße des Bükk-Gebirges im Komitat Borsod-Abaúj-Zemplen. Das Stadtgebiet liegt in einer Höhe von 130 m ü. d. M. und umfasst eine Fläche von 84,1 km². An den Grenzen der Stadt stoßen das Bükk-Gebirge, die Region Cserehát, das Zemplin-Gebirge und die Ränder der Großen Ungarischen Tiefebene aufeinander. Die Stadt erstreckt sich entlang des Flüsschens Szinva von der Ebene bis an die Grenzen des Nationalparks Bükk: Das zu M. gehörende Lillafüred ist bereits ein Erholungszentrum und Luftkurort. In der unmittelbaren Umgebung M.s befinden sich zahlreiche Tropfsteinhöhlen, die unter Naturschutz stehen.

Die Bevölkerung ist etwa zur Hälfte katholisch, der Rest protestantisch geprägt bzw. macht keine Angaben bezüglich seiner religiösen Überzeugung. M. ist weiters ein Zentrum der Roma-Minderheit. Mit den Stahlwerken von Diósgyőr ist M. ein Zentrum der ungarischen Eisen- und Stahlverarbeitung. Daneben sind noch die Zementverarbeitung, die Kunststoffindustrie und die Papierherstellung von Bedeutung. M. ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt Nordungarns.

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2 Kulturgeschichte

Erwähnt wird die Stadt zum ersten Mal in der Überlieferung des ungarischen Anonymus um 1200 unter dem Namen Miscoucy als Siedlungsort eines Land nehmenden Stammes. Zuerst im Besitz unterschiedlicher Familien, geriet M. 1364 unter Lajos I. als Lehen der Burg Diósgyőr in königlichen Besitz. 1365 erfolgte die Verleihung des Stadtrechts, 1405 wurde M. zur freien Königsstadt erhoben. Unter Matthias I. Corvinus erhielt es die Zollhoheit (1467), im Laufe des 15. Jh. kam es zur Verleihung weiterer Privilegien. 1544 von den Osmanen erobert und gebrandschatzt, wurde M. nach dem Fall der Festung Eger (1596) für fast 100 Jahre dem Sultan tributpflichtig. Dennoch kam es zu einem Aufblühen des Weinbaus, der Mühlen und Zünfte. Unter Ferdinand I. wurde M. eine eigene Gerichtsbarkeit zugestanden (1561), im Rákóczi-Aufstand diente M. 1704 als Hauptquartier des rebellischen Fürsten, 1706 wurde die Stadt von den kaiserlichen Truppen erobert und geplündert. Ab 1707 erfolgte ein großzügiger Wiederaufbau der Stadt, in dessen Verlauf die bedeutendsten Gebäude der Stadt entstanden: Kirchen und Schulen aller Glaubensgemeinschaften, Rathaus, Komitatshaus, erstes Gästehaus der Stadt (1750). Zu Beginn des 18. Jh. wurde M. zum Sitz des Komitats Borsod erhoben, 1770 kam es zur Gründung der ersten Eisengießerei, 1823 zur Errichtung des ersten festen Theaters in Ungarn. Im Zuge der Industrialisierung, für die v. a. Eisenverarbeitung, Glasindustrie und Bergbau von Bedeutung waren, konnte M. den regionalen Rivalen Košice überflügeln. 1843 wurde die Stadt von einer Feuersbrunst vernichtet, 1878 vom Hochwasser. Erst der Ausgleich von 1867 brachte neuerlichen Aufschwung in die Stadt, die seit 1859 an das Eisenbahnnetz angeschlossen war.

Die bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs wachsende Stadt sank nach 1918 in eine tiefe Wirtschaftskrise, die erst durch den Ausbau der Rüstungsindustrie ab den 1930er Jahren überwunden wurde. Am 14. und 15.06.1944 wurden die hier und der Umgebung ansässigen Juden, 6797 Menschen, deportiert. Am 03.12.1945 wurde M. von der Roten Armee eingenommen. Heute bekennen sich laut Volkszählung von 2001 172 M.er als Juden. 1949 wurde die Universität für Schwerindustrie gegründet, durch eine Reihe von Eingemeindungen und einen forcierten Ausbau der Schwerindustrie in der stalinistischen Ära, aber auch noch in den 60er und 70er Jahren, wurde M. zu einer Industriegroßstadt, zahlreiche Wohnsiedlungen entstanden, die bis heute einen Großteil der Bevölkerung beherbergen. In den 80er Jahren begann die Rekonstruktion der Innenstadt. Die Wendezeit und die 90er Jahre waren von der Entindustrialisierung, aber auch vom Strukturwandel – einhergehend mit hoher Arbeitslosigkeit und sozialen Spannungen – bestimmt.

(Bela Rásky)

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