Mladá Boleslav

Mladá Boleslav (tschech., dt. hist. Jungbunzlau)

Die Industriestadt M. mit ihren 43.000 Einwohnern (2005) liegt am Zusammenfluss von Jizera (dt. hist. Iser) und Klenice 230 m ü. d. M. Heute ist die Kreisstadt v. a. als Sitz der Automobilwerke Škoda bekannt.

In der zweiten Hälfte des 10. Jh. gründete Fürst Boleslav II. am Zusammenfluss der Jizera und Klenice eine Burg, bei der ein Marktflecken entstand. Die erste schriftliche Quelle zu M. stammt aus dem Jahr 1130. Bis 1318 befand sich die Burg im Besitz der böhmischen Könige. Ihre Bedeutung ging nach dem Bau der nahen Königsburg Bezděz deutlich zurück. Eine erste Blütezeit erlebte M. zwischen Ende des 15. Jh. und Anfang des 17. Jh. als Zentrum der Böhmischen Brüder. M. war Sitz der Bischöfe, einer Schule und einer Druckerei, in der 1518 die erste Landkarte Böhmens gedruckt wurde. Unter den Tovačovsky (1468–1513) und Krajíř z Krajky (1513–88) herrschte in der Stadt religiöse Freiheit. Mit dem neuen Besitzer Bohuslav Hasištejnsky z Lobkovicz (Hassenstein von Lobkowitz) kamen deutsche Lutheraner in die Stadt. 1595 kauften sich die Bürger von M. von ihrem Besitzer frei. Mit ihren damals 3000 Einwohnern zählte die Stadt zu den größten böhmischen Städten. Im 16. Jh. existierten in M. eine Schule der Brüderunität, eine der Kelchanhänger, eine jüdische Schule sowie eine deutsche lutheranische Schule. Nach der Niederlage der protestantischen Stände 1620 begann die Rekatholisierung, Hunderte von Protestanten flohen und bis zum Ende des 30jährigen Krieges hatte sich die Einwohnerzahl der Stadt halbiert. 1752–83 wurde das Schloss zur Kaserne ausgebaut, diese blieb bis 1952 in Verwendung, 1864 erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz. Ein wichtiges Datum in der Stadtgeschichte ist das Jahr 1895, in dem Václav Laurin und Václav Klement eine Werkstatt zur Herstellung von Fahrrädern eröffneten. 1898 stellten sie das erste Motorrad her, 1905 das erste Auto. 1925 fusionierte die Firma „Klement und Laurin“ mit Škoda, es entstand das größte Automobilwerk in der Tschechoslowakei, das 1948 verstaatlicht wurde.

1991 verließen die letzten sowjetischen Soldaten der seit 1968 in M. stationierten Garnison die Stadt. Im selben Jahr stieg der VW-Konzern in die Škoda-Werke ein.

(Katrin Bock)

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