Kostroma (Stadt)

Kostroma (russ.)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

K. ist die Hauptstadt des Gebiets K. und liegt 330 km nordöstlich von Moskau auf einer Fläche von 144,5 km² zu beiden Seiten der Wolga. K. verfügt über einen Flusshafen und zählt 274.500 Einwohner (2005). Das Klima ist gemäßigt kontinental. Die mittlere Temperatur beträgt im Januar –12 °C, im Juli 17 °C, die jährliche Niederschlagsmenge erreicht etwa 600 mm. K. gehört zu den Städten des sog. Goldenen Rings, ist seit 1744 Sitz des Erzbistums K.-Galič und wird jährlich von mehr als 120 000 Touristen besucht.
K. ist ein Zentrum der Textilindustrie. Verarbeitet wird insbesondere das in der Umgebung angebaute Leinen. Eine wichtige Rolle spielen außerdem Leichtindustrie, Automobilzulieferung, Holzverarbeitung und Landwirtschaft. In K. wird das Mineralwasser „Heilige Quelle“ (Svjatoj istočnik) abgefüllt. Höhere Bildungseinrichtungen der Stadt sind die „Staatliche N.-A.-Nekrasov-Universität K." (Kostromskoj Gosudarstvennyj Universitet i. N. A. Nekrasova), die „Staatliche Pädagogische Universität K.“ und die Staatliche "Technologische Universität K.“ (Kostromskoj Gosudarstvennyj Technologičeskij Universitet), die „Filiale der Militäruniversität für biologischen, chemischen und Strahlenschutz“ (Kostromskoj Filial Voennogo Universiteta Radiacionnoj, Chimičeskoj i Biologičeskoj Zaščity) sowie die „Staatliche Landwirtschaftliche Akademie K.“ (Kostromskaja Gosudarstvennaja Sel’skochozjajstvennaja Akademija ). 1808 wurde das „Ostrovskij-Schauspielhaus K.“ (Kostromskoj dramatičeskij teatr im. A. N. Ostrovskogo) eröffnet, 1963 erhielt es einen Neubau.

2 Kulturgeschichte

Jurij Dolgorukij soll K. um 1157 gegründet haben. Vom 13. bis 17. Jh. wurde die Stadt mehrmals verlassen und sowohl von den Mongolen als auch von Novgoroder und polnisch-litauischen Heeren geplündert. 1239 baute Jaroslav Vsevolodič, Großfürst von Valdimir, K. nach einem Brand von wieder auf und gab sie 1247 seinem jüngsten Sohn Vasilij Jaroslavič als Teilfürstentum. Seit ca. 1316 gehört K. zur Moskauer Rus.
Während der polnisch-schwedischen Intervention zu Beginn des 17. Jh. leistete K. dem militärischen Aufgebot Moskaus unter Minin Kuzʹma und Dmitrij M. Požarskij materielle und personelle Unterstützung. Die Überlieferung, dass der aus K. stammende Bauer Ivan Susanin die Feinde in die Wälder und Sümpfe lockte, wo sie besiegt werden konnten, er selbst jedoch umkam, wurde in der Oper ›Ivan Susanin‹ von Michail Glinka verarbeitet.
Die „Kathedrale im Kloster des Erscheinens Christi“ (Bogojavlenskij monastyrʹ, 1559–65, mit Fresken von 1672) und die „Christi-Auferstehungs-Kirche im Walde“ (Cerkovʹ Voskresenija na Debre), die 1652 erbaut wurde und reich an Verzierungen ist, sind die ältesten Baudenkmäler in K. Am Zusammenfluss von Kostroma und Wolga liegt das Hypathioskloster (Ipatʹevskij Monastyrʹ) mit Steinmauern und Türmen aus dem 16. und 17. Jh. Der erste Zar der Romanov-Dynastie, Michail Fedorovič Romanov, erhielt in diesem Kloster 1613 sein Zepter. Auf dem Klostergelände befinden sich neben der „Dreifaltigkeitskathedrale“ (Troickij sobor, 1650–52) und dem Glockenturm als Wahrzeichen der Stadt (1603–05) das im 17. Jh. gestaltete „Romanov-Palais“ (Palata Romanovych). Im Kloster wird zudem die „Ikone der Gottesmutter“ (Feodorovskaja ikona Božʹej Materi) verwahrt, die zur Zeit Vasilij Jaroslavičs zu einem russischen Sieg über die Mongolen verholfen haben soll.
Im 17. und 18. Jh. war K. eine der größeren russischen Städte mit einer bedeutenden Textil-, Leder- und metallverarbeitenden Industrie (Schmiedekunst und Silber). Die erste Leinenmanufaktur wurde 1751 eröffnet. Der Handel florierte aufgrund der Lage an der Handelsstraße von Archangelsk nach Moskau und zum Kaspischen Meer sowie der unmittelbaren Nähe zur wohlhabenden Handelsstadt Jaroslavlʹ.
Nach dem großen Brand im Jahre 1773 wurde der heutige fächerförmige Grundriss der Stadt angelegt. Von der klassizistischen Bebauung dieser Zeit sind das Ensemble der sog. Handelsreihen (Torgovye rjady, 1770er–1830er) und administrative Bauten wie das Gebäude der „Amtsstellen“ (Zdanie prisutstvennych mest, 1806–09), die „Hauptwache“ (Gauptvachta, 1824/25), der „Feuerwachturm“ (Požarnaja kalanča, 1825–28) und das Haus der „Adelsversammlung" (Dvorjanskoe sobranie, 1838) erhalten. Des weiteren prägen die Holzverzierungen der Häuser und kunstvolle schmiedeeiserne Tore das Stadtbild. 1857 wurde in K. das erste russische Mädchengymnasium eröffnet. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Stadt von Zerstörungen weitgehend verschont.

http://www.kostroma-info.ru] [Stand 21.6.2005]. http://www.kostroma.net [Stand 21.6.2005].

(Ulrike Granaß)


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