Turaŭ (Stadt)

Turaŭ (weißruss., russ. Turov, poln. Turów). Die rund 3200 Einwohner (2002) zählende Stadt T. liegt im Gebiet Homelʹ im Südosten der Republik Weißrussland.

Das am Pripjet gelegene T. ist eine der ältesten Städte Weißrusslands: Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt geht auf das Jahr 980 zurück (Nestorchronik. T. war vom 10.–13. Jh. Hauptstadt des Fürstentums T.-Pinsk, das Ende des 12. Jh. immer mehr an politischer Bedeutung verlor und zu Beginn des 13. Jh. in mehrere selbständige Teilfürstentümer zerfiel, wobei sich neben den Fürstentümern Pinsk, Kleck und Sluck u. a. auch das Fürstentum T. herausbildete. In der Folgezeit kamen diese unter die Herrschaft des Fürstentums Galizien-Wolynien. Das Fürstentum T.-Pinsk war ein wichtiges Bindeglied in den Beziehungen des Kiewer Reiches zu Litauen und Polen. 1240 wurde T. jedoch von den Mongolen zerstört. Im 14. Jh. kam T. zu Litauen und im Zuge der Union von Lublin 1569 zu Polen. Nach der zweiten Teilung Polens befand sich T. seit 1793 im russischen Teilungsgebiet. Im Anschluss an die Gründung der Sowjetunion war T. bis 1991 Bestandteil der „Weißrussischen Sowjetrepublik“ (Belaruskaja Saveckaja Sacyjalistyčnaja Rėspublika). Seit 1991 gehört T. zur Republik Weißrussland. In Weißrussland gilt T. heute als einer derjenigen historischen Orte, denen im Zuge der Herausbildung einer eigenständigen Staatlichkeit und Identität eine Schlüsselrolle zukommt.

(Kai Witzlack-Makarevich)

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