Botanik (Russland)

Botanik (Russland).

Botanische Kenntnisse sind lange Zeit in der russischen Kultur nur indirekt zu erschließen: aus Beschreibungen in Annalen oder Viten. Ein botanisches Interesse manifestiert sich direkt seit dem 16. Jh. in den zahlreichen „Kräuterbüchern“(russ. Travniki). Diese medizinischen Handbücher mit Hinweisen zu Pflanzen, Tieren und Mineralien mit ihren Eigenschaften und Heilwirkungen wurden anscheinend in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten gelesen.

In der 2. Hälfte des 17. Jh. sind Anstrengungen des Hofes zu verzeichnen, praktisches Wissen der B. aktiv zu erwerben und nutzbringend zu praktizieren. Aus dem Jahre 1651 ist überliefert, dass ein russischer Würdenträger bei einem Ausländer eine Pflanze namens ›Reinzat‹ bemerkte und seinem Verwalter befahl zu untersuchen, in welcher Erde die Aussaat durchgeführt wird und wann bzw. wie diese Pflanze geerntet wird. In Moskau wurde versucht, auch „Astrachaner Wein“, Maulbeerbäume und Baumwollstauden aus dem Süden des Reiches anzubauen. Durch Ausländer ist überliefert, wie in einem arbeitsaufwendigen Prozess Melonen in kleinen Gärten unter Bastmatten gezüchtet wurden.

Kuzakov V. K. 1976: Očerki razvitija estestvennonaučnych i techničeskich predstavlenij na Rusi v X-XVII vv. Moskau. Rajnov T. I. 1940: Nauka v Rossii XI-XVII vv. Moskau. Schneck S.: Wissenswelten im Russland des 17. Jh. Intellektualisierung, Disziplinierung und Grammatikalisierung des frühneuzeitlichen Moskau (in Arbeit). Seebohm T. M. 1977: Ratio und Charisma. Ansätze und Ausbildung eines philosophischen und wissenschaftlichen Weltverständnisses im Moskauer Russland. Bonn.

(Stefan Schneck)

Views
bmu:kk