Lechfeld (Schlacht)

Lechfeld, Schlacht auf dem

In der Schlacht bei Augsburg, auch „Lechfeldschlacht“ oder „Ungarnschlacht“ genannt, trug König Otto I. am 10.8.955 den Sieg über die zahlenmäßig überlegenen Ungarn davon. Die leichtbewaffneten ungarischen Reitertruppen streiften bereits seit Anfang Juli plündernd durch Bayern und Schwaben und wandten sich zuletzt der Eroberung Augsburgs zu. Auf die Kunde hin, dass Otto I. mit einem 3–4000 Mann starken gepanzerten Reiterheer, zusammengesetzt aus den Verbänden der Bayern, Franken, Schwaben, Böhmen und einer kleinen sächsischen Einheit, aus nordwestlicher Richtung heranrückte, überschritten sie den Lech und versuchten Ottos Heer von hinten aufzureiben. In dem blutigen Kampf brachte erst der von Konrad dem Roten (Herzog von Lothringen) geleitete Angriff einen Umschwung zugunsten des königlichen Heeres: Die ungarischen Truppen zogen sich über den Lech zurück und wurden auf der Flucht durch Bayern größtenteils vernichtet – entscheidende Kampfhandlungen fanden also auch noch einige Tage später und an mehreren Orten statt. Die gefangenen ungarischen Anführer, unter ihnen Lél und Bulcsu, wurden in Regensburg gehenkt.

Die „Lechfeldschlacht“, durch die Vita Bischofs Ulrich von Augsburg und die Sachsengeschichte Widukinds von Corvey überliefert, wird mit gutem Recht als epochales Ereignis betrachtet. Die glänzende Verteidigungsleistung stellte die gewachsene Einheit des ostfränkischen Reiches deutlich vor Augen und steigerte die Autorität Ottos I., dessen Herrschaft fortan nicht mehr angefochten wurde. Der am Laurentiustag erstrittene Sieg gab dem Gedanken der Mission neuen Auftrieb und führte zur Gründung des Bistums Merseburg und des Erzbistums Magdeburg. Die Bezwingung der heidnischen Ungarn verlieh Ottos Königtum imperialen Charakter und rechtfertigte die Übernahme der Kaiserwürde im Jahre 962.

Die traumatische Niederlage bereitete den ungarischen Streifzügen in westliche Richtung ein abruptes Ende. Ihre Sesshaftwerdung hatte allerdings schon früher begonnen und kann nicht ausschließlich auf die „Lechfeldschlacht“ zurückgeführt werden. Ferner ist zu berücksichtigen, dass nicht der gesamte Stammesverband, sondern nur die im westlichen Karpatenbecken siedelnden Stämme sich an den Kämpfen beteiligten. Deren hohen Verluste begünstigten die Konsolidierung des arpadischen Herrschaftsverbandes, der unter dem Großfürsten Géza und dessen Sohn István (Stephan dem Hl.) Anschluss an das christliche Abendland fand.

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(Gábor Varga)


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