Liutprand von Cremona

Liutprand von Cremona; *ca. 920 †ca. 972, Geschichtsschreiber, Diplomat und Bischof. Aus einer adligen langobardischen Familie stammend wuchs L. am Hofe von Pavia auf, wo sein Vater und Stiefvater sich im Dienste Hugos von Arles, des Königs von Italien (926–947), hervorgetan hatten und mit Gesandtschaften nach Byzanz betraut worden waren. Unter Berengar II. von Ivrea bekam L. die Weihe eines Diakons und wurde Kanzler. Vom 17.9.949 bis nach Ostern 950 weilte er im Auftrag Berengars am byzantinischen Hof und lernte den byzantinischen Kaiser Kōnstantinos VII. Porphyrogennētos und das byzantinische Hofzeremoniell kennen. Nach dem Bruch mit Berengar flüchtete L. zum ostfränkischen König Otto d. Gr., von dem er das Bistum Cremona erhielt (961). In Italien nahm L. sowohl bei den Kaiserkrönungen Otto d. Gr. (962) und Otto II. (967) als auch an den inneritalienischen Kirchenstreitigkeiten sowie der Absetzung Papst Johannes’ XII., der Wahl Johannes’ XIII. und der Synode von Ravenna teil. Vom 4.6.-2.10.968 warb er im Auftrag Ottos bei Nikēphoros II. Phōkas in Konstantinopel zunächst erfolglos um die Hand einer byzantinischen Prinzessin. Erst 971 gelang die Brautwerbung. L. beteiligte sich vermutlich an der Gesandtschaft, die Theophanu von Byzanz abholte.

L. genoss eine solide Ausbildung und besaß Kenntnisse des zeitgenössischen Griechischen wie auch der Sprache der Kirchenväter. Die Werke Ls. (›Liber antapodoseos‹, ›Historia Ottonis‹, ›Relatio de legatione Constantinopolitana‹) stellen die Hauptquellen über sein Leben und über die Geschichte Italiens im 10. Jh. dar. Der ›Liber antapodoseos‹ („Buch der Vergeltung“) legt Rechenschaft v. a. über Berengar und seine Frau Willa ab und behandelt sowohl die Geschichte Italiens, des Ostfränkischen Reiches als auch von Byzanz. Das Buch hat anekdotenhaften Charakter und diente neben Unterhaltungszwecken der Schilderung des Niedergangs der politischen und kulturellen Verhältnisse in Italien, dem erst durch die Ankunft Otto d. Gr. ein Ende gesetzt wurde. ›Relatio de legatione Constantinopolitana‹ ist ein polemisch gehaltenes Buch der Gesandtschaftreise L.s, wobei die schroffe Behandlung L.s in Konstantinopel und die Ablehnung der Brautwerbung Ottos durch den byzantinischen Kaiser wohl zu diesem überzeichneten Bild beigetragen haben. Die Werke L.s sind eine unverzichtbare Quelle zur Geschichte des byzantinischen Reiches, insbesondere des Hofzeremoniells und des Gesandtschaftswesens.

Chiesa P. (ed.) 2001: Liudprandus Cremonensis. Opera omnia. Turnhout (= Corpus christianorum. Continuatio mediaevalis, 156). Karpf E. 1991: Liutprand. Angermann N. (Hg.): Lexikon des Mittelalters 5. München, 2041 f. Sutherland J. N. 1988: Liudprand of Cremona. Bishop, Diplomat, Historian. Studies of the Man and His Age. Spoleto (= Settimane di Studio del Centro italiano sull' Alto Medioevo=Biblioteca degli »Studi Medievali« 14)

(Alexandru Stefan Anca)

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