Brzeg
Brzeg (poln., dt. hist. Brieg)
Die an der Oder zwischen Breslau und Oppeln 134–150 m ü. d. M. liegende Stadt B. gilt als die schönste und älteste Stadt Schlesiens. Sie umfasst eine Fläche von 14,7 km² und zählt 38.496 Einwohner (2006). Hauptindustriezweige sind die Lebensmittel- und Elektroindustrie.
Erste Erwähnungen einer Händler- und Fischersiedlung mit dem Namen Wissoke Brzegh stammen aus 1234. Der Ort erhält etwa 1248 vom Breslauer Fürsten Henryk III. Biały (1227/30–66) das Stadtrecht. Gegen Ende des 13. Jh. werden in B. eine Stadtmauer und ein Schloss errichtet. 1311 wird das Fürstentum Breslau in die drei Fürstentümer Breslau, Liegnitz und B. aufgeteilt. B. wird Hauptstadt des neu entstandenen gleichnamigen Fürstentums. Fürst Bolesław III. Hojny (ca. 1291–1352) legt 1312 die Fürstentümer Liegnitz und B. wieder zusammen. 1329 wird Bolesław III. böhmischer Lehnsmann und macht die Stadt 1342 zu seiner ständigen Residenz. In der zweiten Hälfte des 14. Jh. erlebt B. dank Herzog Ludwig I. (1359–98) einen großen kulturellen und baulichen Aufschwung. Es entstehen das Schloss und das Kollegiat der hl. Hedwig, das mit einer reichen Büchersammlung ausgestattet ist. Der größte Schatz der Büchersammlung ist der sog. Lubiner Kodex, die Legende von der hl. Hedwig.
Zwischen 1428 und 1432 wird B. durch die Hussitenkriege schwer in Mitleidenschaft gezogen. Ab dem 15. Jh. beginnt das Fürstentum B. zu schrumpfen und die Stadt erlebt einen wirtschaftlichen Niedergang. Doch im 16. Jh. erhält die Stadt ihren Rang als Hauptstadt des Fürstentums zurück und erblüht erneut unter den Herzögen Friedrich II. (1521–74), der das Luthertum einführt, und Georg II. (1547–86). 1675 stirbt Herzog Georg Wilhelm, der letzte Vertreter der Piastendynastie. Damit gehen Stadt und Fürstentum in den Besitz der Habsburger Monarchie über. Mit der Regierungszeit der Habsburger verbunden ist der Versuch der Rekatholisierung der Bevölkerung: Jesuiten und Kapuziner werden in der Stadt angesiedelt und errichten dort ihre Klöster.
1741 wird B. bei der Belagerung durch die Preußen empfindlich zerstört. Ein Jahr später fällt die gesamte Region unter preußische Herrschaft. B. wird Kreis- und Garnisonsstadt. 1807 nehmen Napoleons Truppen die Stadt ein und vernichten die Befestigungsanlagen.
Im Zweiten Weltkrieg trägt die Stadt erhebliche Schäden davon und wird nach Kriegsende Polen angegliedert. Die Hochwasserkatastrophe von 1997 verursacht in der Stadt schwere Schäden. Seit hat B. wieder den Status einer Kreisstadt.