Koprivnica

Koprivnica (kroat., dt. hist. Kopreinitz, ungar. hist. Kaproncza); Stadt in Mittelkroatien, Bezirk Koprivničko-križevačka županija, 24.809 Einwohner (2001), davon 94,8 % Kroaten, 1,8 % Serben, 0,4 % Albaner u. a. K. liegt 70 km südöstlich von Varaždin, 149 m ü. d. M. und wird durchflossen vom rechten Nebenarm der Drau (Koprivnička rijeka, 43 km).
Die mittlere Temperatur in K. beträgt im Januar 1 °C, im Juli 22 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich auf 750 mm.
Ursprung Ks. bildete die königliche Siedlung Kamengrad. 1446 zerstört, verlagerte sich der Siedlungsschwerpunkt auf das Gebiet des heutigen K. Die in Chroniken erwähnte, wahrscheinlich aus der Herrschaftszeit der Arpaden stammende Feudalburg ›Kukaproncza‹ ist verfallen. Architekturdenkmäler finden sich erst ab dem 17. Jh., obwohl die Geschichte der Stadt weitaus länger, bis auf den Ban Slawoniens, Mikac Mihaljević (1325–43), und das ungarisch-kroatische Königshaus, zurückreicht. Der ansässige Adel erhielt 1338 das Recht auf freie Handelsausübung zugesprochen. 1356 wurde K. durch einen Erlass König Lajos I. königliche Freistadt. Die günstige geographische Lage gab der Stadt die Möglichkeit, am Handelsverkehr mit der Adriaküste teilzunehmen und bis zum 16. Jh. wirtschaftlich zu expandieren. Nach der Niederlage bei Mohács 1526 belagerten osmanische Truppen K., das jedoch von Ban Petar II. Keglević erfolgreich verteidigt werden konnte. K. wurde in der Folgezeit fest in das System der ab Mitte des 16. Jh. errichteten habsburgischen Militärgrenze (Slavonska Krajina) integriert. Ab 1549 entstand zu diesem Zweck die bis zum Ende des 16. Jh. ausgebaute Renaissancefestung K.s, die sich nach dem Frieden von Karlowitz (1699) zu einem Stützpunkt regulärer k. u. k. Grenztruppen entwickelte, ehe sie 1862 fast ganz abgerissen wurde.
Bis in die Mitte des 18. Jh. sollten militärische Faktoren und Interessen die weitere Entwicklung K.s bestimmen, obwohl Ks. Ferdinand III. der Stadt zwischen 1638 und 1652 erneut weit reichende ökonomische Rechte verlieh (Brücken- und Straßenbau, dreimal jährliche Abhaltung einer Handelsmesse). Im Jahr 1659 wurden in K. ca. 80 Haushalte gezählt, 1787 waren es 534 und 1880 umfasste die Stadt 1015 Haushalte. Aus der Barockzeit stammen zahlreiche sakrale und nichtsakrale Baudenkmäler K.s, so das Arsenal von 1714 und Plastiken im öffentlichen Stadtbild (die Säule ›des trauernden Christus‹, eine Statue des hl. Nepomuk aus dem Jahr 1747). 1685 wurde das Franziskanerkloster mit der Kirche des hl. Antonius von Padua fertig gestellt. Ebenso aus dem 17. Jh. ist die Pfarrkirche St. Nikolaus erhalten. Die orthodoxe Heiliggeistkirche wurde 1793 fertig gestellt.
Bereits seit der ersten Hälfte des 19. Jh., verstärkt nach den Revolutionsjahren 1848/49, war die Wirtschaft K.s durch den Zuzug von Handwerkern und Kaufleuten aus weiten Teilen Österreich-Ungarns und des Osmanischen Reiches (insbesondere aus Makedonien) stark gewachsen. 1910 zählte K. 8018 Einwohner (7138 Kroaten, 271 Ungarn, 232 Deutsche, 120 Serben u. a.). Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs und erneut in der Zwischenkriegszeit siedelten sich in der Stadt zahlreiche Industrieunternehmen an. Ein modernes Bankensystem entstand. Chemische, Nahrungsmittel- und Baustoffindustrie sind seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die hauptsächlichen Wirtschaftszweige der Stadt.

Feletar D. (Hg.). 1986: Koprivnica. Grad i spomenici. Zagreb.

(Robert Mießner)


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