Latvijas Nacionālā Neatkarības Kustība

Latvijas Nacionālā Neatkarības Kustība (lett., Abk. LNNK, „Nationale Unabhängigkeitsbewegung Lettlands“); von national denkenden Intellektuellen am 10.7.1987 im Rigaer Arkadijas Park gegründete, gegen die reformkommunistische Regierung eingestellte Organisation, die der amtierende Parlamentspräsident Anatolijs Gorbunovs zunächst zu verbieten beabsichtigte. Im Unterschied zur Estnischen Nationalen Unabhängigkeitsbewegung nahm die L. an den Wahlen zum Obersten Sowjet der Sowjetrepublik Lettland teil. Ihre Popularität war dennoch beschränkt, sie wurde nie zu einer Massenbewegung. In Umfragen im April 1989 wurde sie anders als die Volksfront oder die Grünen eher als Risiko empfunden, weil sie den Konflikt mit Moskau suchte. Nach der Unabhängigkeit Lettlands 1991 erforderte die neue Parteiengesetzgebung die Umwandlung der L. in eine Partei, die sich „Nationaldemokratische Partei Lettlands“ (lett. Latvijas Nacionāli Konservatīvā Partija) nannte, und von der sich nach den Wahlniederlagen 1993 und 1995 sowie dem erfolglosen Versuch einer national-konservativen Regierungsbildung unter Andrejs Krastiņş 1994, bald ein liberaler Flügel abspaltete, 1997 mit der nationalistischen Partei „Für Vaterland und Freiheit“ (lett. Tēvzemei un Brīvībai) fusionierte. Verantwortung am politischen Misserfolg der L. trug u. a. der deutschstämmige Geschäftsmann Joachim Siegerist, der 1993 durch Einbringung finanzieller Wahlkampfmittel in die L. aufgenommen wurde, dessen polarisierender Stil jedoch in der lettischen Bevölkerung auch auf Ablehnung stieß, und der später aufgrund mangelhafter Sprachkenntnisse an der Parlamentsarbeit nicht teilnehmen konnte und aus Partei und Fraktion ausgeschlossen wurde.

Latvijas Universitātes žurnāla „Latvijas Vēsture“ fonds, Latvijas Zinātņu akadēmijas Baltijas stratēģisko pētījumu centrs (Hg.) 1998: Latvijas valsts atjaunoşana 1986.-1993. Rīga. Lieven A. 1994: The Baltic revolution. New Haven.

(Axel Reetz)


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