Poltava (Stadt)

Poltava (russ./ukrain.; poln. hist. Połtawa).

Die Stadt P. liegt in der östlichen Ukraine am Ufer des Flusses Vorskla 132 m ü. d. M. P. ist das administrative Zentrum des gleichnamigen Gebietes und zählt 313.400 Einwohner (2004).

Archäologische Funde belegen eine Erstbesiedlung des Gebietes um P. vor 15.000 Jahren. Im 6./5. Jh. v. Chr. war es von Nomadenstämmen und vom 7.–13. Jh. von slawischen Stämmen, den „Sewerjanen“ (russ./ukrain. Severjane, altruss. Ševern, Ševerjane), bewohnt. Die erste schriftliche Erwähnung einer Siedlung Ltava bzw. Oltava stammt aus dem Jahr 1174, als der bzw. Oltava stammt aus dem Jahr 1174, als der sewerjanische Fürst Igorʹ Svjatoslavovič den Fluss Vorskla nahe Ltava überquerte und die Kumanen(Steppennomaden) angriff, was im sog. Igorlied (russ. ›Slovo o polku Igoreve‹) literarisch verarbeitet wurde. Es wird angenommen, dass die Stadt ihren Namen von einem der Zuflüsse der Vorskla – Ltava oder Oltava – erhielt.

Während der mongolo-tatarischen Übergriffe Anfang des 13. Jh. wurde Ltava zerstört. In der nächsten urkundlichen Erwähnung Anfang des 15. Jh. findet sich bereits die heutige Bezeichnung P. In dieser Zeit herrschte der litauische Fürst Vytautas über die Stadt, der seine Macht 1430 dem Fürsten Aleksandr Glinskij übertrug. 1482 griff der tatarische Khan Mengli-Girej die Stadt an. Nachdem der polnische König Sigismund I. dem Fürsten Michail Glinskij 1508 P. abgerungen hatte. In einem Schriftstück von 1641 wird P. erstmals als Stadt bezeichnet.

Während des Befreiungskrieges unter Führung von Bogdan Chmelnickij war P. seit 1648 Sitz des ukrainischen Kosakenregiments und versorgte die Aufständischen mit Waffen und Schießpulver.

1657/58 fand in P. ein Aufstand gegen den ukrainischen Hetman Ivan Vigovskij statt, der vom P.er Oberst Martin Puškarʹ geleitet wurde. Nachdem es Vigovskij gelungen war, den Aufstand niederzuschlagen, wurde die Stadt von seinen tatarischen Verbündeten geplündert. Während des ukrainischen Bürgerkrieges 1660–80 war P. weiteren Tatarenangriffen ausgesetzt, was einen Ausbau der Befestigungsanlagen zur Folge hatte.

Im Nordischen Krieg zwischen Russland und Schweden (1700–21) fand nahe der Stadt eine der entscheidenden Schlachten statt, in der der schwedische König Karl XII. und Hetman Mazepa von Zar Pëtr I. Alekseevič geschlagen wurden. 1775 wurde P. dem Gouvernement Novorossijsk angegliedert, 1796–1802 war es Teil des Gouvernements Černigov und seit 1802 administratives Zentrum eines eigenen Gouvernements. Nach der russischen Revolution und dem Bürgerkrieg befand sich P. auf dem Territorium der Ukrainischen Sowjetrepublik und seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 liegt es auf ukrainischem Staatsgebiet.

Frojanov I. J., Dvorničenko A. J. 1988: Goroda-gosudarstva drevnej Rusi. Leningrad. Donnert E. 1985: Altrussisches Kulturlexikon. Leipzig. Poltava (http://www.poltava.biz/poltava/pol0.shtml) (Stand 19.07.07). Poltava (http://wwwold.itl.net.ua/kharkov/other_towns/poltava.html) (Stand 19.07.07).

(Julia Schatte)

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